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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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bedauerlicher Unfall, das andere indes bleibt Mord, brutaler
Mord. Ich gehe aber mit Ihnen konform in der Hoffnung, dass man in Bälde… oh,
meiner Treu, verzeihen Sie, wie ungeschickt von mir!«
    In
Fehleinschätzung der Entfernung, den Blick immer noch auf die Tennisspieler
gerichtet, hatte Schmalfuß seine Hand blindlings in Richtung Tisch gesenkt und
war mit dem Glas an die Tischkante geprallt.
    »Nichts
passiert, Herr Schmalfuß, nichts passiert. Der Boden hat ein bisschen was
abbekommen, sonst ist kein Schaden entstanden. Wollen Sie sich vielleicht die
Hände waschen?«
    »Nun,
ich will nicht in Ihre intimste Sphäre dringen, Frau Wohlschlegel…«
    »Es
ist nur ein Hotelbadezimmer«, lachte Gesa. »Es wird genauso aussehen wie das
Ihre! Und ich denke nicht, dass Sie mit klebrigen Limonadenhänden sitzenbleiben
wollen.«
    »Nein,
gewiss, ich bin sofort wieder…«
    Im
Badezimmer knipste Schmalfuß das Licht mit dem Ellenbogen an und trat zum
Waschbecken. Während er wartete, dass das Wasser warm wurde, stand auf einmal
das Bild von Gesa Wohlschlegel vor ihm, an jenem Frühstücksmorgen, als er sie
kennenlernte. Klebrige Finger! Mit welchem Genuss hatte sie damals mithilfe von
Gabelzinken die Nutellaränder unter den Nägeln entfernt!
    Schmalfuß
verzog den Mund. Nun, dachte er, so möge sie in drei Tagen dahinziehen, s’ist
besser so, Schimäre, Luftschloss, nette Erinnerung. Eine Gärtnerin ist es wohl
nicht anders gewöhnt, als ständig nach einem beliebigen Werkzeug zu greifen, um
die erdigen Nägel zu säubern. Ich will’s ihr nicht vorhalten.
    Dennoch
hatte sich seine luftig-leichte Stimmung verändert, und er fragte sich eben, ob
er es wagen dürfte, zu den Tennisplätzen zu gehen und als interessierter
Beobachter Aufstellung am Rande zu nehmen, oder ob dies ihn in den Augen der
Spieler zu einem unangenehmen Gaffer machen würde, als er beim Griff nach dem
Handtuch an eine große Plastiktube stieß, die am Rande des Waschbeckens lag.
Polternd fiel sie in die danebengelegene Badewanne und trudelte Richtung
Abfluss.
    »Potzblitz,
du grobmotorischer Störtebeker!«, beschimpfte sich Schmalfuß und fischte nach
der Tube. »Was bist du heute für ein Tölpel, ein Alabatros gar, so möchte ich
sagen!«
    Als
er sich wieder aufrichtete, knackte es in seinem Rücken, und er blieb luftanhaltend
kerzengerade stehen. Nicht bewegen, redete er sich gut zu, das kennen wir
schon, gleich ist der Schmerz weg und das Leben geht weiter. Nicht bewegen!
    Da
ihm nichts anderes zu tun übrig blieb, betrachtete er die Plastiktube in seiner
Hand. Gurkenmaske, las Schmalfuß, mit Gurkenextrakt und Aloe Vera. Schönheitspflege
für empfindliche und trockene Haut. Mit Mineral Vitamin C Komplex.
    Die
Abbildung eines mit cremiger Paste überzogenen Frauengesichts, die Augen
aufgerissen und den Mund zu einem runden Ohhhh verzogen, zierte die
Vorderseite. Warum guckt sie so fassungslos? überlegte Schmalfuß und drehte die
Packung um. Offensichtlich die gleiche Frau, hingegossen auf einem Liegestuhl,
das makellose Gesicht der Sonne entgegengereckt, lieblich lächelnd.
    Erneut
betrachtete Schmalfuß die Vorderseite, um die Werbebotschaft zu ergründen. Der
Schmerz verebbte, und er wackelte vorsichtig wie ein müder Hulatänzer mit den
Hüften.
    Vielleicht
ist sie nach dem Sonnenbad ganz knitterig und faltig und staunt, dass sich ihre
Haut mit dieser Substanz wieder in einen Babypopo verwandelt und die Zeichen
der Zeit und der Natur beseitigt? grübelte Schmalfuß. Ist das die Botschaft?
    Die
Zeichen der Zeit… die Zeit, die nicht vergeht, sondern stillsteht, die Kinder,
die nicht älter werden.
    Schmalfuß
stockte.
    Hastig
drehte er die Tube noch einmal um. Das war es! Tatsächlich! Der geringelte
Badeanzug, den die Frau trug, hatte ihn unbewusst an Saskia Haverkorn erinnert.
Die gleichen Farben und dies ewig Geringelte, in das sich Frau Haverkorn
hüllte! Schmalfuß ächzte, warf die Tube achtlos beiseite und hielt sich mit
beiden Händen am Waschbecken fest.  
    »Idiot«,
keuchte er sein Spiegelbild an. »Traumtänzer! Wieso ist es dir nicht
aufgefallen, als es passierte? Hattest du Watte in den Ohren? Hatte der Polizeipräsident
von Hamburg doch Recht, als er dich vor der Zeit aus dem Amt komplimentierte?
Nicht mehr auf der Höhe, Schmalfuß, das war es doch, was er dir sagte, nicht
wahr? Nicht mehr den heutigen Standards gewachsen!«
    Der
Schmerz im Rücken war verschwunden, und Schmalfuß riss sich vom Waschbecken los
und

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