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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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herumträgt, ist kein Anfänger. Wenn solche Typen ein Zimmer durchsuchen, finden sie, was sie haben wollen. Wenn L. K. B. und seine Kumpane herausfanden, dass ich der Dieb war, dann war das Heroin in meinem Zimmer nicht mehr sicher. Und ich musste das Zeug behalten. Vielleicht war es mein Ass, die einzige Trumpfkarte, die mein Leben retten konnte, falls sie mich entdeckten. Ich konnte ein Geschäft damit machen.
    Aber für den Augenblick brauchte ich ein Versteck. Die üblichen Orte verwarf ich gleich, diese offensichtlichen Stellen, wo echte Profis immer zuerst nachsehen: der Wasserkasten hinter der Toilette, das Bett, der Fenstersims außen. Ich schob die Kassette unter die Kommode und versuchte, nicht mehr an sie zu denken.
    Dann zog ich mich schnell an und verließ das Hotel. Zwei Straßen entfernt von der Uferpromenade auf der Atlantic Avenue in der Nähe der Tennessee Street fand ich den Laden, nach dem ich Ausschau gehalten hatte. Ich ging hinein und erstand für etwas über zwanzig Dollar einen guten Aktenkoffer. Er war sehr gut verarbeitet. Ich hatte nicht gewusst, dass man diese Qualität auch außerhalb der Madison Avenue bekam.
    Ich trug den Koffer ins Hotel zurück, kaufte mir am Zeitungsstand in der Halle ein paar lokale Zeitungen und ging in mein Zimmer. Die kleine Kassette mit den aufgefeilten Scharnieren stand immer noch unter der Kommode. Ich holte sie hervor, schlug sie fest in das Zeitungspapier ein, sodass sie nicht aufgehen konnte, und legte sie in den Aktenkoffer. Dann zerknüllte ich das restliche Papier und stopfte es rundherum, damit nichts klapperte. Ich verbrauchte alle Zeitungen, klappte den Koffer zu und schloss ihn ab. Ich nahm mir vor, den Schlüssel wegzuwerfen. Im richtigen Augenblick konnte ich den Koffer immer noch aufbrechen. Aber den Schlüssel wollte ich nicht bei mir haben.
    Zum Test hob ich den Koffer ein paarmal hoch. Er war nicht zu schwer und nicht zu leicht. Alles Mögliche konnte darin sein.
    Dann ging ich wieder in die Halle hinunter und trug den Koffer an die Rezeption. Der Mann dahinter wartete geduldig, während ich den Koffer hochhob und ihn auf die Theke legte.
    »Ob Sie mir wohl einen Gefallen tun könnten?«, fragte ich. »Ich habe hier ein paar wichtige Verkaufsmuster für meine Präsentation. Außer mir kann niemand etwas damit anfangen, aber am Ende stiehlt mir noch jemand den Koffer, ohne zu wissen, was drin ist. Die Firma würde toben. Könnten Sie den Koffer wohl für mich in den Safe stellen?«
    Das konnte er natürlich und tat es auch. Er wollte mir eine Quittung ausstellen, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Die verlier ich doch bloß«, sagte ich. »Ich vertraue Ihnen, keine Sorge. Den Koffer hole ich wieder ab, wenn ich auschecke.«
    Ich gab ihm einen Dollar und verließ den Mann mit einem Safe voll Heroin.
     
    Ich hatte Zeit und musste über einiges nachdenken. Ich verließ das Hotel und ging auf der Uferpromenade spazieren. Es war noch schlimmer als vor drei Jahren. An jeder Ecke standen Hotdog- und Saftwagen, überall waren billige Spielhöllen, Bingohallen, Schaustellerbuden und glitzernde Souvenirshops. Auch Sex war zu haben. Die echten Prostituierten hielten sich in den Bars in den Seitenstraßen auf, aber die Amateurkonkurrenz trat einem alle paar Meter auf die Zehen. Junge Mädchen, die zu zweien, dreien und vieren auf der Promenade auf und ab gingen. Falsche Blondinen, Fünfzehn-, Sechzehn-, Siebzehnjährige mit durchsichtigen Blusen und knallengen Jeans, das Make-up zu dick und der Hüftschwung zu ausgefeilt. Victory Girls, die noch nicht kapiert hatten, dass der Krieg seit über fünfzehn Jahren vorbei war.
    Die Jungs waren da, weil die Mädchen da waren. Sie spielten ein Spiel, das so alt ist wie die Menschheit. Die Jungs wollten eine rumkriegen. Die Mädchen wollten sich rumkriegen lassen, doch es sollte nicht so aussehen, als seien sie leicht zu haben, ein hoffnungsloses Unterfangen, denn sie sahen immer wie Flittchen aus. Die Jungs stellten sich ungeschickt an und die Mädchen noch ungeschickter. Aber irgendwie kamen sie doch immer zusammen, fanden irgendwo einen Ort, an dem sie herumknutschen und ungeschickten Sex haben konnten. Die Mädchen wurden schwanger, und die Jungen holten sich einen Tripper.
    Auf einer Hotelterrasse mit Blick auf den Strand standen Drinks in hohen Gläsern auf Tischen, über denen Sonnenschirme schwebten. Ich setzte mich in den Schatten eines Schirms an einen leeren Tisch, bis ein Kellner mich fand, meine

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