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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Geheimnisse der Mädchen in einem Freudenhaus zu erkennen und zu verwandeln war eine Sache. Die verborgenen Ängste eines Prinzen aber mochten Taten wachrufen, die um der Sicherheit der Stadt willen nicht verändert werden durften! Und selbst wenn dies durchführbar wäre, wie könnten sie den Mann, der ihre Sünden gesehen hatte, am Leben lassen?
    Vielleicht war es auch gar nicht möglich. Er hatte keine lebenden Alpträume gemalt, sondern Erinnerungen.
    »Sind die Träume das einzige, was Euch beunruhigt?« stellte er seine erste vorsichtige Frage und versuchte, Zeit zu gewinnen.
    »Nein!« stieß die Beysa hervor. Sie spielte nervös mit dem silbernen Ball auf dem Tisch. »Es ist ein Gefühl von allgegenwärtiger Bedrohung. Selbst wenn ich erwache, sehe ich Schatten.«
    Lalo schauderte. Noch während sie sprach, konnte er es fühlen, und er wußte, daß es etwas Schlimmeres war als seine eigenen Ängste. Er fühlte, wie Darios neben ihm zitterte. Er mußte irgend etwas sagen, um sie abzulenken - er erinnerte sich daran, was Cappen Varra über die Macht gesagt hatte, die in der Vorstellungskraft der Leute steckte.
    »Darios.« Als er sprach, sah ihn der Junge dankbar an. »Es wird langsam Zeit, daß wir diese Übungen anwenden, von denen du immer sprichst. Ich möchte, daß du an etwas Einfaches denkst - denk an eine Farbe, egal welche. Stell dir vor, diese Wandbehänge sähen anders aus. Ja, so ist es richtig.« Er hielt inne, als Darios' Gesicht vor Anspannung Falten zog. »Selbst das Lampenlicht hat diese Farbe, alles ist. «
    Dann hielt er den Atem an, denn alles wurde blau. Das dritte Augenlid der Beysa wurde sichtbar, und in diesem Unterwasserblau war ihre aquatische Herkunft unverkennbar.
    »Du kannst nun schauen.« sagte Lalo sanft und freute sich daran, wie sich Darios' Augen weiteten, als er die Veränderung sah. Er zitterte, denn er begann zu begreifen. Wenn er recht hatte. Angespannt vor Aufregung dachte er an Karmesinrot und stellte sich vor, wie sich Blau zu Purpur wandelte, das immer tiefer wurde, bis rubinrote Wogen über den Teppich auf Darios zurollten.
    Die Augen des jungen Mannes leuchteten auf. Ein tieferes Blau flackerte plötzlich zwischen ihnen. Lalo konzentrierte sich, und das Blau verschwand in einem hellen Aufleuchten.
    »Meister Maler.« Die Stimme Molin Fackelhalters brach ihre Konzentration. Blaues und rotes Licht pulsierten einen Augenblick, dann blickten sie wieder auf die pfirsich- und goldfarbenen Wandbehänge der Beysa. »Was wollt Ihr mit dieser Demonstration beweisen?«
    »Daß es im Palast nicht spukt.«, antwortete Lalo. »Seht Ihr nicht, es sind nicht nur Eure Ängste und Alpträume; alle Gedanken, die intensiv genug sind, werden verstärkt.«
    »Das ist es! Ein psychischer Verstärker.«, stieß Darios hervor. »Ich war so sicher, daß all diese Geräte zerstört wurden.! Aber ich hätte schon früher daran denken müssen! Sie wurden von der Gilde hergestellt als Nachbildung der Nisibisikugeln, aber natürlich hatten sie nicht annähernd das Potential.«
    »Aber wir hatten einen Magier der Hasardklasse«, rief der Prinz. »Warum fand er das Ding nicht, wenn es existiert?«
    »Es kann jede mögliche Form haben - ein Spielzeug, ein Schmuckstück«, antwortete Darios. »Ein Magier, der gegen
    Erscheinungen gewappnet ist, nimmt es vielleicht gar nicht wahr.«
    »Kannst du es?« fragte Lalo und war froh darüber, daß er Darios mitgenommen hatte.
    Darios runzelte die Stirn und schloß die Augen. Alle waren still, als eine Kugel aus blassem Licht vor ihm erschien. »Lalo, beobachtet mich und sagt mir, ob das Licht heller wird, wenn ich mich bewege.« Langsam begann Darios im Raum umherzugehen.
    »Was ist das?«
    Die Kugel gleißte. Lalo zeigte auf den Lichtpunkt, der vom Silberball in der Hand der Beysa reflektiert wurde.
    »Ich - habe es von einer Dienerin«, sagte die Beysa und ließ die Kugel fallen. Lalo hob sie auf. Silbernes Licht floß über den Boden. Lalos Finger prickelten. Daß ein so harmlos aussehendes Ding solche Leiden verursachen konnte. Er vermochte Leben in die Dinge zu hauchen, die er zeichnete, aber die Silberkugel konnte alle Gedanken eines jeden wahr werden lassen. Und all diese Symbole, die Darios ihm zeigen wollte - mit dieser Kugel konnten sie hier so real sein wie in der Anderwelt. Es kam Lalo in den Sinn, daß ein solches Ding weitaus nützlicher sein mochte als ein Blatt und Stifte. Aber er schob den Gedanken hastig von sich.
    »Ich vermute, wir müssen

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