Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
an.
»Es
ist nur logisch, dass ich das Opfer dieses abscheulichen Voodoo-Stalkers bin,
nicht Rocco! Was Rocco an glühender Zuneigung und Verehrung erhält, ist bei mir
in gleichen Teilen blanker Hass und kalte Verachtung. Und wenn der Stalker sich
auch Rocco zum Ziel aussucht, dann nur, um mich zu treffen, indem er
einem Menschen, den ich liebe, weh tut! So erkläre ich mir auch den Pfeil.«
»Sind
denn auch die Kandidaten Ihrer Sendung überprüft worden?«
Madlen
zuckte die Achseln.
»Ja,
das hat der Kommissar in Bütte tatsächlich gemacht. Ohne Ergebnis. Die hatten
entweder ein Alibi oder wohnen zu weit weg, um dauernd in Bütte-Erkenroytz
herumzuschleichen und dort perverse Spielchen zu spielen. Sehen Sie, durch
meinen Mann weiß ich, dass der Stalker dem Verein mitgeteilt hat, dass er sich
hier in Dereköy befindet. Die beiden ToTos sind hier und passen auf meinen Mann
auf, mehr schlecht als recht, wie jüngst bewiesen, aber sie sind immerhin da. Mein
Plan, dass wir zumindest im gleichen Hotel sind, hat Holger Popuczinski leider
vereitelt, ich verstehe immer noch nicht warum, denn er kennt die
Begleitumstände! So musste ich nun selbst für meinen Schutz sorgen. Da der
Sender mir keinen Bodyguard genehmigen wollte - offensichtlich halten die mich
auch für hysterisch - bin ich mit einem privat engagierten Klitschkoverschnitt
hier angereist. Arme wie Popeye und dabei nicht dumm. Glaube ich jedenfalls. Ich
denke, das sollte genügen, ich hoffe es zumindest. Aber mein Mann… ich mache
mir Sorgen, jetzt, wo er nicht in meiner unmittelbaren Nähe ist.«
Madlen
schüttelte den Kopf.
»Auch
nach dieser Pfeilattacke nimmt er die Sache nicht ernst genug. Behauptet steif
und fest, dass die grün-weißen Fans einfach nur über die Stränge geschlagen
hätten, naja, alles vergeben und vergessen. Aber von Ihnen Kadir, war er ganz
begeistert!«
»Das
freut mich zu hören, aber ich frage mich wieso? Ich habe den Pfeil auch zu spät
anschwirren hören.«
»Aber
Sie waren da und haben sofort geholfen, die richtigen Dinge veranlasst! Während
die ToTos hinterhertrabten und keinen Schimmer hatten. Sie mögen, wie ich schon
sagte, ihre Existenzberechtigung haben, aber ich will, dass mein Mann
effektiver geschützt wird. Halt, stopp, ich bin noch nicht fertig!«
Madlen
hob die Hand, da Kadir den Kopf schüttelte und etwas sagen wollte.
»Ich
weiß, ich weiß, ich habe mit Ihrem Chef gesprochen und ich kenne Ihre
Anweisungen: Zurückhaltung, Geisha, Hintergrund. Meinetwegen. Geben Sie sich
den Anschein, als ob es dabei bliebe. Aber ich möchte Sie engagieren um den
Stalker zu finden, mein Gefühl sagt mir, dass Sie der Richtige sind.« Sie
presste beide Hände auf ihr Herz. »Hier drinnen. Spüre ich es. Der Verein hat
verhindert, dass die Polizei eingeschaltet wird, und so stehe ich hier vor
Ihnen als Bittstellerin, als Verzweifelte! Niemand nimmt meine Befürchtungen
ernst, aber ich weiß, auch das spüre ich hier drinnen…« Dies Mal klopfte sich
Madlen auf den Bauch, »…dass etwas Schreckliches passieren wird! Bitte helfen
Sie mir, stellen Sie Ermittlungen an, finden Sie diese furchtbare Person! Geld
spielt keine Rolle, ich…«
»Frau
Erdmann!«, unterbrach Kadir und lehnte sich mit gekreuzten Armen auf den
Schreibtisch. »Sie können mich nicht engagieren, jede Art von
Privatermittlungen verbietet mir mein Vertrag mit dem Meridian Club. In den Verträgen
mit den anderen Häusern findet sich ebenfalls diese Ausschlussklausel.«
Madlen
sackte merklich zusammen, ihre Unterlippe begann zu zittern. Tränen stiegen in
ihre Augen.
»Aber«,
fuhr Kadir fort, »aber ich nehme Ihre Befürchtungen durchaus ernst. Ich brauche
Ihr Geld nicht, um meinen Job so zu machen, dass Ihnen gedient ist. Ich werde
Ihren Gatten, wenn auch in zweiter Reihe, bewachen wie ein Luchs, und ich werde
auch dafür sorgen, dass man im Neuschwanstein Resort ein besonderes Augenmerk
auf Sie und Ihre Sicherheit hat. Jedes noch so kleine Vorkommnis wird man
meiner Informantin oder mir mitteilen. Und wenn uns während dieser
Überwachungstätigkeit der Stalker ins Netz geht? Umso besser!«
Madlen
war aufgesprungen, um den Tisch herumgelaufen und drückte nun ihre Wange gegen
Kadirs Kopf. Wie auf den Fotos von ihr und Rocco, dachte Kadir und hielt
unwillkürlich die Luft an, da Madlens schwüles Parfüm seine Nase kitzelte.
Madlen
entdeckte in diesem Moment Renatos Garderobe, die sie vorher nicht wahrgenommen
hatte.
»Oh,
das ist ja ganz
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