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Abschied in Dunkelblau

Abschied in Dunkelblau

Titel: Abschied in Dunkelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Cathy hing an ihren Illusionen. An der Illusion von der Liebe, die sich unmerklich in eine beschämende Erinnerung verwandelt hatte.
    Vielleicht verachtete ich auch jenen Teil meiner selbst, der das Etikett Junior Allen trug. Welche Verwunderung würden diese nächtlichen Gedanken bei den sorglosen Kumpanen des fröhlichen Travis McGee hervorrufen, jenes großen, braungebrannten, schlaksigen Bootsnarren, jenes blaßäugigen, drahthaarigen Mädchenaufreißers, jenes Jägers kleiner Raubfische, jenes Strandläufers, Gintrinkers, Witzereißers, Atheisten, jenes knöcherigen, narbenüberzogenen Außenseiters, Dorn im Fleisch jeder ordentlichen Gesellschaft.
    Aber Mitleid, Entrüstung und Schuld sind Gefühle, die man vor all den fröhlichen Kumpanen am besten verbirgt.
    Laß ihnen nachts freien Lauf.
    McGee, du weißt wirklich, wie man richtig lebt, alter Junge.
    Du reizender kleiner, alter Junge.
    Es sollte ein ruhiger Abend zu Hause werden. Bis Cathy Kerr hineinplatzte und Unruhe mit sich brachte. Zumindest mir selbst gegenüber konnte ich zugeben, daß das gummiartige kleine Abenteuer mit dem Rotschopf aus Texas nicht deshalb zustande gekommen war, weil ich mir einen seifenschaumigen Bums mit Chook versagt hatte, sondern weil ich versuchte, die Herausforderung zu verdrängen, die Cathy mir in den Schoß gelegt hatte. Ich konnte es mir erlauben, viele Monate so vor mich hin zu leben. Aber jetzt hatte Cathy die Rastlosigkeit erzeugt, die innere Entrüstung, die Anfänge jenes verschämten Bedürfnisses, auf meine lahme, weiße Stute zu steigen, den Rost von meiner Rüstung zu klopfen, die krumme, alte Lanze zu senken und Hurrahh zu schreien.
    Der Schlaf folgte diesem Entschluß unmittelbar auf den Fersen.

Tres
    Nachdem ich am nächsten Morgen Vorkehrungen für die Wäsche getroffen hatte, nahm ich mein Fahrrad von der Kette und strampelte zu der Garage, in der ich Miss Agnes untergestellt habe, um sie vor Sonne und Schmutz zu schützen. Sie bedarf auf ihre alten Tage liebevoller, sorgsamer Pflege. Ich glaube, sie ist der einzige Rolls Royce in Amerika, den man zu einem Pickup umgebaut hat. Sie ist Baujahr 1936, und offensichtlich ist einem ihrer Vorbesitzer mit der oberen Hälfte ihres Hinterteils ein unglaubliches Mißgeschick widerfahren, und er hat das Problem auf unwahrscheinliche Weise gelöst. Sie ist eine von den Großen und hat sich, trotz der brutalen Operation, die Eigenschaft ihrer Familie bewahrt, den ganzen Tag lang mit hundertzwanzig in geisterhafter Ruhe dahinzugleiten. Irgend so ein Idiot hat sie in einem häßlichen grellen Blau umlackieren lassen. Als ich sie in der letzten Reihe eines riesigen Gebrauchtwagenparks fand, geduckt, die Schamröte im Gesicht, kaufte ich sie auf der Stelle und nannte sie nach einer Lehrerin, die ich in der vierten Klasse hatte und deren Haar in derselben Blauschattierung schimmerte.
    Miss Agnes brachte mich den Highway nach Miami hinunter, und ich begann, meine Runde bei den Bootsverkäufern zu machen und hinterlistige Fragen zu stellen.
    Nach einem Lunch, der aus einem Sandwich bestand, fand ich den Laden, der es verkauft hatte. Kimby-Meyer. Ein gewisser Ambrose A. Allen hatte nach ihren Geschäftsunterlagen im März eine zwölf Meter lange Stadel gekauft, eine Sonderanfertigung. Als Anschrift hatten sie das Bayway Hotel angegeben. Der Verkäufer war nicht da. Ein Mann namens Joe True. Während ich auf seine Rückkehr wartete, rief ich das Bayway Hotel an. Dort war kein A. A. Allen eingetragen. Joe True kam um halb drei zurück und roch nach gutem Bourbon. Er war ein zappeliger kleiner Mann mit gegerbter Haut, der jede Bemerkung mit einem Augenzwinkern und einem Kichern betonte, als ob er gerade einen Witz erzählt hätte. Es betrübte ihn ein wenig, daß ich kein potentieller Kunde war, aber er blühte auf, als ich anbot, ihn zu einem Drink einzuladen. Wir gingen in ein Lokal in der Nähe, wo er bei allen bestens bekannt war und wo sein Getränk schon vor ihm stand, bevor wir uns richtig auf den Barhockern niedergelassen hatten.
    »Offengestanden wußte ich gar nicht, ob er echt war«, meinte Joe True. »Man weiß, wie Leute aussehen, die so ein Boot kaufen. Dieser Mr. Allen sah eher aus wie einer von der Besatzung und benahm sich auch so, als ob er etwas für seinen Chef suchen würde. Dreck unter den Fingernägeln. Eine Tätowierung auf dem Handgelenk. Ein ganz harter Bursche, braungebrannt und breitschultrig und kräftig. Und er lächelte die ganze Zeit. Ich zeigte

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