Abstauber
Hunger auf etwas Fettiges.
Uhlmann erschien wie vom Himmel
gesandt und stellte Tauner eine McDonald’s-Tüte auf den Tisch. »Gab leider nur das
Frühstücksprogramm.«
»Mir egal.« Tauner hatte schon den
Mund voll. »Martin hat den Tatort heut Morgen genau lokalisieren können. War aber
schon alles so gut wie kontaminiert. Reporter sind die ganze Straße hoch und runter
marschiert. Ich hab gleich gesagt, die sollen alles sperren!«
»War alles gesperrt«, warf Pia ein.
»Aber die Straße ist zwei Kilometer lang, da braucht man zweihundert Polizisten.«
»Na und? Sind doch da. Die ganze
Stadt ist voller Bepo!«
»Die Bereitschaftspolizei hatte
aber im Zentrum zu tun.« Uhlmann war auch kein Kind von Traurigkeit, wenn es um
Fast Food ging, und hatte schon die zweite Packung geöffnet.
»Wie ihr das essen könnt«, murmelte
Pia abfällig.
»Quatsch nicht!«, murrte Tauner
sie an. »Haben die Kameraaufnahmen von der Polizeikaserne etwas ergeben?«
»Nichts, man kann den Tatort nicht
sehen, nur wie das Auto beschleunigt und vorbeifährt.«
»Wie sieht
es denn mit Ehligs Verdächtigenliste aus?«
Pia, die auf eigenen Wunsch nichts
zu essen hatte und nun trotzdem neidisch guckte, nahm sich die Liste von Uhlmanns
Schreibtisch, während die beiden Kommissare mit ihren Köpfen in den aufgerissenen
Tüten steckten. »Achtermann, ich denke, den können wir wohl streichen, oder?«
»Den DFB-Präsidenten? Streichen
wir den, weil er DFB-Präsident ist?«
»Falk, was soll denn das?« Pia schüttelte
den Kopf. »Du kannst doch nicht auf jeden losgehen.«
»Ehlig hat gesagt, Achtermann hasst
ihn, er wollte ihn nicht als Nationaltrainer und hat schon wieder in der Vergangenheit
gewühlt, sogar öffentlich. Und mit recht, wie ich noch betonen möchte!«
Uhlmann ließ gerade lange genug
vom nächsten Burger ab, um sechs Worte zu sagen. »Die haben alle Dreck am Stecken!«
Dann biss er wieder ab.
Pia ließ das
Blatt sinken. »Hört doch mal auf damit!«
»Ist Achtermann in der Stadt?«
»Ja!« Pia war genervt.
»War er letzte Nacht schon da?«
»Ja!«
»Haben wir schon ein Alibi?«
»Nein, aber …«
»Dann müssen
wir es uns holen, nicht wahr?« Tauner war ein Verfechter der Gleichheit eines jeden
Menschen, egal wie reich er war oder welchen Rang er bekleidete, vorausgesetzt,
man erwartete nicht von ihm, Streifendienst zu tun, wie ein uniformierter Polizist.
»Wer noch?«
»Spechtler. Der ist auch in Dresden
gewesen, man hat ihn aber noch nicht finden können. Letzte Nacht kam er nicht in
sein Hotel zurück. Seine Frau ist auch nicht da.«
»Hört, hört!«, meinte Tauner, obwohl
er sich irgendwann mal geschworen hatte, so etwas nie zu sagen. »Dann sollten wir
wohl der Sache mal nachgehen, oder? Jetzt gleich?«
»Welches Hotel?«
Pia sah auf ihre Zettel. »Ibis,
auf der Prager Straße. Aber wir müssen noch warten, in einer Stunde kommt Verstärkung.«
»Und der hat nicht ausgecheckt,
er ist einfach nicht gekommen?« Tauner schüttelte den Kopf.
»Eine Streife
war vor Ort, er war nicht da, hat aber nicht ausgecheckt.«
»Und ein Torwart,
der kurz vor der EM aussortiert wird, ist so wütend, dass er dem Trainer auflauert
und ihn abknallt? Damit wäre ja die nächste WM und EM wohl auch gestrichen, oder?«
Tauner sah kauend in die Runde.
»Es wäre wahrscheinlich
seine letzte gewesen. Er war so lange der zweite Torwart, und jetzt wo Gierer weg
ist, war es seine große Chance. Er hat die gesamte Quali mitgemacht und uns ein
paar Mal gerettet, und dann kommt er nicht mal in den Kader, ich könnte mir vorstellen,
dass man da sehr wütend wird.«
»So wütend wie du gerade.« Tauner
konnte sich seine Belustigung nicht verkneifen. Pia schickte ihm einige tödliche
Blicke, die aber von einem Berg Fast-Food-Verpackungen absorbiert wurden. »Steckst
doch ein wenig im Zwiespalt, oder? Eigentlich verstehst du die Entscheidung nicht,
aber letztendlich bleibt dir nichts anderes übrig, als die Mannschaft zu unterstützen.«
Pia presste ein Lächeln hervor.
»Du hast es auf den Punkt gebracht und ich weiß, dass du nichts von dem verstehst.
Deshalb ist es mir egal, was du denkst! Der nächste auf der Liste ist Heiligmann.«
»Der Trainer, der Nationaltrainer
werden wollte, der nun auch nach Dresden gekommen ist, um seinen Konkurrenten abzumurksen.
Sein Alibi lautet wie folgt: Ich lag im Bett und hab geschlafen.«
Pia sah auf die Liste, sah zu Tauner
und wieder auf die Liste.
»Ich habe geraten, Pia«,
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