Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
mich
erinnern?«
Patrick
griff nach der Wasserkaraffe. Seine Hand zitterte.
»Dieser
Werbevertrag – das war’s! Mit ein bisschen kluger Geldanlage hätte ich mir über
mein Leben nach dem Fußball keine Gedanken mehr machen müssen.«
»Ich
weiß, wir zahlen keine Gehälter wie Real Madrid oder Chelsea, aber Patrick…«
Poppo
wusste, noch während er dagegenhielt, dass Patrick mit seiner Zukunftsangst
Recht hatte. Er hatte zu wenig Zeit gehabt, nicht einmal drei Jahre, und er
wäre nicht der erste Profispieler, dem es nach dem Ende der Karriere nicht
gelänge, in einem anderen Leben Fuß zu fassen. Patrick hatte außerdem eine Frau,
die keinen Beruf erlernt hatte und drei kleine Kinder. Doch weder die Familie
noch das falsche Timing waren das eigentliche Problem, das wussten beide, doch
keiner von beiden hätte je ein Wort darüber verloren, dass es Patricks
Spielleidenschaft und sein fehlendes Talent beim Pokern war, was seine
finanziellen Ressourcen in den letzten Jahren arg strapaziert hatte. Weder die
Klagen seiner Frau noch eine Therapie hatten geholfen, früher oder später
wanderte Patrick immer wieder an die mit grünem Filz bespannten Spieltische
zurück.
Der
Verlust seines Jobs als Daddy Blue war entsprechend ein herber Schlag für ihn,
zumal er keine anderen Werbeverträge hatte. Und dann Hakan, der für vier
Millionen gekauft worden war, der seine Karriere noch vor sich hatte und
sicherlich, wenn das Schicksal ihm keine schlimmen Verletzungen bescherte,
eines Tages in der Liga der reichsten Fußballmillionäre an prominenter Stelle
mitspielen würde!
»Dann
ist er einfach davongetänzelt, wie eine blöde Ballerina, nur um mir zu zeigen,
wie sehr er sich über mich lustig macht und wie königlich er sich amüsiert! Da
bin ich hinter ihm her und… na, den Rest kennen Sie, Trainer!«
Ja,
den Rest kannte Poppo, aber Hakan kannte Poppo noch nicht, wenn er wirklich in
Rage war. Aber in diesem Gemütszustand sollte er ihn jetzt kennenlernen, denn
das Maß war voll!
Poppo
lief durch den Palmengarten ohne die Blicke und Grußworte zu bemerken, die man
ihm zuwarf. Dies war eigentlich nicht seine Art, denn es war ihm wichtig, den
Kontakt zu den Menschen zu halten, sie in all ihren Daseinsformen zu
respektieren und ernst zu nehmen, ob Fans oder Spieler war einerlei.
Schätzelein rühmte sich, dass er dies durch den von ihr verordneten Yogakurs
gelernt hatte, doch jeder, der Poppo kannte, wusste, dass dies einfach ein ihm innewohnender
Wesenszug war, der ihn vor vielen anderen im Profifußball auszeichnete. Hakan
war der erste Mensch, der es geschafft hatte, etwas in Poppo in Gang zu setzen,
das ihn seine tiefsten Überzeugungen vergessen ließ.
Poppo
stieg über die kniehohe Hecke, die die Terrasse von Hakans und Ronny Spechts
Erdgeschosszimmer säumte und klopfte an die Balkontür. Eine nachlässig auf
einen Stuhl geworfene Badehose tropfte das Sitzkissen voll, ein Zeichen, dass
jemand vor kurzem hier gewesen war. Vorhänge und Glastür waren jedoch zugezogen.
Naja,
vielleicht ganz gut, wenn ich ihn mir nicht in meinem jetzigen Gemütszustand
vorknöpfe, dachte Poppo, fühlte aber dennoch eine brennende Enttäuschung, denn
es war einfach höchste Zeit, dass dem Wikinger endlich der Kopf geradegerückt
wurde. Jeder in der Mannschaft wusste, was dieser Werbevertrag für Patrick
bedeutete und keiner, dafür legte Poppo seine Hand ins Feuer, hätte den Mannschaftskameraden
so böse gefoult.
»Von
wegen, Piet, die Jungs verstehen sich alle blendend!«, murmelte Poppo während
er wieder über die Hecke stieg und um das Gebäude herum zur Außentreppe
strebte. Langsam stieg er nach oben und kramte nach der Chipkarte für seine
Suite.
»Da
schwelt so einiges, und ich hatte Recht damit, dass Izwill Hundsfott Gift für
die Mannschaft ist. Man sieht es doch schon, man kann es mit Händen greifen, und
wenn die hohen Herren nicht wollen, dass wir bis zum Saisonende in den Keller
rutschen, dann müssen wir handeln. Er mag noch so ein toller Torschützenkönig
sein, ohne die anderen ist er nichts. Sind wir nichts. Das lasse ich mir
nicht von ihm verderben oder kaputtmachen!«
Poppo
öffnete die Tür und lief ohne Innezuhalten direkt zur Minibar. Hinter den
Fruchtsäften und Coladosen hatte er eine kleine Flasche Wodka versteckt, die er
jeden Morgen aus dem Kühlschrank nahm und im Safe deponierte und erst wieder in
die Minibar zurückstellte, wenn das Zimmermädchen mit der Suite fertig war.
Vielleicht
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