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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht eine daumengroße Stelle an seiner Kruppe gewesen, wo sich nichts, einfach gar nichts befand. Es ärgerte Crit, daß Strat so unnötig viel Zeit an diese Kreatur vergeudete. Aber im Gegensatz zu ihm, Critias, dem stellvertretenden Kommandanten der Stiefsöhne, fürchtete sein Partner Strat die Untoten nicht.
    Das Pferd war für ihn gestorben*. Es war für ihn aus der Hölle zurückgekehrt. Es hatte ihn vor Feinden gerettet. Straton erwiderte diese Treue.
    Diese kleine Stelle Nichts war der notwendige Makel bei einer Kreatur, welche die Hölle freigegeben hatte. Doch sie beeinträchtigte in keiner Weise Mut oder Treue.
    Besser als Menschen, dachte Strat. Besser als die Liebe von Frauen, die sich im allgemeinen als treulos erwiesen hatten.
    Auch Critias hatte ihm viele Male das Leben gerettet und Strat ihm - aber Crit war Crit, ein absolut nüchtern und praktisch denkender Mensch. Für Strat gab es nur ein Lebewesen auf der ganzen Welt, auf das er sich absolut verlassen konnte: Es stand mit geschlossenen Augen vor ihm - und genoß die Wärme des Lebens.
    Nach der Kälte der Hölle.
    Strat wurde bewußt, daß er selbst zu viel dieser Kälte zu spüren bekommen hatte - daß er sich, wenn er irgendwelche
    Hoffnungen für sich hegte, von einem solchen Einfluß befreien mußte.
    Vor allem hatte es da eine Frau gegeben - eine Zauberin, die in seinen Träumen spukte.
    »Lös dich von ihr!« hatte Crit gesagt.
    Aber so leicht konnte man seine Träume nicht vergessen.
    Gleichmäßige Schritte näherten sich über den schmutzigen Hof und verhielten hinter ihm. Strat drehte sich um. Es war Crit mit finsterem Blick und in die Hüften gestemmten Fäusten.
    »Du bist im Dienst«, knurrte Crit. »Verdammt, As.«
    Strat überlegte und erinnerte sich an das Versprechen, das er am Morgen gegeben hatte - Gayle in der Oberstadt bei einem Problem mit dem Nachteinsatz zu helfen. Sie waren momentan so verdammt knapp an Leuten. Er ließ den Schwamm in den Eimer fallen. »Oh, tut mir leid. Ich reite sofort hinauf.«
    Crit trat näher und versperrte ihm den Weg. »Strat.«
    »Ich habe es vergessen, entschuldige.«
    Crit schlug ihm auf die Schulter, hielt sie fest und erzwang so die Aufmerksamkeit, die ihm Strat nicht geben wollte. »Vergessen?«
    »Ich sagte vergessen. Tut mir leid.« Er wollte weitergehen, aber Crit verstärkte den Griff, riß ihn herum und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu blicken.
    Strat senkte die Augen. Er wußte nicht, warum, nur daß Crits Blick unerträglich war - auch wenn Crit ihn aus Situationen geholt hatte, bei denen ein anderer um seinen Verstand gefürchtet hätte, egal, was er diesem Mann schuldete, der ihm näherstand als ein Bruder. Dieser Blick forderte mehr von ihm, als er noch geben konnte, mehr von seiner Seele, als er in seinem Leben wieder haben würde, und obwohl er es wußte, mußte Crit sich damit abfinden.
    »Das ist meine kaputte Schulter«, sagte Strat übertrieben empfindlich und versuchte, mit einem Kopfschütteln einfach weiterzugehen, um nicht mit Crit streiten zu müssen.
    Doch Crit schmetterte ihn herum an die Ecke des Pferdestalls. »Wo, zur Hölle, hast du deinen Kopf?«
    Einem anderen hätte Strat es jetzt mit den Fäusten gezeigt. Aber Crit schuldete er zu viel, außerdem war er des öfteren im Dienst nicht ganz bei der Sache gewesen, und er scherte sich um so manches nicht, was Crit sehr am Herzen lag.
    »Treibst du's mit ihr?« brüllte ihm Crit ins Gesicht.
    »Nein, und das weißt du genau«, erwiderte Strat. »Ich bin jede Nacht in der Kaserne!«
    Crit packte ihn am Hals. Wenn Crit ihn erwürgte, war es ihm auch egal. Das war das Problem, daß es ihm egal war. Das brachte Crit so auf.
    Crit schüttelte ihn, schmetterte ihn aufs neue gegen den Stall zurück. Strat starrte ihn nur nach Atem ringend an und sagte: »Wäre besser gewesen, wenn du mich nicht aus dem Keller gezogen hättest.* Besser, du hättest mich dortgelassen!«
    Ein Teil seines Ichs hoffte, daß Crit endlich aufgeben, ihn in Ruhe und einfach ins Vergessen treiben lassen würde.
    Oder ihn schlagen und so Grund - irgendeinen Grund -geben würde, zu kämpfen.
    Aber Crit, der mehr Männer getötet hatte, als irgend jemand sich erinnern konnte, sah aus, als empfände er diese Art von Schmerz jetzt selber. Als hätte ihm jemand weh getan, ihn verrückt gemacht, und er liebte diesen Jemand zu sehr, um zu tun, was er mit jedem anderen getan hätte, der ihn so behandelte hatte wie Strat.
    »Was ist los mit dir?« fragte Crit

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