Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
immer nur das Beste über dich
    geschrieben.«
    Hier gibt man seinen Beruf auf.
    Es ist problemloser, Freund zu sein.

Pädagogik

    Dieser Tage kehrte ich nach einem kurzen Auslandsaufenthalt heim in den Schoß der Familie und wurde von meiner vierzehnjährigen Tochter Renana mit folgenden Worten begrüßt: »Du bist ein blöder Hund, Paps, und wirst langsam, aber sicher, senil. Außerdem stinkst du.«
    Sie sah mich erwartungsvoll an, verharrte einen kurzen Moment, dann machte sie kehrt und verschwand. Offensichtlich war sie enttäuscht. Ich hingegen ging schnurstracks zu ihrer Mutter und fragte sie, ob solche Dinge heutzutage an den Schulen gelehrt würden.
    »Ja«, meinte die beste Ehefrau von allen. »Warum?«
    Ich verlangte eine umfassende Erklärung, und sie erläuterte den jüngsten Stand der Dinge einschließlich des neuesten pädagogischen Hintergrundes.
    Renana, so wurde ich informiert, mache in letzter Zeit eher gute Fortschritte in der Schule, außer in einem Fach: angewandte Literatur. Die ersten betrüblichen Anzeichen waren sichtbar geworden, als der Lehrer den Schülern das Aufsatzthema: »Meine aufschlußreiche Unterhaltung mit unserem älteren Briefträger« gab. Renana war verzweifelt, da sie noch nie ein Wort mit irgendeinem Briefträger, nicht einmal mit einem jungen, gewechselt hatte. Meine Frau versuchte hilfreich zu sein. Sie riet ihr, zu schreiben, daß sie unseren älteren Briefträger nach seinem Befinden gefragt hätte, worauf dieser versicherte, er trüge seine tägliche Last mit Wonne, da er ein wahrer Sozialist sei, der fest daran glaube, jeder pünktlich zugestellte Brief sei ein Baustein zur Errichtung einer fröhlichen, klassenlosen Gesellschaft.
    Renana verwarf den Vorschlag ihrer Mutter als infamen Betrug und schrieb statt dessen: »Ich kenne keinen Briefträger.«
    Dies entsprach zwar den Fakten, doch das Ergebnis war die schlechteste Note, die in der Geschichte ihrer Schule jemals vergeben wurde.
    Das nächste Thema, mit dem man Renana konfrontierte, lautete: »Ich vergaß, den Wasserhahn abzudrehen.« Dies bewirkte vermutlich den leichten Schimmelgeruch, der mir gleich beim Betreten unseres Hauses in die Nase gestiegen war.
    Danach verschwand sie für drei Tage, bis die Polizei sie von den Gestaden des Toten Meeres nach Hause brachte. Dort hatte sie Material für den Tatsachenbericht gesucht: »Meine Gedanken beim Betrachten von Lots Weib.« Gott sei Dank war ihr daraufhin eine Ruhepause vergönnt. Sie mußte eine Zeitlang das Bett hüten wegen eines verstauchten Knöchels, den sie sich anläßlich des Aufsatzes: »Als ich unachtsam die Autobahn überquerte« zugezogen hatte.
    »Und heute sammelt sie Erfahrungen zum Thema ›Als ich die Gefühle eines lieben Mitmenschen verletzte‹«, schloß meine Gattin ihren Bericht. »Deshalb nannte sie dich ›blöder Hund‹. Das Kind braucht Material. Wenn also einige unserer Freunde und Bekannten uns plötzlich schneiden, weißt du, warum. Hast du irgendeine Idee, was wir tun könnten?«
    Ich schlug ein Protestschreiben an den Unterrichtsminister vor mit der dringenden Anfrage, warum jeder Schulaufsatz unbedingt in der 1. Person Einzahl zu verfassen sei?
    Die beste Ehefrau von allen fragte, ob ich nicht eine intelligentere Methode wisse, meine Zeit zu vergeuden. Daraufhin sagte ich: »Aber ja«, setzte mich hin und schrieb dieses Dokument.

Inflation

    »Also«, wandte sich der Finanzminister an diesem denkwürdigen Abend an seinen Kabinettchef, »was wurde heute teurer?«
    »Mmh«, der Kabinettchef wich dem Blick des Ministers aus, »heute . . . mmh . . . nichts. Heute nichts.«
    »Hör zu, KC«, der Minister wurde ungeduldig, »für billige Witze ist meine Zeit zu kostbar.«
    »Es ist kein Witz«, erwiderte der KC. »Heute ist kein einziger Preis gestiegen. Ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Die Preise sind seit gestern eingefroren. Das ist ein unumstößliches Faktum. Irgendwo muß Sand ins Getriebe gekommen sein. Aber wenn es sein muß, bin ich bereit, die persönliche Verantwortung dafür zu übernehmen. Deshalb möchte ich den Herrn Minister bitten, hiermit meinen Rücktritt zu akzeptieren.«
    Der Minister wurde blaß. Einen Moment lang saß er regungslos da, erstarrt wie der Preisindex, dann schlug er mit der Faust auf die Schreibtischplatte:
    »Verdammt noch mal! Und das sagen Sie mir erst jetzt, kurz vor Feierabend?«
    »Wir haben alle bis zur letzten Minute gehofft, daß irgendein Preis steigen würde«, wand sich

Weitere Kostenlose Bücher