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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Und sie sagten, bis zu 250 Pfund, aber ich solle mir besser örtliche Währung besorgen, also tat ich das an einem anderen Schalter und stellte fest, dass ich noch eine Stunde warten musste, deshalb nahm ich eine Tasse Tee und eine Fleischpastete zu mir und las die Morgenausgaben der Zeitungen.
    Das Napoli-Ding war eine große Chose an diesem Morgen. Überall las man davon, vor allem von den Vorfällen der letzten Nacht, auch in Massen von Kommentaren in den Meinungsspalten. Sie beschäftigten sich immer noch mit der uneingeschränkten Einwanderung, und wie unklug dies sei, gerade so, als wären sie es nicht selbst gewesen, die sie überhaupt erst eingeführt hatten, und als hätten sie sich nicht selbst auf die Schultern geklopft ob der großzügigen Gastfreundschaft des Mutterlands, solange alles glattlief. Sie sagten, über die staatliche Fürsorge müsse dringend nachgedacht werden, und was benötigt werde, seien eine Menge mehr erfahrener Leute in den Fürsorgeämtern, um gefährliche Missverständnisse auszubügeln. Ein Bischof hatte im BBC Home Service gesagt, dass »verschiedene Spannungen und Tabus uns beinahe so sehr voneinander trennen wie Rasse und Herkunft die Leute in anderen Ländern.« Es waren doch endlich ein paar Anklagen erhoben worden, und die Stadtverwaltung hatte den Leuten empfohlen, nachts zu Hause zu bleiben: in der Zwischenzeit müssten die Farbigen, hieß es, ihre weißen Freunde darum bitten, ihre Einkäufe zu erledigen. Priester würden aus der Karibik herfliegen und aus Afrika, um die Lage zu überwachen, und der Hochkommissar aus irgendwo hatte Protest eingelegt. Die beste und wirklich am meisten ermutigende Nachricht von allen aber war die, dass der Minister, der im Kabinett für die Innere Sicherheit zuständig war, in seinem Landsitz Berichte über all diese Geschehnisse erhalten habe, und dabei war, sie sorgfältig zu studieren, und gesagt habe, beim unparteiischen Durchsetzen des Gesetzes werde die äußerste Strenge angewandt. Immer »Durchsetzen«: niemals Verurteilen! Was mich angeht, so dachte ich immer, dass hinter einem Gesetz irgendeine Idee steckt, eine Art Prinzip, und dass man sich hierauf berufen könne, und nicht aufs Polizeigericht.
    Nun gut, dann sagte der Lautsprecher »Alles einsteigen nach Oslo«, und das seltsamste Pack von Schleichern, das du dir vorstellen kannst, stieg in eine Art Kabinenwagen, der ein halber Doppeldecker war, und ich saß im Hinterteil und überblickte die Straßen von London, während wir hindurchsausten. Auf Wiedersehen, altes Städtchen, sagte ich, viel Glück! Wir fuhren ziemlich nah am Shepherd’s Bush vorbei, wo alles frei von Spannungen und Tabus zu sein schien, und wir kamen raus zum Flugplatz, welcher, muss ich sagen, ein sagenhaftes Spektakel war.
    Aber für Spektakel hatte ich gar nicht so viel Zeit, denn sie schleusten uns in eine Art Wurstmaschine aus Rolltreppen und Beamten, und ich musste schnell nachdenken, weil ich den Plan hatte, herauszufinden, wann der Flug nach Brasilien ging und, wenn möglich, mich vor dem Oslo-Flug zu drücken und stattdessen den nach Brasilien zu nehmen. Denn die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es, je komplizierter ein Wurstmaschinen-System aufgebaut ist, desto einfacher ist, sich in einen falschen Teil einzuspeisen, wenn man die Nerven behält.
    Also gingen wir durch den Zoll, wo sie einen überraschten Eindruck machten, dass ich nur eine Reisetasche mit einem handgeschriebenen Buch dabeihatte, aber ich sagte, ich hätte ein Tantchen draußen in Norwegen, das auf mich aufpassen würde. Und bei der Geldkontrolle sagten sie, ob das nicht eine Menge Geld sei für einen so jungen Burschen, und ich sagte, das sei es tatsächlich! und kam auch da vorbei. Und bei der Passkontrolle sagten sie, ob dies mein erster Reisepass sei, und ich sagte, mein allererster, und wie ihnen das Foto gefalle, ich hätte es selbst aufgenommen, und sähe ich nicht aus wie ein Zombie? Und danach gingen wir alle in ein großes Hallen-Ding, von dem aus man durch riesige Glasscheiben den Flugplatz überblickte, und der Lautsprecher gab die Abflüge durch, und ich hielt meine Ohren gespitzt.
    Ich holte mir eine Cola und ging gucken, und das war echt ein Anblick! Alle diese Flugzeuge, die aus dem Weltraum landeten und abhoben in alle Nationen der Welt! Und ich dachte mir, als ich dastand und dieses ganze Märchen betrachtete – was es doch für eine Zeit ist, in der ich groß geworden bin, in der der Menschheit endlich alles

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