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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Lack aus Antalya trocknet, kaum aufgetragen, schon fest!‘ Sie hätte in
einer Werbesendung auftreten können. Allerdings weiß ich natürlich nicht, wie
lange die Farbe auf der Haut braucht um ganz trocken zu werden. Ist doch
irgendwie was anderes als eine Tapete, oder? Aber vielleicht weiß auch hier
meine Frau…«
    »Bei
den Füßen ist etwas auf den Boden getropft«, unterbrach Kadir ohne auf das
Angebot, den heimwerkerischen Sachverstand von Frau Dalga in Anspruch nehmen zu
können, einzugehen. Er deutete auf das Fußende.
    »Also,
der Täter wartet, bis die Vorderseite trocken ist, wuchtet Hakan dann auf die
andere Seite und pinselt weiter, die Füße hebt er sich bis zum Schluss auf und
achtet nicht darauf, ob es tropft oder nicht. Warum auch?«
    Kadir
kniete neben dem gesunden Fuß und blickte von unten auf den Spann und das
Stückchen vom Bein, das über den Rand hing.
    »Ich
bin sicher, dass er am ganzen Körper bemalt wurde, das Bein jedenfalls scheint
rundum lackiert.«
    »Goldfinger!«,
krächzte es plötzlich hinter ihrem Rücken, und Dalga und Kadir blickten auf.
Olli Reinecke hatte sich auf seinem Stuhl umgedreht und deutete mit wildem
Blick auf die weiße Leiche.
    »Goldfinger!
Kennen Sie den Bond-Streifen nicht? Gert Fröbe lässt diese Frau, diese hübsche
Blondine, die sich als Verräterin entpuppt, mit Goldfarbe anpinseln, und sie
erstickt jämmerlich daran, weil die Haut nicht atmen kann!«
    Olli
presste beide Fäuste gegen den Mund und starrte mit aufgerissenen Augen Kadir
an, als sollte der ihm bestätigen, dass der Fall nun endlich gelöst sei, oder
dass man ihn zumindest an 007 abgeben würde.
    Kadir
stand auf und verschränkte die Arme.
    »Auch
wenn wir Gert Fröbe als Täter ausschließen können, ist vielleicht an dieser
Analogie was dran. Vielleicht ist auch Hakan Hunsfos an diesem grässlichen Lack
erstickt. Wir müssen warten, was die Gerichtsmedizin sagt. Übrigens, Dalga«,
fuhr er fort. »Haben Sie hier irgendwo die Pinsel gesehen? Oder etwas
Ähnliches? Mit irgendwas muss er schließlich bemalt worden sein«
    »Nein,
nichts. Der Täter hat nur die Farbe hiergelassen.«
    »Dann
werden wir auf den Töpfen garantiert keine Spuren finden.« Kadir sah sich um.
»Und auch sonst auf den ersten Blick keine Spuren. Man sollte meinen, dass so
eine Pinselei nicht ohne Schweinerei vonstatten geht, aber ich sehe nirgends
Farbränder oder Flecken, nur die Bettlaken sind besudelt.«
    »Pervers,
einfach nur pervers«, murmelte Dalga und schüttelte den Kopf. »Sie wissen es,
Bülbül, und jeder hier in Dereköy ist mein Zeuge, dass ich nichts dagegen habe
und nie hatte, dass die Ausländer hier in unser schönes Land kommen, unsere
Strände in Beschlag nehmen und auch meine Gefängniszellen auf Kosten des
türkischen Steuerzahlers füllen. Nie hat Refik Dalga etwas anderes gesagt als:
Willkommen, willkommen! Kommt aus euren dunklen, kalten Ländern und wärmt euch
ein wenig in meiner sonnendurchfluteten Heimat. Die kopflosen Leichen im Sommer
habe ich gerade noch geduldet, nun denn, aber eine lackierte und gepunktete
Leiche, nur wenige Meter von dem Ort am Strand entfernt, an dem ich spielend
und jauchzend meine unbeschwerte Jugend verbrachte!«
    Dalga
zwirbelte seinen Bart und sah Olli Reinecke herausfordernd an, als sei der
Hoteldirektor persönlich daran schuld, dass die Touristen sich reihenweise an
den heiligen Orten seiner Kindheit umbringen ließen. Mit der Empörung war Dalgas
Selbstsicherheit zurückgekehrt, nun hatte er sich wieder gefangen und war in
seinem Element.
    Olli
hatte den Kopf zur Seite geworfen und lauschte den letzten Worten von Dalga
nach. Seine Lippen formten die Worte, die er mühsam vom Türkischen ins Deutsche
übersetzte. Plötzlich stand er auf, schob den Stuhl krachend gegen einen
schmalen Schreibtisch und schritt auf Dalga zu, die Arme hinter dem Rücken
verschränkt.
    »Weißt
du, was bei uns passiert ist? In meinem Haus! In meinem Schlafzimmer!« Drohend
hob er einen Finger. »Wo meine Frau schläft! Wohin meine Kinder kommen, wo sie
mit ihrem Spielzeug spielen! In meinem Haus!«
    Kadir
war mit zwei Schritten bei Olli, fasste ihn bei den Schultern und drehte ihn zu
sich herum.
    »Herr
Reinecke, Herr Reinecke, stopp! Erst Goldfinger und nun Der Pate !
Halt! Wieder falscher Film!« Kadir schüttelte seinen Chef.
    »Sie
sind wieder im falschen Film, Boss«, murmelte Kadir sanft, als er
merkte, wie sich Olli Reineckes Muskeln entspannten, sein Blick klarer

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