Absolute Beginners
nicht eine, in der wir vor der Tür anderer Leute stehen und auf ein bisschen Honig warten mussten.
Ich stand von meinem Hocker auf und ging zum Fenster des schwankenden alten Kaufhauses, so nah ans Glas gedrückt, dass es schien, als schwebte ich draußen in der Luft, als hinge ich im Raum über der Stadt; und ich schwor bei Elvis und all den Heiligen, dass dieses, mein letztes Teenager-Jahr, ein echter Rave sein würde. Ja, Mann, komme, was wolle, in diesem letzten Jahr des Teenage-Traums war ich auf Spaß und Wahnsinn aus.
Aber schon wurde mein Friede gestört, als ich hörte, wie sich der Wizard lauthals mit dem Rekruten hinter der Bar stritt.
Ich sollte erklären, dass der Wiz alle Oldies hasst, genauso wie Psychos Juden hassen oder Ausländer oder Farbige, das heißt, er hasst alle, die keine Teenager sind, mit Ausnahme der kurzbehosten Knirpse und Püppchen, in denen er offenbar den Teenager schon knospen sieht. Der Wiz mag einfach niemanden in der Bevölkerung, der nicht der Teenager-Spezies angehört, und er nimmt jede Gelegenheit wahr, die Oldies an ihre Haaransatzfärbungen zu erinnern und aus vollem Hals die Hymne des Teenager-Triumphs zu singen.
Wiz hat es raus, die Steuerzahler an ihrem wundesten Punkt zu treffen. Sogar vom Fenster aus konnte ich sehen, dass das Gesicht des Barmanns rot war wie ein rohes Stück Fleisch, und als ich näher kam, hörte ich, wie ihn die scharfe, flache kleine Stimme des Wizards piesackte: »Oh, ich nehme an, du bist unterbezahlt, Junge, das ist dein Problem. Dir gefällt deine Arbeit hier oben mit den alten Hennen wohl nicht.«
»Am besten du bezahlst jetzt und machs dich dünne«, sagte der Rekrut.
Der Wizard wandte sich zu mir. »›Machs dich dünne‹, sagt der – hör dir das an! Der Sklave spricht noch den echten alten My Fair Lady -Dialekt.«
Die Taktik des Wizards bestand immer darin, den Gegner zum Losschlagen zu verleiten, was, weil er klein ist und so schmal aussieht und so jugendlich, das Mitleid anderer Altster erregt, besonders derer, die schon als Tanten auf die Welt kamen; die ergreifen dann seine Partei und reißen das Anti-Teenager-Lager auseinander. Oft hat er Erfolg damit, weil er echt sagenhaft furchtlos ist, ein durch und durch verschlagener, dreckiger kleiner Kämpfer; und er scheitert nur dann, wenn sie ihn gelegentlich einfach auslachen – das treibt ihn zur Weißglut.
Wie ich mir gedacht hatte, ging es bei der momentanen Auseinandersetzung um die Rechnung, die Wizard, wenn er in Stimmung ist, auch dann in Frage stellt, wenn es sich nur um eine Tasse Tee dreht. Und selbst wenn er flüssig ist, tut er oft so, als sei er vollkommen pleite, und sagt, tja, bitte schön, ich hab kein Geld, was wollt ihr da jetzt machen? Und dabei ist die linke Brusttasche seines Continental-Sakkos sichtbar mit Geldscheinen vollgestopft, aber sein Gesichtsausdruck ist so bedrohlich, so komm-und-kill-mich, dass sie Schiss kriegen, und ich tu’s auch. Meistens scheint es zu funktionieren, weil sie ihm dann nahelegen, Leine zu ziehen, was er auch tut, und zwar in der Zeit und in dem Tempo, als hätte er ein Acht-Gänge-Menü zu sich genommen und bezahlt, und nicht gerade eine Rechnung platzen lassen.
Ich zahlte für ihn, und Wiz hatte nichts dagegen, dass ich zahlte, er lachte bloß sein mickriges Ha-Ha-Lachen, als wir die silberweiße Metalltreppe heruntergingen. »Junge«, sagte er, »du bist die geborene Erwachsenen-Nummer. So konventionell wie du drauf bist, kannst du es scheint’s gar nicht erwarten, Familienvater zu werden.«
Ich ärgerte mich zwar über ihn, antwortete aber: »Sei halt nicht so, Wizard. Alle wissen, dass du im Geld schwimmst, wieso spielst du dieses Kindergarten-Spielchen?«
Und das ist eine Tatsache, ich meine, dass er im Geld schwimmt, weil der Wiz, trotz seines zarten Alters, in seiner Altersklasse der Gauner Nummer eins der Hauptstadt ist, wobei sein Talent darin besteht, A mit B bekannt zu machen, oder umgekehrt, das heißt, wenn jemand etwas zu verkaufen hat und jemand anders danach verlangt, hat Wiz einen fabelhaften Instinkt dafür, sie auch beide zu treffen und zusammenzubringen. Du wirst einwenden, dass es dafür doch Läden gibt, was auch stimmt. Aber nicht für den Austausch der Art von Waren, an denen die Kunden des Wizards interessiert sind, was, wie du wahrscheinlich schon erraten hast, keine ganz legalen Waren sind, und wenn ich »Waren« sage, meine ich eventuell eine Art von Dienstleistungen, die dich dazu bringen
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