Abiona - Das Bündnis (German Edition)
ihn, doch er redete nicht mit mir. Er war einfach nur stumm. Ich fragte, wie ich ihm helfen könnte und er zeigte auf seine Nachtischschublade. Dort drin war dieser Spiegel.
Ich schaute hinein, doch ich sah nichts. Als ich wieder aufblickte, war Abiona eingeschlafen. Dann kam Hanrik ins Zimmer und fragte mich, wie ich es wagen könnte, Abiona zu stören. Er müsse sich ausruhen und ich solle gefälligst lernen, sonst würde ich ihn nie heilen können. Er riss mir den Spiegel aus der Hand und warf ihn auf den Boden. Als der Spiegel den Boden berührte, schoss eine Feuersäule aus seinem Inneren. Ein Schatten trat aus dem Feuer. Doch er sah mich nicht. Er ging auf Hanrik zu und riss ihn mit sich. Bevor der Schatten wieder in das Feuer trat, fiel sein dunkler Blick auf mich und erfüllte mich mit Grauen. Ich wollte um Hilfe schreien, doch ich war wie gelähmt. – Es war schrecklich. Heute Morgen hatte ich den Traum vergessen, aber eben fiel er mir wieder ein, als du Hanrik erwähntest.«
Vankoti nahm ihr den Spiegel aus der Hand. »Ich werde das überprüfen. Sonst habe ich keine Ruhe mehr.«
»Überprüfen? Was meinst du damit?«
Vankoti wies auf seinen Hals. »Nun, ich habe meine Stimme wieder und weiß, wie der Spiegel funktioniert. Und Hanriks Blut habe ich auch.«
»Du hast sein Blut?«
»Ja, seit Eldana mir damals erklärt hat, wie dieser Spiegel funktioniert, habe ich keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, um an das Blut unserer Ratsmitglieder zu gelangen. Das war nicht allzu schwierig, denn als Heiler habe ich einige von ihnen behandeln dürfen.«
Er öffnete seinen Mantel und zog ein kleines Mäppchen heraus, das er jetzt vor Sylans verblüfften Blick entrollte. Es enthielt einige beschriftete Ampullen, medizinische Mittel und Essenzen. Sylan hob erstaunt die Augenbrauen. »Das kann nicht sein! Woher wusstest du...?«
»Ich wusste gar nichts. Ich wusste nicht einmal, ob ich Eldana glauben kann. Ich habe es eher aus Voraussicht getan. Und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich es ausprobieren sollte.«
Sylan schlug sich mit der Hand an die Stirn und rief: »Jetzt verstehe ich! Die kleine silberne Scheibe, die du im Eulenhort verborgen hattest....!«
»Ja, sie war ein Teil dieses Spiegels. Ich habe sie vorsichtig herausgelöst, bevor ich den Spiegel Eldana gegeben habe, um sie, wenn nötig, im Auge zu behalten. Zunächst dachte ich, ich hätte den Spiegel dadurch vielleicht funktionsunfähig gemacht. Aber Eldana hat ihn ja danach wieder erfolgreich benutzt. Zumindest um mit der Unterwelt Kontakt aufzunehmen. Außerdem fehlte bereits an einer anderen Stelle ein kleiner Splitter und ich dachte mir, dann würde es kein Problem sein…« Er verstummte und schüttelte den Kopf.
Sylan schaute ihren Freund wissend an. »Und jetzt überlegst du, ob deine Sabotage zu dem Unfall mit Abiona geführt haben könnte?!«
Vankoti schwieg und sie sah seinem Gesicht an, wie ihn dieser Gedanke tatsächlich quälte. Energisch schüttelte sie den Kopf. »Dafür könnte es tausend Gründe geben. Ich glaube nicht, dass du an dem Unfall Schuld bist! Hanrik hat die Waffe geworfen, bis dahin war nichts Schlimmes passiert!«
Vankoti verzog den Mund zu einer Grimasse und lachte unglücklich. »Ja, aber es könnte auch sein, dass dieser Spiegel, Gefahr und Unheil heraufbeschwört.«
Sylan nickte. »Darin gebe ich dir Recht. Der Spiegel hat bisher nur Pech gebracht! Wir sollten ihn vielleicht tatsächlich nicht mehr benutzen!«
Vankoti schaute zu ihr auf und sein Gesicht wirkte plötzlich müde und grau. »Dann finden wir weder Eldana, noch erfahre ich, was mit Hanrik ist.«
Sylan schwieg eine Weile. Dann strich sie ihm über das blasse Gesicht. »Aber vielleicht können wir unserem Herzen vertrauen, wie wir es bisher immer getan haben.«
Er schloss die Augen. Aber was sagt dir dein Herz, Sylan?
Sie schaute ihn ernst an. Dass wir zurückkehren sollten. Wenn wir uns beeilen, erreichen wir die Grenzen von Lichterstadt noch heute Nacht. Morgen früh könnten wir im Tempelbezirk sein und uns den anderen erklären. Du hast deine Stimme wieder. Sie brauchen deinen Rat und deine Hilfe. Wenn meine Mutter entschieden hat, ihren Weg allein zu gehen, dann soll sie das tun. Ich werde ihr nicht hinterherlaufen. Schließlich ist sie erwachsen und ich bin es auch.
Vankoti lächelte plötzlich. »Dein Weg liegt hell und klar vor dir«, sagte er anerkennend.
Sylan zuckte unschlüssig mit den Schultern. »Ich weiß vielleicht, was ich
Weitere Kostenlose Bücher