Abraxmata
die Kletteraktion für Abraxmata sehr anstrengend und er kam ziemlich aus der Puste. Auch der Schweiß begann ihm von der Stirn zu tropfen. Er hatte bereits ungefähr die Hälfte der Strapaze hinter sich, als er sich fest verkrallte, um kurz zu verschnaufen und nach unten zu sehen. Die untergehende Sonne ließ den Wald in seinem ganzen Glanz erstrahlen. Von seinem Hochsitz aus konnte Abraxmata weit sehen. Der Lauf des Mondschattenbaches sah von hier oben völlig verzerrt aus. Die Biegung nach Pentons Blumeninsel schien viel enger zu verlaufen, als man es von unten wahrnahm. Abraxmata beobachtete, wie ein Schweißtropfen sich von seiner Stirn löste, nach unten fiel und dort auf ein seltsames grünes Gewächs tropfte. Er wollte weiterklettern, doch er hielt noch inne, weil es ihm war, als hätte sich dort unten irgendetwas bewegt. Mit Schrecken sah er, dass aus der Pflanze, auf die eben sein Schweiß getropft war, eine schwarze Ranke zu wuchern begann, die bedrohlich auf ihn zuschoss. Ein dünnes Ende begann sich bereits um seine Hinterkralle zu wickeln und daran zu ziehen. Eine zweite dickere Ranke hatte seine Höhe erreicht und sauste über seinem Körper durch die Luft. Angsterfüllt fiel ihm der Indira-Griff ein.
Er kniff die Augen zusammen, schickte noch ein paar Stoßgebete an den großen Waldgeist nach oben und konzentrierte sich. Nichts, was er sich gewünscht hatte, geschah, stattdessen spürte er, wie sich eine dicke Ranke wie eine große Würgeschlange um seinen Bauch wand und immer fester zuzuziehen begann. Schon nach wenigen Sekunden fing er an, wie wild nach Luft zu ringen und zu strampeln, was ihn unnötig Kraft kostete. Abraxmata nahm durch die geringe Luftzufuhr nur noch wenig wahr und das Bild vor seinen Augen wurde immer undeutlicher und begann zu verschwimmen. Wie in Trance nahm er plötzlich wahr, wie die kräftigen Äste des Baumes auf ihn zuschossen, bis er nur noch die grünen Heinekinblätter als großes grünes Meer wahrnahm.
Dann spürte er, wie der Druck um seinen Leib abnahm, etwas mit einem lauten Knall auf dem Boden unter ihm aufschlug und er zu rutschen und schließlich zu fallen begann. Er versuchte wieder einzuatmen und spürte, wie die Luft tief in ihn einströmte. Er kam immer stärker wieder zu sich, bis er langsam registrierte, was mit ihm passierte. Der Baum rauschte an ihm vorbei und der Boden kam immer näher. Obwohl er genau wusste, dass ihn niemand hören würde, schrie er laut auf. Voll Entsetzen sah er, dass ein Ast des alten Baumes auf ihn zukam. Der Ast fing ihn federnd auf und sauste dann nach oben. Abraxmata verschloss die Augen vor Angst und wagte sie erst wieder zu öffnen, als sich der Ast unter ihm schon eine Weile nicht mehr bewegt hatte. Er war direkt vor dem Eingang zur Gilkohöhle gelandet. Zögernd blickte er sich um. Die Sonne war verschwunden und an dem grauen Himmel war bereits der Mond zu sehen. Dicker Nebel zog auf und ließ die Bäume, von denen Abraxmata nur noch die Kronen in der Nebelsuppe sehen konnte, wie dunkle Gespenster hervorragen.
Die Nacht würde bald hereinbrechen. Wie sollte er im Dunkeln wieder vom Baum herunterkommen? Würde ihn der Baum auffangen, wenn er sich einfach in die Tiefe stürzte? Abraxmata versuchte, sich nicht weiter mit diesen Fragen zu quälen und stieg durch den Höhleneingang hinein, der ihm, angesichts der Körpergröße der Gilkos, die vielleicht so groß waren wie Abraxmatas Pfote, überdimensional groß erschien.
Im Inneren war er von der Helligkeit und Freundlichkeit der Empfangshalle vollkommen überwältigt. Mit äußerster Sorgfalt waren in die hohen Holzsäulen wunderschöne Landschaftsbilder mit Flüssen und Tälern sowie Blumen jeglicher Art, die im Mondschattenwald blühten, hineingeschnitzt, so glatt, dass sie wie Marmorsäulen wirkten. In der Mitte der Halle stand eine überlebensgroße Statue eines Gilkos, der in etwa Abraxmatas Größe hatte. Auch hier war das Holz so gut bearbeitet, dass es wie Stein aussah. Der Gilko trug auf seinen mittellangen Haaren einen Blätterkranz und blickte aus seinen sehr ernst wirkenden Augen auf den Höhleneingang. Obwohl er keine Miene verzog, wirkte er auf Abraxmata gütig und weise. Die Wände schimmerten in einem angenehmen Blau, ganz so wie die Flügel der Gilkos, wenn sie im Sonnenlicht flatterten. Es kam Abraxmata vor, als wären die Wände feucht, doch als er sie berührte, fühlten sie sich wie weicher Flaum und keineswegs nass an. Der Boden glänzte in allen
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