Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos
schwamm die ganze Makakenbande in einer langen Reihe durch die Wasserlandschaft. Ihre Schwänze ragten ein Stück aus dem Wasser, und ihre kleinen Köpfe wippten auf und ab wie bei Wackeldackeln. Glitzer musste noch einmal niesen. Am anderen Ende des Beckens war zwar genug Obst für alle, doch ich beobachtete, wie der Käpt’n Drohgrimassen in Pimpfis Richtung machte, als sie ihm ein Apfelstück vor der Nase wegschnappen wollte. Dickmops sah aus, als hätte er einen Schock, und knabberte nur ein winziges Stückchen Ananas.
Nach einem Handzeichen von Scott gingen sämtliche Kameras mit einem Klicken aus.
»Gute Arbeit, Leute!« Scott klang sehr zufrieden. »Ich sehe mir kurz an, was wir haben, und entscheide, ob wir noch mehr Material brauchen. Fünf Minuten Pause!«
Es klang wie ein einziger Riesenseufzer, als die fünfundzwanzig Menschen am Zaun erleichtert aufatmeten.
»Das war super!«, sagte Joe. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
»Sehr interessant«, meinte Biro und sah sich das Gestell unter der Kamera genauer an, mit der man sie per Knopfdruck auf und ab bewegen konnte.
Es dauerte nicht lange, bis Scott Entwarnung gab. Er hatte genug Material. In Joes Gesicht malte sich grenzenlose Enttäuschung, als die Makaken – einschließlich Dickmops – wieder zurückschwammen und rasch durch die Drahtröhre im Affenhaus verschwanden. Sie hatten es offensichtlich eilig, ins Warme zu kommen.
»Das ging jetzt aber schnell«, sagte er betrübt.
»Vergiss nicht, dass wir schon mittags angefangen haben, Joe«, entgegnete Papa. Er klang total glücklich. »Super, Leute, das war großartig! Vielen Dank, Scott!«
Der Regisseur hob lässig die Hand. Seine Mitarbeiter hatten schon damit angefangen, die Ausrüstung abzubauen und eine Million Kilometer Kabel aufzuwickeln. Und sobald die Makaken alle drinnen waren, wurde das Tor des Geheges geöffnet, und kräftige Helfer begannen, die großen Scheinwerfer abzumontieren.
»Da ist Mama!«, sagte Tori plötzlich.
Mama kam mit Dr. Nik auf das Gehege zu. Sie hatte ein Tragetuch vor dem Bauch, in dem Opi lag. Sein Mützchen war fest über seine großen Ohren gezogen. Als sie näher kamen, sahen wir, dass Opi am Daumen lutschte und tief und fest schlief. Hasi lief sofort auf Mama zu und reckte die Nase, um Opi auf ihre mütterliche Art zu beschnuppern.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Mama, als wir uns um sie scharten und den kleinen Schimpansen angurrten wie die Tauben. Biro war hin und weg. Es war das erste Mal, dass er Opi aus der Nähe sah.
»Gut«, antwortete Papa schroff. »Wie du hättest sehen können, wenn du früher gekommen wärst. Aber du warst sicher unabkömmlich im Affenhaus, nicht wahr?«
»Papa!«, riefen Tori und ich wie aus einem Mund. Ich wäre fast gestorben, so sehr schämte ich mich. Mussten sie ausgerechnet jetzt damit anfangen, wo Joe und Biro dabei waren?
Papa ließ Mama und Dr. Nik einfach stehen und durchquerte das Makakengehege mit großen Schritten. Mama drückte Opi an sich und marschierte wütend hinter ihm her.
»Eltern sind so was von peinlich!«, sagte Tori und streichelte Hasi.
»Allerdings«, stimmte ich ihr zu. »Manchmal wünschte ich, wir hätten nichts mit ihnen zu tun!«
»Ist schon okay«, sagte Biro. Joe hatte ganz rote Ohren bekommen, aber das lag wahrscheinlich an der Kälte.
Wir beobachteten, wie Mama und Papa sich vor der Wasserlandschaft anzischten wie zwei wütende Gänse. Es war einfach furchtbar! Und das Schlimmste war, dass inzwischen auch alle anderen gemerkt hatten, dass da etwas nicht in Ordnung war. Matt, Dr. Nik, der Regisseur …
»Kommt, lasst uns von hier verschwinden. Wir gehen ins Café«, schlug Tori vor.
»Deine beste Idee heute«, murmelte ich.
Und dann nahm das Unglück seinen Lauf.
Mama war so sauer, dass sie unablässig mit dem Finger in die Luft stach. Sie ging auf Papa los, als wollte sie ihn mit einem Kinnhaken zu Boden strecken. Dabei stieß sie mit dem Fuß gegen den Problemstein am Beckenrand, der von dem noch feuchten Mörtel rutschte, und geriet ins Stolpern – und der arme kleine Opi flog in hohem Bogen aus dem Tragetuch ins Wasser.
Alle waren wie gelähmt vor Entsetzen. Alle außer mir.
»OPI!« Ich rannte los und zog unterwegs Jacke und Schuhe aus. »OPI!« Dann stürzte ich mich ins Wasser, um den süßen Schimpansen zu retten. Ich hatte eine Riesenangst, dass er schon ertrunken sein könnte und ich zu spät kam.
Als das Wasser über meinem Kopf zusammenschlug und mir in die
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