Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
überraschten Gastes steckt. Ihr stellt euch gelenkige Japanerinnen wie siamesische Kätzchen vor, zierliche Nymphomaninnen, die bei Nacht splitternackt unter eure Decke schlüpfen. Glauben Sie mir, das ist der dümmste Witz, den wir in den letzten 300 Jahren gehört haben.«
    »Wenn das so ist«, fragte ich, »was ist dann die Aufgabe der japanischen Frau?«
    »Sie ist der Schatzmeister der Familie«, lächelte Fräulein Hachitishu, »oder besser gesagt, der Finanzminister. Mit anderen Worten, sie kontrolliert das gesamte Einkommen ihres Gatten, außer einem Taschengeld von einigen Yen. Vorausgesetzt, er benimmt sich anständig.«
    »Und die japanischen Männer lassen sich das gefallen?«
    »Natürlich. Sie haben ja ›Shogun‹ nicht gelesen.«
    Mit diesen Worten verabschiedete sie sich, die winzige Shashiko Hachitishu, und fuhr lächelnd nach Yokohama. Ich blickte ihr mit gemischten Gefühlen nach und beschloß, sie aus dem Protokoll zu streichen. Als Vollblutschriftsteller verabscheue ich die nackte Wahrheit. Ich bevorzuge, wie jeder normale Mann, eine zarte kleine Geisha, hingebungsvoll, unterwürfig und verführerisch. Sonst nichts.
    Nach dem Abgang des kleinen Schmetterlings stand ich also auf, faltete meine Hände vor der Brust, und – ja, zum Donnerwetter noch mal! – ich verbeugte mich tief, noch tiefer und verkündete lauthals in meinem sowie im Namen aller Supermänner dieser Erde: »Leb wohl, gelbe Rose aus dem Orient! Mögen die Götter dich behüten und geleiten auf deiner weiten Reise in das Land der aufgehenden Sonne und der blühenden Kirschbäume . . .«
    So. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Alles bleibt, wie es war. Geishas, Shoguns, Butterflys, das ganze Teehaus.
    Punktum.

Phantomzeichnung

    Jetzt, da die geheimnisvollen Morde im Supermarkt endlich aufgeklärt sind und der Mörder für alle Zeiten hinter Schloß und Riegel sitzt, muß die brillante Detektivarbeit gelobt werden, die schon nach knapp zwei Jahren zur Verhaftung des Verbrechers führte.
    Die Fakten sind bekannt. Der Täter betrat an jenem schicksalhaften Tag den Supermarkt und suchte nach Hustenbonbons. Als er keine fand, zog er eine Maschinenpistole hervor und erledigte dreizehn Kunden und eine Kassiererin. Dann drehte er sich um und ging davon. Die Kriminalpolizei setzte sofort ein Sonderkommando ein. Es war – wie einige Spezialisten später zugaben – so ziemlich die schwerste Aufgabe, mit der sie je betraut wurden.
    Lange Zeit schien es, als ob der Killer kein einziges Indiz hinterlassen hätte. Doch dann, im letzten Moment, kurz bevor man den Fall zu den Akten legen wollte, tauchte das Beweisstück auf, das die Polizei auf die Spur brachte.
    Einer der erfahrensten Beamten fand ein langes, weißes Haar auf einer Dose veredelten Zwetschgenkompotts im untersten Fach eines Regals, und hier setzte eine logische Kette von Schlußfolgerungen ein.
    Das weiße Haar, so folgerte man messerscharf, deutete auf eine ältere Person hin. Aus seiner Länge war zu schließen, daß der ehemalige Besitzer in finanziellen Nöten sein müßte, da er nicht in der Lage war, regelmäßig zum Friseur zu gehen. Daß dieses Haar ausgerechnet auf einer Dose Zwetschgenkompott klebte, wies weiter darauf hin, daß der Verbrecher unter Verstopfung leiden müsse. Darüber hinaus konnte man annehmen, daß jemand, der sich aus einem Regal ganz unten bedient, klein und kurzsichtig ist. So wurde das Netz immer enger gezogen. Aus dem vorhandenen Beweismaterial entwarfen erfahrene Fachleute eine Phantomzeichnung des Killers: einen älteren, kleingewachsenen, kurzsichtigen und schäbig gekleideten Mann mit strumpfbedecktem Gesicht, dessen verkrampfter Ausdruck von einem trägen Stuhlgang herrührte.
    Das Bild des Täters wurde erst in der Presse veröffentlicht, kurz danach im Fernsehen gezeigt. Die Bevölkerung wurde ersucht, die Polizei bei der Verbrecherjagd zu unterstützen. Innerhalb weniger Tage meldeten sich bei den Behörden 327 Anrufer, die den Verdächtigen erkannt hatten. 321 davon behaupteten, es handle sich um den Bürgermeister von Jerusalem. Dieser hatte jedoch für die fragliche Zeit ein hieb- und stichfestes Alibi. Daher konzentrierte man sich auf die übrigen sechs Verdächtigen.
    Sie wurden im Hof des Polizei-Hauptquartiers in eine Reihe gestellt, und etliche Stammkunden des Supermarktes wurden aufgefordert, den Mörder zu identifizieren. Im Anschluß daran wurden drei Stammkunden festgenommen, welche ihrerseits von den Verdächtigen

Weitere Kostenlose Bücher