Absolute Hingabe
Hingabe war absolut. In alldem lag eine entzückende Unschuld. Plötzlich spürte er, was ihn an Emma so anzog.
Cedric stieß sich von der Wand ab und verließ das Apartmentgebäude. Die Nachtluft roch frisch und kühl. Er blickte an der Fassade hinauf zu einem der Fenster ihrer Wohnung, die im Dunkeln lag. Vor seinem inneren Auge sah er Emma in ihrem Bett liegen, und ihre Worte wiederholten sich wie die Endlosschleife eines Tonbandes, wieder und wieder. Ruben hatte blind und ohne sie zu kennen, etwas in ihr gesehen, das Cedric jetzt erst begriff. Er schob den Gedanken fürs Erste beiseite, denn noch war die Zeit nicht reif, sich damit auseinanderzusetzen. Noch wusste er zu wenig über Emma und darüber, wie tief ihre Neigungen reichten. Sich selbst sein inneres Verlangen einzugestehen, war nie leicht, auch nicht für ihn. Der Reiz des Neuen war für einen Mann seiner Erfahrung erfrischend, aber ebenso erschreckend. In ihrer Unschuld lag ein hoher Gehalt an Verantwortung, der er sich stets strikt verweigert hatte. Er wählte seine Partnerinnen nach Erfahrung und Wissen aus. Doch dank Emma verstand er, was andere Dominante faszinierte, wenn sie von devotem Frischfleisch sprachen.
Cedric winkte sich ein Taxi heran. Morgen würde er mehr wissen.
Kapitel 9
Rubens Haus stand Cedric für weitere zwei Tage zur alleinigen Verfügung, und die Stille auf den Fluren war angenehm. Dennoch wanderte er unruhig durch die Zimmer, getrieben von drei Worten. Sie drückten aus, was er in diesem Moment tatsächlich empfunden hatte. Emmas Unsicherheit und das gedankliche Chaos in ihrem Kopf hatten ihn tief berührt. Ein Teil in ihm hielt es für voreilig, von Liebe zu sprechen. Der andere, wesentlich größere Part genoss die Vorstellung, mehr daraus zu machen, als ein dreitägiges Abenteuer.
Cedric öffnete die Terrassentür, betrat den Garten und blieb an der Stelle stehen, an der er mit Emma auf der Hochzeitsfeier gestanden hatte. War es hier um ihn geschehen? Er hob sein Gesicht gen Himmel. Langsam wurde es hell. Sie würde bald aufstehen, um ihren Tag zu beginnen, schlief wahrscheinlich noch tief und fest. Ob sie von der Nacht träumte? Oder von ihm? Das ist alles so verrückt! Ihr Lachen klang in seiner Erinnerung nach. Ja, es war verrückt und absolut unglaublich. Cedrics nackte Füße gruben sich in den gepflegten englischen Rasen, und mit beiden Händen strich er sich durchs Haar. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen mit kühler Luft, und seine Gedanken kreisten ständig um Emilia Perkins. Aus der Hosentasche zog er sein Mobiltelefon, klappte es auf und wählte eine Kurzwahl an.
„Cedric Seymour, wenn du heute Zeit hast, würde ich dich gern zum Mittagessen treffen. Ruf mich an, wenn du das abhörst. Es ist wichtig.“
Er musste seine Gedanken klären, doch dazu benötigte es einen Freund, der ihn kannte, der ihm seine Meinung kritisch und ehrlich ins Gesicht sagen konnte und wusste, wovon er sprach.
Als der Wecker sie aus Tiefschlaf riss, stöhnte Emma laut und streckte sich ausgiebig. Sie schlug die Augen auf und umklammerte das Kissen. Die Nacht zuvor drängte sich wie ein Traum in ihre Gedanken. War das wirklich passiert? Die Erinnerung fühlte sich unwirklich und realitätsfremd an. Ihre Finger tasteten nach dem Halsband und vergewisserten sich, dass es noch da war. Emma setzte sich auf. Auf der Kommode neben dem Bett lagen ordentlich zusammengefaltet das Korsett und ihr blauer Regenmantel. Sie verließ das Bett und berührte vorsichtig den Stoff der Korsage, als müsse sie sich darauf besinnen, dass die Nacht kein Traum gewesen war, dass sie die Dinge tatsächlich erlebt, gesehen und gefühlt hatte. Ihr Herz klopfte schneller, als sich Cedrics Lächeln in ihre Gedanken stahl und seine Stimme in ihren Ohren erklang, als stünde er neben ihr. Sie schloss die Augen, bevor sie die drei Worte erneut in ihrem Kopf hören konnte. Liebe! Das war ein verdammt großes Wort für die kurze Zeit. War so etwas möglich? Ihr Blick glitt zu der Spiegeltür ihres Kleiderschrankes, und sie trat näher heran.
„Wer zum Teufel bist du?“
Emma betrachtete ihr Gesicht, ihren Körper, ihre Hände, ihre Beine. Nichts hatte sich daran geändert. Sie sah genauso aus wie vorher, aber doch schien sie sich selbst völlig fremd zu sein. Es lag nicht an dem Halsband, oder doch? Emma bedeckte es mit ihren Händen, versteckte es vor ihren Augen, aber es war da, zweifellos spürbar. Er hatte es ihr angelegt, und sie damit zu
Weitere Kostenlose Bücher