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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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ihm jede Menge Verzeichnisse, und er kam dermaßen schnell auf Preise zu sprechen, daß ich anfing, ihn ernst zu nehmen. Er entschied sich für diese Jessica III, unter diesem Namen hatte sie der ursprüngliche Eigner gemeldet.«
    »Ein gutes Boot?«
    »Ein feines Boot, Mr. McGee. Es ist viel benutzt worden, war aber gut in Schuß. 155er Zwillingsmotoren, und die waren auch überholt worden. Ein guter Kompromiß zwischen Reichweite und Geschwindigkeit. Hübsch ausgestattet, 1956 gebaut, wenn ich mich recht erinnere. Gute Seitenstabilität bei rauher See. Wir sind damit rausgefahren. Er hat es gesteuert, und es hat ihm gefallen. Als wir zurückkamen, hat er mir einen höllischen Schrecken eingejagt. Ich dachte, wir würden fünfzehn Meter vom Landesteg wegrasieren. Aber er legte genau zum richtigen Zeitpunkt den Rückwärtsgang ein, ich stand vorne im Bug, und er setzte mich genau neben einem Pfeiler ab, so sanft wie ein Kleinmädchenkuß. Und als wir das Boot überprüften, wußte er ganz genau, worauf er achten mußte. Er brauchte kein Gutachten anfertigen zu lassen. Und er hat es genau zum richtigen Preis gekauft. Für glatte vierundzwanzigtausend.«
    »Bar?«
    Joe True schob sein Glas dem Barkeeper hin, schaute mich an und sagte: »Vielleicht sollten Sie mir lieber noch einmal genau sagen, was Sie wollen.«
    »Ich versuche nur, ihn ausfindig zu machen, Joe. Ein Gefallen für einen gemeinsamen Freund.«
    »Ich wurde bei diesem Handel etwas nervös, erzählte Mr. Kimby, daß ich nervös war, und er fragte bei seinem Rechtsanwalt nach. Ganz egal, woher Allen das Geld hatte, uns kann niemand etwas anhaben.«
    »Warum hat Sie das Geld nervös gemacht?«
    »Er sah weder so aus, noch benahm er sich wie ein Mann, der so viel Geld hat. Das ist alles. Aber wie will man das wissen? Ich habe ihn nicht gefragt, wo er es her hatte. Vielleicht ist er irgendein exzentrischer Finanzhai. Vielleicht ist er wohlhabend. Er hatte fünf Barschecks. Die stammten alle von verschiedenen Banken, alle von New Yorker Banken. Vier davon waren jeweils über fünftausend, einer über zweitausendfünfhundert. Den Rest zahlte er in Einhundertdollarscheinen. Wir vereinbarten, daß wir den Namen nach seinen Wünschen ändern ließen, den Papierkram und andere Kleinigkeiten für ihn erledigten, nichts Größeres, das Beiboot streichen lassen, die Ankerleine ersetzen, solche Sachen. Während das erledigt wurde, sagte unsere Bank, die Schecks seien in Ordnung, also traf ich ihn am Bootssteg und händigte ihm die Papiere aus, und er nahm die Lieferung entgegen. Dieser Mann hat nie aufgehört zu lächeln. Echt blondes, lockiges Haar, von der Sonne gebleicht, und kleine, hellblaue Augen, die jede Minute lächelten. Aus der Art, wie er das Boot handhabte, schloß ich schließlich, daß er es tatsächlich für jemand anderen gekauft hatte, obwohl es auf ihn eingetragen war. Vielleicht eine Art Steuerschwindel oder etwas Ähnliches. Ich meine, so sah es aus, wegen der Art und Weise, wie die Barschecks gestückelt waren. Er war sehr gut gekleidet, aber die Sachen paßten irgendwie nicht richtig zu ihm.«
    »Und seither haben Sie ihn nicht wiedergesehen?«
    »Nichts von ihm gesehen oder gehört. Ich nehme an, er war ein zufriedener Kunde.«
    »Wie alt würden Sie ihn schätzen?«
    Joe True runzelte die Stirn. »Das ist schwer zu sagen. Wenn ich raten müßte, so um die achtunddreißig. Und in großartiger Verfassung. Sehr stark und schnell. Er sprang von dem Ding wie eine Katze und hatte die Achterleine und die Ankertrosse schon befestigt, während ich noch die Bugleine festmachte.«
    Ich spendierte Joe den dritten Drink und ließ ihn bei seinen lieben Freunden zurück. Junior Allen nahm allmählich Gestalt an. Und er begann, etwas ungeheuerlich zu werden. Er hatte Candle Key im Februar mit etwas Wertvollem verlassen, war nach New York gegangen und hatte es geschafft, dieses in Bargeld umzutauschen, alles oder Teile davon, was immer es auch war. Wochen später war er nach Miami zurückgekehrt, hatte sich einen guten Brocken seetüchtiger Hardware gekauft und war nach Candle Key gegangen, um die Atkinson zu besuchen. Es gehörte eine tüchtige Portion Selbstvertrauen dazu, dorthin zurückzugehen. Oder Leichtsinn. Ein Mann mit einem Vorstrafenregister sollte nicht mit Geld protzen, schon gar nicht in einer Gegend, in der ihn eine zornige Frau wahrscheinlich anzeigen würde.
    Und doch war das Verfahren mit dem Boot tatsächlich ziemlich gut. Es verschaffte ihm

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