Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
Vom Netzwerk:
nicht, wie von Latife prophezeit, von
seiner ehrgeizigen Mutter zu einem Sportkrüppel gemacht wurde, sondern kurz
nach seinem neunzehnten Geburtstag seine internationale Karriere begann, da
wurde es Latife zu bunt. Sie konnte den Anblick des großspurigen, aufgemotzten
Mercedes, den Fatma nachlässig in zweiter Reihe vor Latifes Haus parkte, nicht
mehr ertragen und sprach von einem Tag auf den anderen kein Wort mehr mit der
Kusine, die nicht wusste, wie ihr geschah. Fußball war etwas, was man seitdem
nur noch sehr ungern im Hause Bülbül erwähnte. Aus diesem Grunde war Kadir,
nachdem die Mannschaft eingecheckt hatte, zu seinem Vater ins Café, in dem er
seine Tage zu verbringen pflegte, wenn im Kleingarten nichts zu tun war, und
nicht nach Hause gegangen und hatte ihm dort die Neuigkeiten berichtet. Kadir
wusste, dass sein Vater niemals etwas getan hätte, was gegen Olli Reineckes
Top-Secret-Gebot verstoßen hätte, und Kadir kam es nicht einmal in den Sinn,
dass er selbst dagegen verstieß, als er Nazmi von der Mannschaft und den
Begleitumständen berichtete. Vor seiner Familie gab es keine Geheimnisse.
    Nazmi
interessierte sich für alles, was mit deutschem Fußball zusammenhing, und dass
der SV Bütte-Erkenroytz just in dem Moment aufgestiegen war, als sie den Plan,
in die Türkei zurückzukehren, in die Tat umsetzten, schien ihm damals ein gutes
Omen für ein Gelingen in der alten Heimat. Aus diesem Grund freute er sich
besonders, dass die Mannschaft nun mit seinem Sohn in Berührung kam. Noch mehr
gute Vorzeichen! Dies konnte kein Zufall sein!
    »Wie
geht es Rocco Erdmann? Hast du diesen üblen Pfeilkerl schon dingfest gemacht?
War die Spitze wirklich mit Curare vergiftet?«
    »Rocco
geht es wieder gut, aber er trainiert heute noch nicht mit. Und nein«, lächelte
Kadir, »die Indios sind nicht über den großen Teich und dann noch durchs
Mittelmeer geschwommen um Rocco mit Curare niederzustrecken. Aber der Täter
hatte etwas Ähnliches im Sinn, denn der Pfeil war mit dem Pflanzengift des
blauen Schleimers getränkt, eine leidlich giftige Pflanze, die bei einem Kind
zu Erbrechen, Atemnot, Durchfällen und Krämpfen führen kann, aber bei einem
erwachsenen, durchtrainierten Mann kaum Schaden hinterlässt. Es wirkt kurz wie
ein leichtes Opiat, dann ist es aber wieder gut. Der Arzt hat Rocco irgendetwas
gegeben, damit der Organismus das Gift schneller ausscheidet, aber mehr war
glücklicherweise nicht nötig.«
    »Blauer
Schleimer?« Nazmi dachte nach. Als Kleingärtner kannte er sich mit Pflanzen und
Gemüse bestens aus. »Kenne ich gar nicht.«
    »Der
blaue Schleimer wächst wohl nur in bestimmten Gegenden im Ruhrgebiet. Muss wohl
an dem belasteten Boden vom Bergbau und der Stahlindustrie liegen, so sagt
zumindest der Arzt.«
    »Dann
war der Täter jedenfalls niemand von hier«, stellte Nazmi zufrieden fest. »Sonst
ist das Gezeter in der Presse gleich wieder da. Gepanschter Wein, gepanschter
Raki, verseuchtes Essen, Giftmischer und Bombenleger!«
    »Das
Ganze kommt, so es kein Leck gibt, ohnehin nicht in die Presse. Falls es dieser
Stalker war, von dem ich dir erzählt habe, wollen sie ihm nicht die Genugtuung
geben, dass seine Tat Aufsehen erregt.«
    »Ich
dachte immer…« Nazmi kratzte sich am Kopf. »Ich dachte immer, dass Stalker
Menschen wären, die ihre Opfer lieben und deshalb verfolgen. Hier scheint mir
nur blanker Hass zu walten!«
    »Es
kann ja sein, dass dies alles mit Liebe angefangen hat. Ein Fan, der sich ein
Autogramm von Rocco Erdmann holt und in seinen Augen ein geheimes Einverständnis,
Zuneigung oder was-weiß-ich liest. Der dann enttäuscht ist, als Rocco ihn beim
nächsten Zusammentreffen nicht erkennt. Liebe schlägt in Hass um, und der
Stalker denkt sich immer neue Methoden aus, seine Schmähung zu verwinden und
den Verursacher dieses Unglücks zu treffen.«
    »Und
keine Spur von dem Täter?«
    »Da
die Herren entschieden haben, dass sie den Angriff unter dem Deckel halten
wollen, bin ich mit meinen Ermittlungen in einer schwierigen Position, zumal
mir auch noch die Äußerung meines Chefs, dass ich mich im Hintergrund halten
soll wie eine dienstbare Geisha, durchaus im Gedächtnis ist. Ich stand rechts
hinter Rocco, als der Pfeil anschwirrte, und als ich mir gestern den Vorplatz
ansah, kam ich zu dem Ergebnis, dass der Pfeil keinesfalls, wie zuerst
vermutet, aus dem grün-weißen Block der gegnerischen Fans kommen konnte. Wenn
es jemand von denen war, hätte er sich unmittelbar vor

Weitere Kostenlose Bücher