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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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es.
    »Macht auf! Molin Fackelhalter befiehlt es - macht auf da drinnen!«
    Latilla, die zu jung war, um sich an die Zeiten zu erinnern, als man sich auf ein Klopfen an der Tür versteckte, sprang schon auf und rannte los. Lalo öffnete den Mund, um sie zurückzurufen, hielt aber inne. Wenn es Fackelhalters Männer waren, hatten sie nichts zu befürchten. Oder? Er kämpfte die Erinnerungen an die Nacht nieder, als Coricidius, der Minister, die Höllenhunde geschickt hatte, die Lalo aus dem Bett holten.* Der Priester war ihm eine Art Schirmherr und wollte gewiß nichts Böses.
    »Was will Molin Fackelhalter von mir zu dieser Stunde?« fragte er, als die Soldaten in das Zimmer drängten.
    »Hat er nicht gesagt. Nur daß Ihr Eure Malutensilien nehmen und mitkommen sollt.«
    »Er kann doch nicht wollen, daß Lalo ihm um diese Zeit ein Bild malt!« rief Gilla aus. Der Mann zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe meine Befehle. Mehr weiß ich nicht.«
    Es mußte mehr dahinterstecken als der Wunsch nach Malerei, dachte Lalo, als er seine Sachen einpackte. Unvermittelt erinnerte er sich an die Unterhaltung mit dem Priester am Morgen zuvor. Darios sah ihm zu, er war ein wenig blaß und kaute auf der Unterlippe, als ob er etwas sagen wollte, sich aber nicht sicher war.
    »Ich will meinen Lehrling mitnehmen.« Lalo drehte sich mit der Tasche in der Hand um, und Darios beeilte sich aufzustehen.
    »Habe keine Befehle.«, begann der Soldat.
    »Was macht das schon aus!« meinte einer der anderen. »Er sagte, wir sollten den Maler so schnell wie möglich zu ihm bringen. Es kann nicht schaden, wenn wir seinen Gehilfen mitnehmen!«
    Sie kamen rasch voran durch die Straßen der Stadt. Selbst im Labyrinth gingen die Leute einem gut bewaffneten Trupp, der sein Geschäft zu verstehen schien, aus dem Weg. Lalo war noch nie so schnell durch die Stadt gelangt. Aber erst als die Wachen ihn die breite Treppe zu den königlichen Gemächern hinaufführten und nicht hinunter in die Gerichtshalle, erkannte er, wie groß seine Angst gewesen war.
    Die Luft im oberen Korridor roch schwer nach Weihrauch und teuren Essenzen. Bunt bestickte Bildteppiche hingen an den Wänden. Lalo blinzelte und sah mit doppelter Wahrnehmung das tanzende Lampenlicht auf Wandteppichen mit figürlichen Darstellungen und das glimmende Nachbild prächtig gewandeter Höflinge und von Männern in Rüstungen.
    Er holte tief Atem und schloß die Augen, riß sie aber plötzlich wieder auf, als er ein sonores Lachen hörte und vor sich den wendigen Meuchelmörder Zandarei mit funkelndem Dolch und süffisantem Grinsen erblickte.
    »Paßt auf!« Er blieb abrupt stehen, und der Soldat hinter ihm stieß gegen ihn und fluchte. »Er hat ein Messer!«
    »Wer? Wo?« Schwerter fuhren aus ihren Scheiden, und Lalo wurde hart gegen die Wand gedrängt. »Narren, fürchtet ihr Schatten? Hier ist niemand!«
    Lalo blinzelte. Jetzt war niemand mehr da, aber er hatte etwas gesehen, oder warum sollte er plötzlich an einen Mann denken, der seit Jahren tot war?
    »Die sehen hier überall Gespenster, wenn du mich fragst«, meinte einer der Männer, als sie weitergingen.
    Darios blieb dicht bei Lalo und zuckte wie ein nervöses Pferd. »Ich dachte, ich hätte meinen alten Meister gesehen«, flüsterte er. »Aber vielleicht ist es der Weihrauch - Lalo, irgend jemand hat hier Exorzismen durchgeführt.«
    Warum? fragte sich Lalo, wenn nicht ... Ehe er dazu kam, diesen Gedanken zu Ende zu führen, wurden die vergoldeten Türen vor ihnen aufgestoßen, und man schob sie vor den Prinzen, die Beysa und ihren Hofstaat. Molin Fackelhalter brütete wie eine Gewitterwolke am Fenster. Als sie hereinkamen, drehte er sich um. Mit einer Geste schickte er die Soldaten fort.
    »Ihr habt erwähnt, daß Ihr die Mädchen im Aphrodisiahaus mit Euren Zeichnungen von ihren bösen Träumen befreit habt«, sagte der Priester unvermittelt. »Ich möchte, daß Ihr es auch hier tut!«
    »Für Euch?« Lalo starrte in die Runde. Molin Fackelhalter wirkte nur verärgert, aber die Beysa sah abgespannt aus, und selbst der Prinz wirkte bleich.
    »Für alle.«, sagte Kadakithis. »Es begann mit den Alpträumen der Beysa, aber jetzt sehen alle irgendwelche Erscheinungen. Hier spukt es! So kann das nicht weitergehen, versteht Ihr?«
    Lalo nickte. Zanderei war sein eigener, persönlicher Alptraum, wie viele Geister jedoch einen Prinzen heimsuchen mochten, vor allem an einem Ort wie Freistatt, war gar nicht auszudenken. Die einfachen

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