Absolute Power (Der Präsident)
ihr übers Gesicht.
Frank gab Edwina Broome die Nachricht, die Wanda hinterlassen hatte. Mit einer dicken Lesebrille, die stets in Reichweite auf dem Tisch lag, studierte sie den Zettel. Sie schaute in das ernste Gesicht des Ermittlers. »Ich habe keine Ahnung, was sie damit gemeint haben könnte.«
»Sie wissen, daß im Haus der Sullivans ein Einbruch stattgefunden hat? Und daß Christine Sullivan dabei ermordet wurde?«
»Ich habe im Fernsehen davon gehört, gleich nachdem es passiert ist. Das war schrecklich. Einfach schrecklich.«
»Hat Ihre Tochter je mit Ihnen über den Vorfall gesprochen?«
»Natürlich. Das alles hat sie ziemlich mitgenommen. Sie und Mrs. Sullivan kamen gut miteinander aus, sehr gut sogar. Wanda war völlig am Boden zerstört.«
»Was glauben Sie, wieso hat sie sich das Leben genommen?«
»Wenn ich Ihnen das sagen könnte, Sir, ich würde es tun.«
Sie ließ die zweideutige Bemerkung im Raum stehen, bis Frank schließlich den Zettel wieder zusammenfaltete.
»Hat Ihre Tochter irgend etwas über ihre Arbeit erzählt, das Licht auf den Mordfall werfen könnte?«
»Nein. Sie mochte die Arbeit sehr. Nach allem, was sie mir erzählte, wurde sie dort sehr gut behandelt. Hat ihr gut gefallen, in einem so großen Haus zu leben.«
»Mrs. Broome, ich habe erfahren, daß Wanda vor einer Weile mit dem Gesetz in Konflikt geriet.«
»Das ist alles lange her, Mr. Frank, sehr lange, und seitdem hat sie ein anständiges Leben geführt.«
»Davon bin ich überzeugt«, fügte Frank rasch hinzu. »Hat Wanda in den letzten paar Monaten jemanden hierher mitgebracht?« fuhr er fort. »Vielleicht jemanden, den Sie nicht kannten?«
Edwina schüttelte den Kopf. Das entsprach tatsächlich der Wahrheit.
Frank musterte sie einen langen Augenblick. Die vom grauen Star befallenen Augen hielten seinem Blick stand.
»Soweit ich weiß, war Ihre Tochter im Ausland, als das Verbrechen verübt wurde?«
»Sie war mit den Sullivans auf dieser Insel. Jedes Jahr fahren sie dorthin.«
»Aber Mrs. Sullivan ist nicht mitgereist.«
»Das nehme ich an, denn ich habe gehört, daß sie hier ermordet wurde, während die anderen dort unten waren, Sir.«
Beinahe mußte Frank lächeln. Die alte Dame war keineswegs so einfältig, wie sie vorgab.
»Sie haben nicht zufällig eine Ahnung, warum Mrs. Sullivan nicht mitgefahren ist? Hat Ihnen Wanda irgend etwas darüber gesagt?«
Edwina schüttelte den Kopf, während sie eine grauweiße Katze streichelte, die ihr auf den Schoß gesprungen war.
»Nun, ich danke Ihnen für das Gespräch. Ich möchte Ihnen nochmals versichern, daß es mir sehr leid tut wegen Ihrer Tochter.«
»Danke, Sir, mir auch. Sehr leid.«
Als sie sich hochquälte, um ihn zur Tür zu begleiten, glitt der Brief aus ihrer Tasche. Ihr müdes Herz machte einen Satz, als Frank sich bückte, das Papier aufhob, und es ihr zurückgab, ohne einen Blick darauf zu werfen.
Sie sah zu, wie er die Auffahrt hinunterrollte. Behutsam ließ sie sich in den Stuhl am Kamin sinken und faltete den Brief auseinander.
Die Handschrift war ihr bestens vertraut: Ich war es nicht. Aber du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir erzählte, wer es war.
Edwina Broome brauchte nicht mehr zu wissen. Luther Whitney war ein alter Freund, und er war nur Wandas wegen in das Haus eingebrochen. Sollte ihn die Polizei schnappen, dann gewiß nicht mit ihrer Hilfe.
Und sie wollte tun, worum ihr Freund sie gebeten hatte. Bei Gott, es war das Mindeste, was sie tun konnte.
Seth Frank und Bill Burton schüttelten einander die Hände und setzten sich. Sie befanden sich in Franks Büro; die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen.
»Ich weiß zu schätzen, daß Sie sich Zeit für mich nehmen, Seth.«
»Es ist ein wenig ungewöhnlich.«
»Verdammt ungewöhnlich, wenn Sie mich fragen.« Burton grinste. »Stört es Sie, wenn ich mir eine anstecke?«
»Was halten Sie davon, wenn ich mitrauche?« Beide Männer holten ihre Päckchen hervor.
Burton riß das Streichholz an, während er sich in den Sessel zurücklehnte.
»Ich bin schon lange beim Secret Service und habe so etwas noch nie gemacht. Aber ich kann es verstehen. Der alte Mr. Sullivan ist einer der besten Freunde des Präsidenten. Er hat ihm beim Einstieg in die Politik geholfen. Die beiden haben viel gemeinsam durchgemacht. Ganz unter uns gesagt, ich glaube, der Präsident will eigentlich nicht mehr, als daß wir den Eindruck erwecken, wir würden uns beteiligen. In keiner Weise wollen wir
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