Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
möge sich mobil machen und bereithalten . . .
    Und da erfahrungsgemäß einer Sorge die nächste folgt, fiel mir in dieser dramatischen Phase eine interessante Frage ein, die ich in Ermangelung einer geeigneteren Bezugsperson mir selber stellte:
    »Unter mir gesagt, Ephraim«, sagte ich mir, »was ist eigentlich so Furchtbares dran an diesem Freitag?«
    Ich gab widerspruchslos zu, daß die Abneigung gegen die 13 an sich begründet ist. Jedem kultivierten Menschen ist bekannt, daß auf Leonardo da Vincis berühmtem Gemälde »Das letzte Abendmahl« dreizehn Personen zu zählen sind, inklusive Judas.
    Mit dem Aberglauben der Zahl 13 hat es schon seine Ordnung.
    Was aber ist gegen den unschuldigen Freitag einzuwenden?
    Warum soll ausgerechnet der Freitag ein offizieller Unglückstag sein und nicht zum Beispiel der Donnerstag, wo es donnert? Mein Grübeln führte zu keinem greifbaren Ergebnis. Alles, was mir einfiel, war, daß Selbstmörder den traurigen Sonntag bevorzugen, und Berufshexen den schwarzen Sabbat . . .
    »Moment mal«, wandte ich mich daher an Felix. »Können Sie mir eigentlich sagen, warum ausgerechnet der Freitag ein Unglückstag sein soll?«
    »Keine Ahnung«, stieß mein Nachbar hervor und stürzte mit einem heiseren Schrei in das dunkle Tagesgeschehen.
    Es stellte sich alsbald heraus, daß alle meine Bekannten in ähnlichem Dunkel tappten. Wer immer von mir befragt wurde, bestätigte mir vorbehaltlos, daß ein 13. plus Freitag einfach lebensbedrohend sei, aber keiner von ihnen kam weiter als Leonardo da Vinci.
    Einer meiner akademisch gebildeten Bekannten riskierte die aus dem Leeren gegriffene Vermutung, daß es sich hierbei um ein atavistisches Phänomen aus der Steinzeit handeln müsse. Andere erklärten ohne Umschweife, der Grund sei irrelevant, da es müßig wäre, historische Notwendigkeiten in Frage zu stellen.
    Kurz bevor ich drauf und dran war, die Flinte ins Korn zu werfen, wandte ich mich an eine 90jährige Matrone, und sie war es, die mir als einzige eine vernünftige und nicht von spießigem Aberglauben entstellte Erklärung gab.
    Die ehrwürdige Dame schloß die Augen und sagte nach langem Schweigen:
    »Freitag der 13. ist seit Menschengedenken ein sehr beängstigendes Datum, weil an diesem Tag alle Menschen sehr verängstigt sind.«

Ehrlichkeit

    Ein seltsames Faktum ist: die meisten Menschen, denen man so in meiner Umgebung begegnet erweisen sich früher oder später als ausgesprochen ehrliche Wesen. Eines Morgens zum Beispiel, als ich die Hauptstraße entlangging, erhaschte ich im Schaufenster eines Schuhgeschäftes, das voll rosaroter Sandalen war, mein Spiegelbild. Der flüchtige Blick belehrte mich, daß meine Frisur etwas verwahrlost war. Ich ging rasch weiter, und zwar genauso lang, bis ich eines schicken Friseurladens ansichtig wurde. Ich trat ein, ließ mich in einen freien Dentistenstuhl fallen und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Es kam ein diensteifriger Mann, der in einen Operationsmantel gehüllt war. Er richtete an mich die Frage:
    »Haare schneiden?«
    »Nein«, erwiderte ich, »nur fassonieren.«
    Was immer »fassonieren« im deutschen Sprachraum bedeuten mag, im mediterranen Friseurjargon ist damit Folgendes gemeint: »Bitte schneiden Sie vorne und oben nichts weg, es genügt, wenn Sie an den Seiten und unten ein bißchen stutzen.«
    Ich bevorzuge dieses System, denn a) beginnen die weiblichen Bewohner meines Haushalts immer zu kichern, wenn ich mir die Haare schneiden lasse, da b) ich mit kurzen Haaren wie ein schwachsinniges Schaf wirke.
    Der Friseur nahm seine Schere zur Hand und verkündete:
    »Fassonieren wird nicht genügen, mein Herr. Was Sie brauchen, ist ein richtiger Haarschnitt. Überlassen Sie das ruhig mir.«
    »Hören Sie zu«, sagte ich in strengem Ton, »kann sein, daß ich einen richtigen Haarschnitt brauche, aber ich will ihn nicht! Mir genügt fassonieren. Ist das klar?«
    »Mag sein, mein Herr, aber fassonieren genügt mir nicht.«
    »Also gut«, schnappte ich zurück, »dann werden Sie mich eben fassonieren, und ich bezahle einen Haarschnitt.«
    Worauf der Friseur sich wortlos in mein Haar vertiefte.
    Ich blickte erst von meinem Herrenmagazin auf, als er mir einen kleinen Handspiegel vor den Hinterkopf hielt. Das mag eine Art von Ritual bei Friseuren sein, vielleicht ist es aber auch nur ein Aberglaube. Was ich im großen Spiegel erblickte, war allerdings eine derartig fundamentale Veränderung meiner Person, das die Herrschaften Jekyll

Weitere Kostenlose Bücher