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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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dann im Umkleideraum und klebte Kaugummi
unter Joggingschuhe, während er den um ihn stehenden Jungs mit zitternder
Stimme erklärte, dass diese Vorrichtung ebenso gut wie Stollen oder Nocken
funktionierte. Schweißgebadet schreckte er hoch, den Geschmack von Wrigley’s
Spearmint noch im Mund.
    Ein
weißer Kleintransporter hielt hinter dem Mannschaftsbus, und Addi machte dem
Fahrer ein Zeichen, dass er mit dem Ausladen von Willem noch warten sollte, bis
sich der Trubel legte. Sie hatten das ermattete Maskottchen am Flughafen
vorsichtig in mehrere Decken gewickelt auf die Pritsche gepackt, und
Mannschaftsmasseur Spence hatte darauf bestanden das Tier zu begleiten.
Liebevoll kraulte er Willem auf der Fahrt nach Dereköy den verspannten,
wolligen Rücken und massierte ihm mit vorsichtigen Kreisbewegungen den Bauch.
Willem mähte dankbar.
    Addi
drehte sich um. Ein kleines blondes Mädchen in übergroßem Spielertrikot quiekte
entzückt, als es seinem Vater, der mit roten Backen und glänzenden Augen sprachlos
neben ihr stand, den nackten Arm hinhielt, auf dem sich Modibo Ngenko und
Alexander Sefec verewigt hatten.
    Der
Zeugwart lächelte zufrieden. Seine Jungs waren nette Kerle, alle miteinander,
selbst Hakan Hunsfos hatte sich nicht wie üblich einfach davongemacht, Kopf
gesenkt, Blick fest auf den Boden gerichtet, als folge er, Flinte geschultert, den
sichtbaren Spuren eines Elches in einem verschneiten norwegischen Wald. Er
plauderte angeregt mit einer aparten, weißblonden Journalistin, deren Gesicht Addi
zwar kannte, das er aber nicht zuordnen konnte, und die unschlüssig schien,
welches der jeweils geeignete Zeitpunkt war, Hakan oder sich selbst das Mikro
unter die Nase zu halten.
    »Und
wird zwischen den Trainingseinheiten Zeit bleiben, ein wenig den Ort und die
herrliche Landschaft hier an der türkischen Riviera zu genießen?«, fragte sie
eben und schwenkte das Mikro in Hakans Richtung. Auf halber Strecke bremste sie
ab, so dass das Mikrofon wie eine nur zögerlich dargebotene Eiswaffel in der
Mitte zwischen ihnen schwebte. Olli Reinecke, der inmitten seines Spalier
stehenden Hotelpersonals wie ein Zeremonienmeister mit gekreuzten Armen von der
Höhe eines Palmenkübels aus die Ankunft überwachte, nutzte seine Chance, sprang
zu Boden und drängte sich an dem kleinen Mädchen vorbei, das immer noch die Autogramme
auf seinem molligen Ärmchen bewunderte. Ehe Hakan näher an das Mikro treten
konnte, hatte sich Olli zwischen ihn und die Reporterin gestellt und lächelte
gewinnend in die Kamera:
    »Ich
fühle mich geehrt, dass sich der SV Bütte-Erkenroytz für mein Haus, den Fünf-Sterne-Meridian
Club entschieden hat, denn auf meinen 550 Hektar Grund und in der
professionellen Anlage des Super World of Football bieten wir bestmögliche
Trainingsbedingungen für europäische Spitzenvereine. Das Klima ist ideal und…«
Mit einem unauffälligen Ausfallschritt nach hinten verdeckte Olli der
Reporterin den Blick auf die wolkenverhangenen diesigen Berge, »und ich bin es
gewöhnt meinen Gästen eine Körper und Geist förderliche Atmosphäre zu schaffen.
Oh, da kommt der verehrte Herr van de Boldt ! Ich darf mir erlauben, Sie zu
Ihren Gemächern zu geleiten, Herr van de Boldt, bitte, bitte hier entlang,
folgen Sie mir! Ich darf Sie im Namen des Club Meridian aufs äußerste
willkommen heißen! «
    Olli
wand sich hinter dem Rücken der Journalistin vorbei, wobei sie nach vorne
stolperte und das Mikro endlich dicht vor Hakans Gesicht geriet.
    »Von
welchem Spieler,« fragte die Reporterin ohne das Mikro wieder an ihren Mund zu
führen, »hätten Sie gerne ein Trikot? Von welchem Spieler auf der ganzen Welt,
meine ich?«
    Heiliger
Trollkönig, dachte Hakan, hab ich das jetzt richtig verstanden? Warum sollte ich ein Trikot von irgendjemand haben wollen? Hübscher Käfer mit dem Hirn eines
Käfers. Entweder ist der pappa ein hohes Tier beim Fernsehen oder sie
macht mit Ende zwanzig gerade ihr erstes Schülerpraktikum.
    Er
beschloss die Frage zu ignorieren und direkt zum Punkt zu kommen. Lange genug
gequatscht!
    »Iz
will jetzt szon zehr gerne waz ezzen!«, dröhnte es laut und für alle
vernehmlich an Poppos Ohr, und der Trainer schnellte mit einem Ruck herum. Er
hoffte, dass der Blick, den er Hakan zuwarf, nicht allzu scharf und vor allem
auf den Fotos oder dem Film nicht als einer seiner berühmten Todesblicke, die
er ehrpusseligen, weltfremden Schiedsrichtern oder schwachsinnigen Reportern
gönnte, zu erkennen wäre.

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