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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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zusammenpresste, nützlich zu machen und
polterte über den Marmorboden wieder nach draußen, um den Mannschaftsarzt zu
suchen.
    »Sieht
wirklich aus wie eine Saugglocke«, staunte Poppo und nahm Seda das Gerät aus
der Hand. »Ist aber ein Dartpfeil, wenn ich mich nicht irre. Mit so einem
Gummidings um die Spitze!«
    »Damit
er sich festsaugt und man den Pfeil nicht sofort rausziehen kann«, nickte
Kadir.
    Seda
warf ihm einen spöttischen Blick zu. Sehr clever, da wären wir übrigen naiven
Dummchen im Leben nicht drauf gekommen!
    Kadir
zwinkerte arglos zurück und bohrte Seda dabei unauffällig einen Finger in die
Rippen. Angestrengt presste Seda die Lippen zusammen, um nur ja keinen Laut von
sich zu geben, während sie wie die anderen interessiert den merkwürdigen Pfeil
betrachtete.
    »Der
Scheißkerl hat da was reingetan, Trainer! Wie diese Indiotypen mit ihren
Blasrohren in… Südamerika… ich fühl mich total neben der Spur, als wäre ich mit
dem Kopf an einen Pfosten geprallt…«
    »Wer
macht so etwas?«, fragte Seda. »Gegnerische Fans? Aber nein, das kann nicht
sein, das wäre doch ein bisschen zu drastisch!«
    Poppo
lachte kurz auf und schüttelte den Kopf.
    »Glauben
Sie mir, wenn etwas passiert, was ein Grün-Weißer als drastisch empfindet, dann
sage ich Ihnen Bescheid. Das hier ist Kinderkram, das ist noch gar nix. Oh,
sehr gut, da kommt Dr. Schiffmann-Grätz! Pass auf Rocco, alles halb so wild,
die Indios lassen dich für dies Mal noch am Leben!«
    Kadir
betrachtete den Pfeil, der in der Tat aussah wie eine Saugglocke für eine
Puppenfamilie. Kinderzimmer. Teddyfamilie. Teddy mit aufgeschlitztem Bauch.
Hervorquellende Weißwürste als Eingeweide. Eine Schaufensterpuppe.
    Der
Lärm in der Halle schwoll an, die Spieler waren hereingekommen und sahen sich
suchend um. Olli Reinecke erinnerte sich seiner Rolle als Geschäftsführer und
Gastgeber und eilte, nach einer kurzen Verbeugung gegen Poppo, der bei dem
Patienten bleiben wollte bis der Arzt seine Untersuchung beendet hatte, mit
ausgebreiteten Armen zu Piet van de Boldt.
    »Hier
geht es entlang, meine Herren, hier durch diesen Gang, ich gehe mal vor, ganz
bis hinten durch, da erwartet Sie Ihr eigener Trakt, Ihr Refugium in den
kommenden Tagen der körperlichen Ertüchtigungen!«
    Kadir
erblickte den Zeugwart, der ein sichtlich mitgenommenes Schaf an der Leine
durch die Halle zog und ihm dabei aufmunternd das gebeugte Köpfchen tätschelte.
    »Willem
steht nicht auf der Gästeliste!«, rief Addi Haxler, und Olli zuckte zusammen.
    »Wie
bitte? Ein Zimmer für ein Schaf? Ist das nicht ein wenig…?« Olli lachte
gekünstelt. »Nun, die Herren Spieler… Doppelzimmer… wenn dort noch ein
Plätzchen… wir dachten eigentlich an einen Verschlag hinter den Tennisplätzen?«
    »Nix
da!«, erwiderte Addi und Kapitän Patrick Schleinitz, der das müde Tier unter
dem Kinn kraulte, grinste.
    »Willem
schläft immer bei uns im Hotel, ist doch klar, er ist Teil der Mannschaft!«
    »Aber
nizz bei mir! Bei mir släft überhaupt niemand niz, szon gar kein Szaaf! Iz will
ein Einzelzimmer! Iz will!«
    Poppo
sagte nichts, aber Kadir bemerkte, wie sein Kiefer zu mahlen begann, als müsse
er einen Mammutknochen zerbeißen. Vielleicht, dachte Kadir, ist es besser, wenn
man einfach nur ins Stadion geht und die Jungs von weitem auf dem Rasen
wahlweise anfeuert oder niedermacht, eingezwängt und sicher zwischen
Gleichgesinnten auf der Tribüne.
    Man
musste nicht alles wissen, mancher Schleier sollte lieber nicht gelüftet werden.
     

Kapitel 3
- Experten in der Fankurve -
    » Anne ,
ich hab schon gegessen, wirklich!«
    Kadir
lehnte an der Haustür und starrte perplex auf seine Mutter, die einen großen
Topf mit beiden Armen umklammerte und soeben versuchte ihre Schuhe am
Treppenabsatz abzustreifen. Sie schwankte gefährlich, und Nazmi Bülbül, der
einige kleinere Plastikbehälter balancierte, versuchte sie mit einem Ellenbogen
abzustützen.
    »Nun
nimm mir doch schon den Topf ab, bebegim , denkst du, ich habe noch so
viel Kraft wie eine junge Mutter, die drei Babys gleichzeitig auf dem Arm
halten kann? Und was heißt, du hast schon gegessen? Es ist nicht einmal zehn
Uhr vormittags, dein Frühstück, wenn du überhaupt wirklich eines hattest, liegt
Stunden zurück! Dies hier ist außerdem für heute Abend, denn ich sagte vorhin
zu deinem Vater, ‚Nazmi‘, sag ich, ‚ich möchte wetten, heute Abend kommt unser
Sohn wieder nicht vorbei, um ein paar Stunden bei seinen

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