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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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auf die Fanfarenklänge der Trompeten, die Festrede und die Ehrenmedaille. Alles, was ich hörte, war das unregelmäßige Plätschern des Wassers gegen den Bootsrumpf, das leise Verkehrsgemurmel auf dem glatten Asphalt, der den großen Yachthafen vom öffentlichen Badestrand trennt, Musikfetzen, die nicht zusammenpaßten, Bootsgelächter, die verschwommene Harmonie des Alkohols sowie den Gesang eines Moskitos, der sich im Landeanflug auf meinen Nacken befand.
    Ich kickte gegen einen Betonpfeiler und stauchte mir die Fußzehen. Wir leben in den Jahren des Playboy, aber die halten offensichtlich nicht, was sie versprechen. Angeblich soll es von anbetungswürdig amoralischen Häschen, für die Sex eine angenehme gesellschaftliche Gefälligkeit bedeutet, nur so wimmeln. Die neue Lebensart. Und sie sind tatsächlich in mehr als ausreichenden Mengen vorhanden und verfügbar, aber es haftet ihnen eine sonderbare Reizlosigkeit an. Frauen, die sich nicht in acht nehmen und nichts auf sich halten, können auch für niemand anderen von großem Wert sein. Sie werden zu kleinen, hübschen Annehmlichkeiten - wie etwa Gästehandtücher. Und die gewollt geistreichen Bemerkungen, die sie machen, ihre gezierten kleinen Lustschreie sind so künstlich wie die gestickten Monogramme auf den Gästehandtüchern. Nur eine Frau mit Stolz, Komplexität und emotionaler Spannung ist den Akt der Liebe echt wert, und es gibt nur zwei Möglichkeiten, so eine an Land zu ziehen. Entweder man lügt und beschmutzt die Beziehung mit dem Wissen um die eigene Hinterlist, oder man akzeptiert die tiefe Verwicklung, die emotionale Verantwortung, die Dauerhaftigkeit, nach der die Frau sich naturgemäß sehnt. Ich liebe dich, kann nur auf zwei Arten gesagt werden.
    Aber innere Spannung ist auch ein fester Bestandteil des Lebens, und daher ertappte ich mich dabei, wie ich zu dem großen, teuren Raddampfer hinüberschlenderte, auf dem der Alabama Tiger seine permanente Hausbootparty abhält. Unbestimmte Hallorufe begrüßten mich. Ich hielt mich an einem Glas fest, gab mich unerträglich liebenswürdig, entsprechend geheimnisvoll und auf der richtigen Wellenlänge witzig und beobachtete die Beziehungen in der Gruppe, bis ich zwei mögliche Kandidatinnen herausfiltern konnte. Ich entschied mich für eine aufblühende Rothaarige namens Molly Bea Archer aus Waco, Texas, sonderte sie sorgfältig von der Meute ab und verfrachtete sie, beschwipst und willig, auf die Busted Flush. Sie hielt sie für ein reizendes kleines, altes Schiff, huschte umher, stieß beim Anblick der sanitären Einrichtungen Laute des Entzückens aus und benahm sich wie ein kleines Kätzchen, bis sie sich mit der Wirklichkeit der Schlafenszeit konfrontiert sah; sie stellte sich ihrer kleinen gesellschaftlichen Aufgabe mit antrainierter Geschicklichkeit und angeborenem Fleiß. Wir ruhten uns aus und tauschten die erforderlichen Komplimente aus, dann erzählte sie mir von ihrem schrecklichen Problem: ob sie das letzte Semester an der Baylor Universität absolvieren oder irgendeinen reizenden kleinen alten Herrn heiraten sollte, der fürchterlich in sie verliebt war, oder ob sie eine phantastische Stelle in Houston bei einer reizenden kleinen, alten Versicherungsfirma annehmen sollte. Sie seufzte, gab mir einen kleinen schwesterlichen Kuß und einen freundschaftlichen kleinen Klaps, stand auf, reparierte ihr Gesicht und zwängte sich wieder in ihre Shorts und ihr Oberteil, und nachdem ich uns in den Gläsern, die wir von dem anderen Boot mitgebracht hatten, einen frischen Drink gemixt hatte, begleitete ich sie zurück zu Tigers Party und blieb aus reiner Höflichkeit noch ein Viertelstündchen.
    Als ich wieder alleine im Dunkeln in meinem Bett lag, fühlte ich mich traurig, uralt, matt und betrogen. Molly Bea war innerlich so beteiligt gewesen wie eine jener Gummipuppen, die sich Seeleute in japanischen Häfen kaufen.
    Und in der Dunkelheit erinnerte ich mich wieder an die braunen, gedemütigten Augen von Cathy Kerr unter diesem ungekünstelten, strohblonden Haardach. Molly Bea mit ihren festen, weißen, leicht von goldenen Sommersprossen gesprenkelten Brüsten würde vom Leben niemals so gedemütigt werden, weil sie sich niemals so tief in die Niederungen des Alltagslebens hineinziehen lassen würde. Sie würde auch niemals ihren eigenen Traumvorstellungen zum Opfer fallen, weil ihr solche nicht wesentlich waren. Sie könnte immer wieder neue finden, falls die alten sich abgenutzt hatten. Aber

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