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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Miskull
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öffnete ein ums andere Mal den Mund, jedoch ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, gab es schließlich auf und die beiden Männer machten zwei große Schritte und fielen einander in die Arme.
         Georges Herzlichkeit und Überschwang rührten und verblüfften William zugleich, hatte bei ihrem letzten Wiedersehen zumindest zu Beginn stets eine gewisse Distanz geherrscht. Von der war nun aber so gar nichts zu spüren und die Zuneigung und Freude, die sein Vater nun empfand, zeigten sich deutlich in dem Blick, mit dem er ihn nun eingehend betrachtete.
         Sein Junge war, seit er ihn zum letzten Mal gesehen hatte, zu einem richtigen Mann herangereift, dachte er bei sich. Trotz des Umhangs, den er trug, konnte George erkennen, dass er weitaus muskulöser war, als noch vor einem Jahr, als er ihn in York besucht hatte. Auch seine Schultern, auf denen sein offenes Haar ruhte, waren breiter geworden und er schien gar ein Stück in die Höhe geschossen zu sein. Er betrachtete das mit dem dichten Vollbart bedeckte Gesicht seines Sohnes und erwiderte das Lächeln seiner tiefbraunen Augen.
         „Wann musst du wieder zurück, mein Sohn?“, fragte er, trotz des Wissens darum, dass er damit Gefahr ging, seine Freude zu trüben. Doch die Antwort, die er von William erhielt, ließ ihn noch mehr jubilieren.  
         „Ich gehe nicht mehr zurück“, entgegnete der, sah das Glänzen in den Augen seines Vaters und fand sich sogleich wieder in dessen glücklichen Armen wieder.
         Er war sich dessen bewusst, dass er ihn damit in gewisser Weise täuschte, ließ er ihn doch glauben, dass er für immer bleiben würde. Doch jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, um die Wahrheit zu offenbaren und so beließ er es dabei.
         Stattdessen fiel sein Blick nun auf seine Schwester, die, die kleinen Ärmchen ein wenig schüchtern hinter dem Rücken verschränkt, in der Tür stand und zu den beiden Männern aufblickte. George hatte sie nie mitgenommen, wenn er seinen Sohn zwei Mal im Jahr für eine Woche besuchen gefahren war. Er hatte es für zu strapaziös und zu gefährlich gehalten. Somit war sie bei ihrem letzten Wiedersehen erst drei Jahre alt gewesen. Sie erinnerte sich sicher kaum noch an ihn, dachte William, und da er sie nicht gleich verschrecken wollte, trat er vorsichtig einen Schritt auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und streckte ihr die Hand entgegen.
         „Hallo, Amy, ich bin dein Bruder, William“, begann er sanft. „Du erinnerst dich sicher nicht mehr so genau an mich aber ...“ Mitten im Satz brach er ab, als Amy plötzlich seine angebotene Hand ignorierend auf ihn zutrat, ihre Ärmchen um seinen Hals legte und einen Kuss auf seine Wange drückte.
         Verdutzt sah er erst das Mädchen und dann seinen Vater an, der lediglich zu ihm hinab lächelte.
         „Vater hat mir ganz viele Geschichten über dich erzählt und ich kenne dich von dem Bild in der Halle“, erklärte Amy und George nickte zur Bestätigung, während William sich vor Verblüffung über diese Geste noch immer nicht rühren konnte.
         Er stand nur da und starrte seine Schwester ungläubig an, noch sehr klar vor Augen, wie es gewesen war, als er das letzte Mal heimgekommen war. In den ersten Tagen hatte Amy ihn immer nur aus sicherer Entfernung beobachtet und sich häufig hinter ihrem Vater versteckt gehalten und es hatte einige Zeit gedauert, bis sie sich wieder an ihn gewöhnt hatte. Dass es ausgerechnet dieses Mal, wenn sie so wenig Zeit hatten, anders sein sollte, erfüllte William mit einer solchen Freude, dass er plötzlich aus seiner Erstarrung erwachte, Amy hochriss und sie fest an sich drückte.
         „Aua, dein Bart kratzt!“
         Amy rieb sich die Wange und William fuhr, über die Reaktion seiner Schwester grinsend, mit der Hand über seinen Bart.
         „Ich denke, den habe ich auch lange genug getragen“, stellte er fest, sah seinen Vater an und erwiderte sein glückliches Strahlen, eh er sich entschuldigte, um sich in sein Gemach zurückzuziehen.
     
         Eine Stunde später betrat William vom Reiseschmutz befreit und umgezogen erneut den Empfangssalon. Er wäre schon früher wieder hinuntergekommen, jedoch hatte es sich als gar nicht so einfach erwiesen, passende Kleidung zu finden. Die meisten Sachen waren ihm inzwischen zu klein geworden und er hatte lange suchen müssen, um etwas Passendes zu finden. Doch das hatte er schließlich und so hatte er sich

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