Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall
Strick oder das
blutverschmierte Auto. Nur drei Monate nachdem wir unseren Stalker ins Leben
gerufen hatten, trat ein echter Stalker in unser Leben.«
»Und
das wäre dann der, von dem Sie glauben, dass er hinter Ihnen und nicht hinter
Rocco her ist?«
»Genau.
Ironie des Schicksals, nicht?«
Die
Geister, die ich rief, dachte Schmalfuß und verlagerte sein Gewicht auf den
anderen Fuß.
»Zurück
zu der Reporterin. Was hat sie von Ihnen gewollt?«
»Sie
sagte mir auf den Kopf zu, dass ich eine Affäre mit Hakan habe, und dass ich
Rocco wegen ihm verlassen würde. Das hat Hakan ihr gesteckt. Was ich dazu sagen
würde? Nun, ich hab ihr einiges dazu erläutert, der kleinen Schlampe.«
»So
wollte Hakan Sie mittlerweile doch auf seinen Schimmel heben und mit Ihnen
davongaloppieren? Es war nicht mehr nötig, dass Sie sich in das Pferdchen
verkrallten, er wollte Sie wie eine verwunschene Prinzessin aus der Not
erlösen?«
»Ja,
für ihn war die Sache todernst geworden. Mit der Stalker-Sache wollte er mir
beweisen, dass er alles, wirklich alles für mich tut, aber je mehr Zeit
verging, desto klarer wurde mir, dass er Rocco ins Abseits stellen wollte. Ich
hatte Angst, dass der erfundene Stalker unter Hakans Einfluss zu einer Person
mutierte, die Rocco ernsthaft schaden und nicht nur ein bisschen Angst einjagen
würde. Hakan wurde jedes Mal ziemlich aggressiv, wenn ich ihn wieder und wieder
vertröstete. Offen gestanden war mir etwas mulmig geworden, als er im Sommer zu
den Büttern wechselte und noch näher bei mir war, obgleich ich mich natürlich
auch freute, denn Himmel, ich war verliebt, rasend verliebt! Was für ein Kerl
er war, ein Draufgänger, ein fordernder und gleichzeitig einfühlsamer Lover,
einer, der nur mich im Kopf hatte, mich alleine… ach, es war alles wie
in einer Achterbahn, ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Ich wusste
einfach nicht mehr, was ich wollte! Da war Rocco, unsere gemeinsame
Vergangenheit – wenn ich mich für ihn entschied, wäre Bütte endgültig mein
Schicksal. Liebe Güte, noch vor dem Gästedinner hier haben wir gestritten, weil
ich einfach nicht wahrhaben wollte, wie stur Rocco ist! Ich bin immer sicher
gewesen, dass ich mich schließlich durchsetzen würde. Auf der anderen Seite war
Hakan, der mich an jeden Ort auf der Welt gebracht hätte, den ich genannt
hätte.«
Madlen
seufzte und griff nach einem Glas Wasser, das Levent Kirik, der den Blick nicht
von ihrem cognacfarbenen Haar lösen konnte, ihr hingestellt hatte.
»Hakans
kleine, aggressive Spielchen gegen die Jungs in der Mannschaft sollten mir
zeigen, dass er alles erreichen konnte, wenn er nur wollte. Und wozu er in der
Lage wäre, wenn ich mich nicht irgendwann für ihn entscheiden würde. Er war der
Strippenzieher, das Alpha-Männchen, der Dominator, das war die Botschaft.
Deshalb hat er auch Patrick seinen Werbevertrag weggenommen, nur aus Spaß, nur
weil es ihm möglich war. Schon am ersten Tag hier in Dereköy ist er zu mir ins
Hotel gekommen und verkündete, dass er nun die Faxen endgültig dicke habe. Ich
müsste mich entscheiden, sonst würde er es für mich tun.«
»Und
er hat es für Sie getan, indem er der Ratzki den Zündstoff für mehrere
Explosionen lieferte.«
»Ja.
Wenn ein weiterer Artikel von ihr erschienen wäre, der meine Affäre mit Hakan
publik gemacht hätte…«
»Und
da haben Sie sich nach Ihrem Gespräch mit der Ratzki aufgemacht und ein wenig
Öl in Hakans Dusche gekippt, damit er merkte, dass auch Sie das Heft in der
Hand hatten und sich nicht alles gefallen ließen?«
Madlen
riss die Augen auf und starrte Kadir erstaunt an.
»Aber
nein? Ich hätte… was ? Nein, das habe ich nicht getan! Ich war stinksauer
und habe die ganze Nacht in meinem Zimmer getobt und gegrübelt, aber ich war
nicht bei Hakan. In jener Nacht kam ich zu dem Schluss, dass es das Beste wäre,
erst einmal zum Schein auf seine Forderung einzugehen. Ich wollte Zeit gewinnen,
unbedingt Zeit gewinnen! Ich hatte vor, am nächsten Tag zu ihm zu gehen, ihm zu
sagen, dass ich Rocco reinen Wein einschenke, aber dass ich es zu Hause in
Bütte machen wollte. Dann hätte ich ihn gebeten, diese Reporterin zu stoppen.
Am nächsten Tag bin ich dann erst mal shoppen gegangen, das beruhigt meine
Nerven. Danach war ich noch am Set und das dauerte wegen technischer Probleme
länger, als ich angenommen hatte. Als ich dann am Nachmittag beim Meridian Club
ankam, wimmelte alles von aufgeregten Reportern und Polizei. Hakan war
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