Abschied Von Freistatt
die Hasards zurückrufen, damit sie diese Kugel vernichten«, sagte Molin Fackelhalter in die Stille.
»Sie werden sie haben wollen, aber nicht, um sie zu zerstören«, meinte Darios. »Und ich denke, sie muß vernichtet werden. Die Gewalt, die sie gesehen hat, hat sie verdorben. Meiner Meinung nach kann nur ein Magier mit großer Kraft und reinem Geist sie jetzt noch zu guten Zwecken verwenden!«
»Mir gefällt der Gedanke nicht, daß diese Kerle so etwas in die Hände bekommen könnten«, sagte der Prinz. »Gerade jetzt, wo wir sie unter Kontrolle haben.« Alle Augen richteten sich wieder auf das quecksilberne Glitzern des Dings, das Lalo in seinen Händen hielt.
»Vielleicht gibt es einen anderen Weg«, sagte Lalo.
»Im Grunde war alles Eure Schuld«, brummte Molin Fackelhalter. Lalo hob den hinuntergefallenen Pinsel auf, mit dem er die Grundierung für Prinz Kadakithis' Gewand malte, wandte sich Molin zu und starrte ihn an.
»Wir haben die Herkunft dieses verdammten Magierspielzeugs von der Dienerin der Beysa zu einem Soldaten der Garnison zurückverfolgt. Er gewann es beim Glücksspiel von einem Kameraden, der es wiederum von einem Mädchen aus dem Aphrodisiahaus geschenkt bekommen hatte. Und ihr war es von Aglon verehrt worden, der deinem Sohn vor noch gar nicht so langer Zeit half, deinen Lehrling aus den Ruinen der Magiergilde auszugraben.« Sein Gesichtsausdruck war schwer zu lesen im Schatten.
»Dann war es nur gut, daß ich Euch auch zeigte, wie man es wieder los wird, nicht wahr?« antwortete Lalo ruhig.
»Woher wußtest Ihr, daß dieser Verstärker nicht mehr da sein würde, wenn wir alle die Augen schlossen und uns sein Verschwinden vorstellten?« fragte der Priester neugierig.
»Er hatte keine Macht über sich selbst. Er konnte nur Bilder und Gefühle verstärken - es war einen Versuch wert.«
Es fiel Lalo nicht leicht, gelassen zu wirken. Er hielt es für klüger, nicht durchblicken zu lassen, wie sehr er befürchtet hatte, sein Plan könne fehlschlagen oder gar Schlimmeres bewirken. Aber das war nun vorbei. Jetzt waren seine Gedanken still, wie die Stadt, die ihre Alpträume vergaß und zum Tagtraum des Alltags zurückkehrte.
»Ihr habt Euch verändert. Vor neun Jahren hättet Ihr es nicht gewagt, einen solchen Vorschlag zu machen.«
»Verändert?« Lalo begann zu lachen. »Wer hat sich nicht verändert? Selbst Ihr. Welchen Sinn hätte all das, wenn man nichts daraus lernt?«
»Was habt Ihr gelernt, Meister?« Molin Fackelhalter beobachtete ihn neugierig.
»Daß ich keine Silberkugel bin, die man nach Belieben gebrauchen oder mißbrauchen kann«, erwiderte Lalo. »Ich male die Wahrheit, die Ihr mir zeigt, aber versucht nicht, meine Magie zu mißbrauchen, um Lügen zu verbreiten.«
Einen Augenblick sah der Priester ihn an, dann schüttelte er den Kopf, und mit einem kurzen Lachen wandte er sich zum Gehen.
Lalo sah ihm nach, bis er um die Biegung in der Wand verschwunden war. Dann betrachtete er wieder die groben Umrisse des Gemäldes vor ihm. In dieser unteren linken Ecke fehlte etwas - ein Detail, das Ausgleich schuf zu den heranstürmenden rollenden Sturmwolken auf der Rechten. Plötzlich zuckte es um seine Lippen, und er mischte etwas Schwarz und Weiß zusammen, um ein silbriges Grau zu bekommen.
Dann kniete er nieder und malte die Umrisse einer Kugel zwischen zwei Steine. Jetzt mußte es geschehen, während er sich noch an Gewicht, Form und das sanfte Gefühl in der Hand erinnerte. Ein Tupfer anderer Farben schuf das Regenbogenschillern, das im Gemach der Beysa von der Kugel ausgegangen war. Wie Darios sagte, es zu vernichten, wäre schade, aber wo konnte man ein solches Ding gefahrlos aufbewahren?
Hier würde es sicher sein. Vielleicht bemerkte es niemand. Doch selbst wenn, könnte es keiner benutzen - keiner, außer ihm. Ich hoffe, es wird nie nötig sein, ihr wieder Leben einzuhauchen - aber wenn ich es tun muß, werde ich es tun, dachte Lalo, als er den letzten Silberfunken hinzufügte und sich zurück auf die Fersen kauerte. Molin Fackelhalter fragte mich, was ich gelernt hätte.
Ich bin dabei, die Antwort zu finden.
Originaltitel: Quicksilver Dreams
Copyright: © 1989 by Diana L. Paxson
Ins Deutsche übertragen von Susi Grixa
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