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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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an, als hätte ich gerade etwas Unerhörtes gesagt.
    1 Henry ist nicht der Name, den er damals verwendete, aber im Sinne der Nachvollziehbarkeit nenne ich ihn im ganzen Buch genauso wie an dieser Stelle einfach bei seinem richtigen Namen.
    »Warum haben Sie es aufgegeben?«
    »Wie … wie bitte?«
    Henry zeigte auf den Notizblock vor mir. Ich hatte immer einen neben der Kasse liegen, für den Fall, dass mir plötzlich eine brillante Idee kam oder ich irgendeine spannende Beobachtung machte (das passierte natürlich nie, aber semper fidelis, klar, oder?). Die letzten vier Stunden über hatte ich eine halbe Seite voll mit einzeiligen Storyideen notiert, von denen keine einzige das Potenzial zu einer zweiten Zeile barg. Die untere Hälfte der Seite zierte mittlerweile ein gekritzeltes Männchen, das einem riesigen wütenden Adler mit rasiermesserscharfen Krallen den Stinkefinger zeigte. Die Bildunterschrift lautete: To Mock a Killing Bird. Bedauerlicherweise war das die beste Idee, die ich seit Wochen gehabt hatte.
    »Das Schreiben. Mich würde interessieren, warum Sie es aufgegeben haben.«
    Nun war ich es, der ihn anstarrte. Aus irgendeinem Grunde sah ich plötzlich einen Mann mit einer Taschenlampe vor mir, der die spinnwebenverhangenen Regale in einem dunklen Lagerhaus durchwühlt. Es war keine angenehme Vorstellung.
    »’tschuldigung, aber ich … «
    »Verstehe. Entschuldigen Sie. Es war unhöflich von mir, Sie zu unterbrechen.«
    Meine Güte … jetzt fühlte ich mich plötzlich genötigt, mich dafür zu entschuldigen, dass er sich entschuldigt hatte.
    »Nein, nicht im Geringsten. Es ist nur … wie kommen Sie darauf?«
    »Sie sehen aus wie jemand, der schreibt.« Er zeigte auf das Regal mit den Leihbüchern in der hinteren Ladenecke. »Offensichtlich mögen Sie Bücher, und ich sehe Sie hier manchmal schreiben … also nahm ich an, es wäre Ihre Leidenschaft. Es interessierte mich bloß, warum Sie es nicht weiterverfolgt haben.«
    Einleuchtend. Vielleicht ein bisschen anmaßend (nur weil ich in einem Ramschladen arbeite, heißt das gleich, dass ich meine Leidenschaft aufgegeben habe?), aber einleuchtend. Also gab ich ihm die ehrliche, deprimierend banale Antwort, von wegen »Das Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu schmieden«. Dies führte uns zu einer Diskussion über John Lennon, was uns zu einer Diskussion über die Beatles führte, was uns wiederum zu einer Diskussion über Yoko Ono führte, und das führte zu gar nichts. Wir unterhielten uns einfach. Ich fragte ihn, ob ihm die Gegend gefiel. Wie die Arbeiten an seinem Haus vorangingen. Was er beruflich machte. Er beantwortete all meine Fragen gebührend. Aber trotzdem – auch wenn wir bloß dort standen und höflich miteinander plauderten, zwei junge Kerle, die Belangloses quatschen – wurde ich das Gefühl nicht los, dass noch eine andere Unterhaltung zwischen uns stattfand. Eine Unterhaltung, an der ich gar nicht wirklich teilnahm. Ich merkte, dass Henrys Fragen immer persönlicher wurden. Ich merkte, dass es mit meinen Antworten genauso war. Er fragte mich nach meiner Frau. Meinen Kindern. Meiner Schreiberei. Er erkundigte sich nach meinen Eltern. Wollte wissen, was ich im Leben bereute. Ich beantwortete alle seine Fragen. Ich wusste, dass das seltsam war, aber es war mir egal. Ich wollte es ihm erzählen. Diesem jungen, reichen Typen mit der unordentlichen Frisur, den überteuerten Jeans und der Sonnenbrille. Diesem Typen, dessen Augen ich noch niemals gesehen hatte. Den ich kaum kannte. Ich wollte ihm alles erzählen. Es sprudelte einfach aus mir heraus, als hätte er einen Korken gezogen, der seit Jahren in meinem Mund gesteckt hatte – einen Korken, der all meine Geheimnisse unter Verschluss gehalten hatte. Dass ich als Kind meine Mutter verloren hatte. Die Probleme mit meinem Vater. Mein Davonlaufen. Meine Schreiberei. Meine Zweifel. Die verstörende Gewissheit, dass es mehr gab als das. Unsere Geldsorgen. Mein Kampf gegen die Depression. Wie oft ich darüber nachgedacht hatte, einfach alles hinzuschmeißen und davonzulaufen. Wie oft ich darüber nachgedacht hatte, mich umzubringen.
    Ich kann mich kaum erinnern, die Hälfte davon erzählt zu haben. Vielleicht hatte ich es auch gar nicht erzählt.
    Irgendwann bat ich Henry, meinen unfertigen Roman zu lesen. Ich hatte eine Heidenangst davor, dass er oder irgendwer ihn las. Ich hatte sogar eine Heidenangst davor, ihn selbst zu lesen. Aber trotzdem fragte ich

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