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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Ein Schraubstock spannte sich plötzlich um seine
Hände, und er drehte sich zu dem Herrn um, der seine Finger mit beiden Händen
umklammerte und heftig zudrückte. Hübsche Frisur, dachte Poppo, back to the
Nineties. Braucht er ein Haarband? Ich hab noch mehrere aus meiner aktiven
Zeit. Sind diese marmorweißen Zähne echt?
    »Mein
Haus ist…«
    Olli
räusperte sich und versank in der nächsten Sekunde willenlos im Zauber des
Augenblicks, sah in Zeitlupe die Menschenmassen auf dem Vorplatz hin und her
wogen, blinzelte gegen das grelle Licht der Scheinwerfer und Blitze, sah die
bekannten Gesichter der Spieler und die unbekannten Gestalten der dienstbaren
Geister, die sie begleiteten und um sie herum wie ein Elfenreigen zu schweben
schienen. Sein verhangener Blick schweifte über den blau-rosa Fanblock, die
grün-weißen Gegner, die hinter zwei massigen Dunkelmännern am Rande der Auffahrt
verschwanden, die Arme gereckt, die Stinkefinger gen Himmel. Er spürte, dass er
fortfahren wollte etwas zu sagen, das der Erhabenheit des Moments Rechnung
tragen würde, aber ihm versagte zum ersten Mal während seiner langen Laufbahn
in der härtesten Branche der Welt die Stimme, und er brachte nur ein heiseres
Krächzen hervor. Poppo schlug ihm auf den Rücken, weil er dachte, der
Hotelmanager habe sich verschluckt, doch da ertönte ein erstickter Aufschrei
direkt neben Hakan und der blonden Reporterin, und Olli wurde mit einem Ruck in
die Realität zurück katapultiert. Er sah Kadir hinter Hakan Hunsfos auftauchen,
an seiner Seite Rocco Erdmann, leicht gebeugt, beide Hände auf den Nacken
gepresst.
    Mit
zwei Sätzen war der Trainer bei Rocco, und Kadir und er führten ihn, mittig
abgeschirmt, hastig in die Halle. Niemand hatte etwas bemerkt, nur Kiran
Tonolini hatte auf die Bewegungen seines Lieblings geachtet und die Menschen in
Roccos unmittelbarer Umgebung wie ein Habicht fest im Blick gehabt. So dachte
er jedenfalls.
    Da
war etwas passiert. Und er nicht da. Und nix gesehen.
    Eilig
nickte er seinem Partner zu, der mit einem kurzen Antippen des Brillenbügels zu
verstehen gab, dass er an seinem Standort festgenagelt stehen bleiben würde,
die grün-weiße Bande genauestens im Visier. Die Palmenkübel erzitterten, als
Kiran sich in Bewegung setzte und mit mächtigen Schritten auf das Hotels zupreschte,
vorbei am Spalier des Hotelpersonals, das immer noch stoisch lächelnd den
Eingang säumte.
    Rocco
saß, von einem künstlichen Wasserfall halb verdeckt, mit geneigtem Kopf in
einem tiefen Lounge-Sessel am anderen Ende des Foyers, hinter ihm standen sein
Trainer, der Hotelmanager, ein fremder Mann in Dockers und weißem Hemd und eine
Hotelangestellte in türkisfarbener Uniform. Die junge Frau hatte sich über
Roccos Nacken gebeugt, presste eine Hand auf seinem Hinterkopf und nestelte
vorsichtig an seinem Hals.
    Kiran
rutschte das Herz in die Hose, und er trabte mit hängenden Schultern herbei.
Sein Schützling! Wie konnte es nur passieren, dass  dem Erdmännchen nur wenige
Meter von ihm entfernt ein Leid zugestoßen war?
    »Sitzt
fest wie ein Schraubverschluss!«, stöhnte Seda und hob abwehrend die linke
Hand, als hätte sie Kadirs Bewegung, der ihr helfen wollte, in ihrem Rücken
bemerkt. »Ich mach das schon, hier ist weibliches Spitzengefühl und nicht
grobmotorisches Gezerre gefragt.«
    »Sieht
aus wie ein kleiner Klopümpel.« Poppo beugte sich näher herab.
    Vorsichtig
schob Seda einen Fingernagel unter den Gummiring und versuchte ihn sachte anzuheben.
Als dies gelang, glitt ihr Finger Millimeter für Millimeter am Rand entlang.
Gleichzeitig zog sie zart an dem Plastikstiel, bis sich genügend Luft unter der
Glocke gesammelt hatte und sie ein schmatzendes Geräusch hörte.
    Olli
schlug die Hände vor den Mund, als sei er Famulant bei einer Herzoperation, der
Bodyguard wagte nicht zu atmen, und Trainer Poppo legte eine Hand auf die
Schulter von Rocco, der leise stöhnte.
    »Jetzt!«,
rief Seda und zog einmal kräftig.
    »Autsch!«
    Rocco
wollte sich an den Nacken fassen, doch Kadir hielt seine Hand zurück.
    »Lassen
Sie!«, meinte er und betrachtete die Wunde, die wie eine große rote Beule
aussah. In der Mitte stak ein winziges schwarzes Einstichloch mit ausgefransten
Rändern. »Das soll sich Ihr Arzt erst mal ansehen.«
    Kiran,
der den Anblick von Roccos grauem Gesicht nicht mehr ertrug, ergriff die
Gelegenheit beim Schopfe, sich nach seinem unwürdigen Versagen, das in seinen
Eingeweiden rumorte und sein Herz

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