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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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identifiziert wurden.
    Am nächsten Tag konnte der spektakuläre Fall endgültig aufgeklärt werden.
    Auf dem Polizeirevier erschien nämlich eine blutjunge Bardame, die gegen die versprochene Belohnung ihren Freund, den Supermarkt-Killer, anzeigte. Es handelte sich um einen dünnen, hochgeschossenen, kurzgeschorenen jungen Strolch, der sich geweigert hatte, ihr ein Paar Ohrringe zu kaufen.

Partnerschaft

    Der Wolkenbruch erwischte mich mitten im Stadtzentrum. Natürlich hatte ich keinen Regenschirm. Glücklicherweise erblickte ich ein herumstreunendes Taxi. Ich brüllte aus Leibeskräften, riß die Türe auf, machte einen Hechtsprung ins Innere des Wagens und befahl dem Fahrer: »Fahren Sie los, egal wohin!«
    Dann erst fiel mein Blick auf den knochigen Unbekannten am anderen Ende der Sitzbank, der gleichzeitig mit mir von der gegenüberliegenden Seite hereingehechtet war. Wir starrten einander an, bis die Spannung zwischen uns unerträglich wurde.
    »Tut mir leid«, sagte der Taxifahrer, »ich darf nur einen Fahrgast befördern.«
    »Oje«, stöhnte ich. »Warum?«
    »Vorschrift«, erklärte der Taxler vorschriftsmäßig. »Während einer Fahrt kein zweiter Fahrgast. Also keine Verbrüderung, bitte.«
    Es war einer jener historischen Augenblicke, in denen sich die unterdrückten Massen gegen die allmächtige Bürokratie zusammenrotten.
    »Was heißt hier Verbrüderung, wir gehören zusammen«, sagte ich dem Fahrer, und prompt wandte ich mich an meinen knochigen Mitfahrer: »Hast du eine Ahnung, Walter, warum Lefkovitz am Sonntag nicht gekommen ist? Shlomo war fuchsteufelswild, und man kann es ihm nicht einmal übelnehmen.«
    »Shlomo ist ein Trottel«, kapierte der Knochige blitzschnell. »Er hat genau gewußt, daß Lefkovitz eine leichte Kolik hatte. Übrigens, findest du nicht auch, daß Shlomo sich in letzter Zeit vollkommen verändert hat?«
    Der Fahrer drehte sich um und durchbohrte uns mit seinem Blick. In seinen Gesichtszügen spiegelte sich ein gewisses Mißtrauen. Daher fühlte ich mich verpflichtet, dem Knochigen all meine Vorbehalte gegen den unverschämten Shlomo und seine Machenschaften zu eröffnen. Der Taxifahrer gab sich geschlagen und fuhr los. Während der Fahrt besprach ich mit Walter eingehend die obskuren Familienverhältnisse von Dr. Grünberger, unter besonderer Berücksichtigung der Seitensprünge seiner zweiten Frau. Als unser Taxifahrer in einer Gesprächspause leicht bremste, ergriff uns Panik und wir erweiterten unseren Themenkreis auf die drei siamesischen Katzen dieses liederlichen Weibes . . .
    Als wir endlich aus dem Taxi stiegen, der Knochige und ich, waren wir so gut befreundet, daß wir in der nächsten Bierstube weitere zwei Stunden Lefkovitz' Nierensteine, Shlomos trübe Geschäfte und Grünbergers ärgerlichen Lottogewinn besprachen.
    Dann hörte es auf zu regnen.
    Wir fuhren mit einem Taxi heimwärts. Unterwegs machten wir noch einen Höflichkeitsbesuch in der nächsten Irrenanstalt, Walter und ich, und fühlten uns ganz wie zu Hause.

Schlüsselerlebnis

    Eines Tages ging ich in eine Gemischtwarenhandlung, um zwei Bleistifte zu kaufen. Als ich das bescheidene Päckchen mit meinen Neuerwerbungen entgegennahm, überreichte mir der Inhaber einen Schlüsselanhänger. Ich sagte ihm, daß ich keinen verlangt hätte. Seine Betroffenheit war nicht zu übersehen:
    »Werter Herr«, protestierte er. »Dieser hochoriginelle Schlüsselanhänger ist ein Präsent unseres Hauses!«
    Interessiert untersuchte ich die kleine Kostbarkeit. Es handelte sich um einen durchaus funktionsfähigen Nickelring, an dem ein winziges Paket Spielkarten an einer ebenso winzigen Kette befestigt war. Diese raffiniert getarnte Bestechung des Gemischtwarenhändlers hätte einen durchaus nützlichen Zeitvertreib abgegeben, vorausgesetzt man trägt Lupe und Pinzette bei sich.
    Daheim angelangt, wollte ich meine kleine Tochter Renana damit beglücken. Es stellte sich heraus, daß sie bereits 162 originelle Schlüsselanhänger besaß. Den letzten hatte sie gerade eine Stunde zuvor von der besten Ehefrau von allen bekommen, ein Präsent aus Mamas Schönheitssalon. Sie zeigte mir die neue Errungenschaft. An der winzigen Kette des Schlüsselringes baumelte ein klitzekleines Opernglas, genau die richtige Größe für einen großgewachsenen Floh, der seine Angebetete in der gegenüberliegenden Opernloge betrachten will.
    »Ist dir das wirklich noch nicht aufgefallen?« fragte die beste Ehefrau von allen. »Diese

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