Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
will?«
    Die Weinrebs trösteten sich inzwischen mit den brillanten Karrieren seiner Brüder. Amitai hatte das Nachtlokal verkauft und gründete eben einen exklusiven Massagesalon, während Micky, der diplomierte Tierstimmenimitator, mit großem Erfolg die ideologische Kampagne seiner Partei leitete und im Begriff war, für das Parlament zu kandidieren.
    Die alten Weinrebs hofften immer noch, daß Aaron vielleicht bei der Schlußprüfung durchfallen würde, aber Wunder sind heutzutage eine Sache der Vergangenheit. Aaron absolvierte »summa cum laude«, sank auf den Status eines fix besoldeten Lehrbeauftragten herab und fiel seiner Familie zur Last. Auch seine Heirat änderte nichts an der Misere, denn er brachte nur zwei Kinder zustande, und die ihm zustehende staatliche Kinderbeihilfe war nicht der Rede wert. Wenn sein Onkel Avigdor, der zum Millionär avancierte Steuerexperte, ihm nicht eine kleine Wohnung gekauft hätte, würde er vermutlich immer noch bei den Eltern leben.
    Und hier könnte unsere traurige Geschichte enden, wenn nicht eines Tages die Professoren des Landes in einen Hungerstreik getreten wären. Auch unser Aaron folgte dem Streikaufruf, obwohl dies eine persönliche Konfrontation mit seinem Bruder Micky brachte, da der brillante Tierstimmenimitator inzwischen als stellvertretender Kultusminister amtierte.
    Der Professorenstreik zog sich endlos hin, und eines Tages erblickte der alte Weinreb die große Chance: er empfahl seinem arbeitslos gewordenen Sohn, eine Auslandsreise anzutreten. Der weitblickende Alte besorgte ihm sogar auf eigene Kosten ein Flugticket.
    Aaron stieg aus dem Flugzeug und mußte die traurige Erfahrung machen, daß sein Physikerdiplom im Ausland nicht anerkannt wurde. So blieb ihm also nichts anderes übrig, als die Laufbahn eines freien Handwerkers, genauer gesagt Installateurs, anzustreben.
    Heute ist er ein wohlhabender Mann, der mit seinem Schicksal äußerst zufrieden ist.
    Die Moral der Geschichte: man soll die Hoffnung nie aufgeben.

Freitag

    Als ich vor ein paar Tagen mein Haus betreten wollte, stand mir Felix Selig im Weg, und es gab kein Entrinnen. Meines Nachbarn Gesichtsausdruck spiegelte die tiefste Weltuntergangsstimmung.
    »Sind Sie sich eigentlich der Tatsache bewußt«, fragte mich Felix, »daß der 13. Juli dieses Jahres auf einen Freitag fällt?«
    Bis zu dieser Minute hatte ich mich mit dem Problem noch nicht persönlich auseinandergesetzt. Ich warf daher einen Blick in meinen Kalender und stellte unwillig fest, daß an der Behauptung meines Nachbarn Felix nichts zu rütteln war. »Ich bin mir der Lage durchaus bewußt«, versuchte ich Ruhe zu bewahren.
    Wiewohl ich rein äußerlich ein Bild absoluter Selbstbeherrschung bot, begannen in meinem Bauch einige neurotische Schmetterlinge zu flattern. Wenn ich nicht irre, waren es genau 13 Stück. Jeder frischgewickelte Säugling weiß schließlich, daß die Zahl »13« automatisch Unglück bringt. Dies dürfte einer der vielen Gründe dafür sein, daß sie, die Säuglinge, ihr möglichstes tun, nicht an einem 13. das Licht der Welt zu erblicken. Ebenso wird ein vorsichtiger Mann nie an einem 13. heiraten. Wenn überhaupt.
    Es geht auch die Mär, daß zum Tode Verurteilte, deren Hinrichtung auf einen 13. festgesetzt ist, die delikate Zeremonie zumindest um einen Tag vorzuschieben trachten, um etwaige Unglücksfälle zu vermeiden.
    Und heuer, im Juli, fällt der 13. noch dazu auf einen Freitag.
    Düstere Vorahnungen beschlichen mich. Etliche Freunde und Bekannte sowie einige ausgewählte Passanten, die ich von der herannahenden Doppelkatastrophe in Kenntnis setzte, reagierten mit sichtbarem Erschrecken: »O Gott, ich bin Ihnen wirklich dankbar, daß Sie mich gewarnt haben«, keuchte unsere Putzfrau mit kreidebleichem Antlitz. »Gerade an diesem Freitag hatte ich vor, die Vorhänge abzunehmen ...«
    An der Eingangstür unseres Metzgers prangte eine Tafel mit der eilig hingekritzelten Aufschrift: »Am kommenden Freitag bleibt das Geschäft wegen unvorhersehbarer Unglücksfälle geschlossen.«
    Der betagte Briefträger in unserem Häuserblock hatte uns bereits informiert, daß er vorhabe, am Wochenende krank zu werden. Seine Bandscheiben hatten vorsichtshalber zu knirschen begonnen.
    Was mich betrifft, so stehe ich natürlich über solchen Dummheiten. Mit einem überlegenen Lächeln sagte ich daher meine Besprechungen für den Freitag ab und teilte unserem Hausarzt mit, daß wir ihn vermutlich benötigen würden. Er

Weitere Kostenlose Bücher