Absolut Sex: Wie Sie jeden Mann um den Verstand bringen (German Edition)
Ärger, er wurde mit Diäten und zu engen Hosen gequält. Alle unerreichbaren Normen haben an uns gezerrt – wie sexy eine Frau zu sein hat, wie keusch, wie »normal«.
Und untenrum? Oh, die unberührte Zone! Gleichsam mit der als qualitativ höher eingeschätzten männlichen Aufmerksamkeit für das Äußerliche ist auch das männliche Interesse am Genital wichtiger als unser eigenes. Eigenverantwortliche Lust? Zu diffus – das Mögen unseres Körpers obliegt oft auch dem Manne (»Findest du mich zu dick?«). Begehrt werden, berührt werden, liebkost werden – oft ist es Männersache, der Frau zu beweisen, dass ihr Körper schön, weiblich, sexy und begehrenswert ist. Und nicht zu dick.
Nachteil dieser Rollenverteilung: Frau gewöhnt sich daran, passiv zu sein, angeschaut zu werden (statt sich selbst wirklich anzuschauen und wahrzunehmen) und sich hauptamtlich darum zu kümmern, sich das Begehrtwerden zu verdienen.
Schönheit und Sexappeal sind mehr als das, was Sie an Ihrem Körper mit den Augen zu kritisch wahrnehmen. Ihre Finger sind sanfter und »sehen« vor allem das, was an Ihnen so schön ist: Haut, Kurven, erregte Wärme, Feuchte … Schließen Sie die Augen und fahren jeden Zentimeter Ihres Körpers mit den Fingerspitzen, dann mit den Händen ab und auch mit der Oberseite und den sensitiven Handgelenken. Entdecken Sie, wie unterschiedlich zart Ihre Haut ist, wie schwingend die Formen und wo sich die Hitze verteilt … Ihr Liebhaber fühlt all das dreimal so intensiv wie Ihre eigenen Hände, denn für ihn ist dies alles kostbar, fremd und wunderschön. Übrigens: Je öfter Sie Hautkontakt zu sich selbst suchen, desto mehr wird Oxytocin ausgeschüttet, jenes Hormon, das Ihren Körper noch sensibler für Liebkosungen macht.
Um zu einer eigenen Geschlechtsidentität, zur eigenen Weiblichkeitsvorstellung und zur unabhängigen Sexualität zu kommen, gibt es einige Wege; vielleicht wird einer davon für Sie der angenehmste sein:
Darüber reden, wie Sie über Sex, über Geschlecht, über Ihren Körper sprechen wollen. Deklinieren Sie vielleicht zusammen mit einer Freundin durch, welche Sprachform über Sexualität Ihnen liegt und welche nicht – Umgangssprache, Kindersprache, Fachausdrücke, Zeitschriften-Schlagwörter, Denglisch (Blowjob, Date), Gassenjargon? So wird Ihnen beiden unter anderem klar, dass das Vorurteil oft schon im Wort steckt, wie die Beleidigung des weiblichen Genitales »Fotze« oder »Loch«, wie die Herabsetzung des Blasens in einen Job, den Blowjob, oder wie es sich anfühlt, über »meine Vagina« oder »mein Kartöffelchen« zu sprechen.
Sich Wissen aneignen: über den weiblichen Körper, über die Menstruation, über weibliche Sexualität in anderen Kulturen. Empfehlenswert sind auf dieser Forschungsreise in Sachen Frau vor allem Frau von Natalie Angier, Das Buch von der Vagina von Francesco Valitutti oder, auch wenn es etwas aufgeregt daher kommt, Wie Frauen Frauen sehen von Shere Hite. Das vielgelobte Buch Vulva von Mithu Sanyal erzählt grandios über die Mythen rund um die Vulva, aber politisiert sie gleichzeitig.
Widmen Sie sich Ihrer Vulva: mit Spiegel, Berührungen, sie vielleicht sogar fotografieren; Masturbation, Zwiesprache.
Nehmen Sie Ihren Körper wahr: mit Sport, der nicht dem Ziel Schlankheit oder Sexiness dient, sondern der Sie fühlen lässt, dass Sie Muskeln haben, Kraft, Bewegungsgeschicklichkeit. Tanzen, Schwimmen, Bauchtanz, Fußball …
Suchen Sie sich Vorbilder sexuell autonomer Frauen, zur Not auch in der Historie.
Loben Sie das Weibliche aus weiblicher Sicht: Was finden Frauen an Frauen toll? Sagen und zeigen sie es sich gegenseitig? Das Lob der Frauen für Frauen ist das kulturelle Vakuum, das uns fehlt; oft beziehen wir das Weibliche auf das Männliche (»Frauen sind stärker, gesünder, sensibler als Männer …«), anstatt es für sich stehen zu lassen.
Lassen Sie Ihre individuelle Sexualität zu, indem Sie Allgemein-»Wissen« mit Ihren Reaktionen vergleichen und sich als neues Credo eingeben: Ich bin kein DIN-A4-Blatt. Beim Sex gibt es keine Standards. Ich bin keine Norm.
Gehen Sie Verspannungen im Bauch- und Beckenbereich auf den Grund und lösen Sie sie: mit Bauchtanz, mit Atmung, mit Massagen, mit einem Besuch bei der Frauenärztin, die die gutartigen Muskelverwucherungen der Gebärmutter (Myome) vermisst.
Vervollständigen Sie den Satz: Ich bin eine Frau, weil … Ja, warum eigentlich? Und sind das Klischees, die Sie da
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