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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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großen Chance, die alles ändern würde.
    Irgendwie hatte ich sie jetzt bekommen, diese Chance. Zum ersten Mal konnte ich klar sehen. Die Dinge lagen jetzt vollkommen anders.
    »Lennie …«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Es war …«
    »Ich weiß, Mona. Für mich auch.«
    Ich drehte mich um, schaute sie an. Ihr Körper war nicht derselbe. Vorher war er etwas gewesen, das ich begehrte, etwas, das ich in seine Bestandteile zerlegte – in Brüste, Hüften, Schenkel, Bauch und Po, etwas, das ich abschätzen und bewerten konnte. Jetzt war es ihr Körper. Der Körper eines Menschen, mit dem ich geschlafen hatte. Dieser Körper war sie.
    »Ich kann nicht mehr lange bleiben.«
    »Warum nicht?«
    »Keith. Er wird sich fragen, wo ich bin. Nicht, dass es ihn wirklich interessiert, aber er will es sicher wissen.« Ihre Stimme klang sehr bitter.
    »So heißt er? Keith?«
    Sie nickte.
    »Wie lange seid ihr schon verheiratet?«
    »Fast zwei Jahre. Ich bin fünfundzwanzig. Im September sind es zwei Jahre, seit wir geheiratet haben. Damals war ich dreiundzwanzig.«
    Sie klang, als wäre ihr gerade klar geworden, dass sie nie mehr dreiundzwanzig sein würde.
    »Warum hast du ihn geheiratet?«
    Ihr Lächeln war alles andere als glücklich. »Geld«, sagte sie. »Und aus Langeweile. Und weil man mit dreiundzwanzig nicht mehr achtzehn ist. Und aus all den anderen Gründen. Warum heiraten hübsche Mädchen reiche, alte Männer? Du weißt die Antwort ebenso wie ich.«
    Ich fand eine Packung Zigaretten in der Jackentasche. Sie waren zerdrückt. Ich zog eine heraus, bog sie gerade und bot sie ihr an. Sie schüttelte den Kopf. So steckte ich sie mir an und rauchte eine Weile schweigend.
    »Und jetzt gehst du zu ihm zurück?«
    »Das muss ich.«
    »Und was dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann werden wir uns jetzt also ein, zwei Wochen lang hier am Strand treffen, immer um Mitternacht«, sagte ich. »Und jede Nacht gehst du zu ihm zurück. Dann reist ihr beide ab, und du vergisst mich.«
    Sie erwiderte nichts.
    »Wird es so sein?«
    »Ich weiß nicht.«
    Ich zog an der Zigarette. Sie schmeckte mir nicht, und ich vergrub sie im Sand.
    »So etwas ist mir noch nie zuvor passiert, Lennie.«
    »So etwas?«
    »Wir.«
    »Also lassen wir es dabei bewenden.«
    »Ich weiß nicht, Lennie. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Früher hab ich alle Antworten gewusst. Und jetzt hat jemand ganz andere Fragen gestellt.«
    Ich verstand genau, was sie damit meinte.
    Ihre Stimme klang jetzt wie aus weiter Ferne. »Wir haben ein Haus in Cheshire Point«, sagte sie. »Es steht auf einem zwei Hektar großen Grundstück mit alten Bäumen, es ist voller wertvoller Möbel. Meine Kleider kosten Geld. Ich besitze einen Zobelmantel, einen Hermelinmantel und eine Chinchillastola. Mit Nerz gebe ich mich erst gar nicht ab. Nur damit du eine Vorstellung davon bekommst, wie reich Keith ist.«
    »Wie hat er es verdient?«
    Sie hob die Schultern. »Er ist ein Geschäftsmann. Sein Büro ist in der Chambers Street. Ich weiß nicht, womit er handelt. Er geht ein paar Mal in der Woche ins Büro. Er spricht nie von seinen Geschäften, Geschäftspost kommt nicht nach Cheshire Point und er bringt sich auch nie Arbeit mit nach Hause. Er sagt, er kauft Dinge ein und verkauft sie wieder. Mehr erzählt er darüber nicht.«
    »Und was tut ihr beide, wenn ihr zusammen Spaß haben wollt?«
    »Ich … ich weiß nicht.«
    »Habt ihr viele Freunde? Menschen, die euch wichtig sind? Feiert ihr Partys? Bridgepartien am Samstagabend? Grillfeste mit Steaks im Garten?«
    »Hör auf damit, Lennie!«
    »Gehst du mit ihm zurück nach Cheshire Point? Teilst das Bett mit ihm, bekommst Kinder von ihm und gibst sein Geld aus? Wirst du …«
    »Hör auf!«
    Ich hörte auf. Ich wollte nach ihr greifen, sie in meine Arme nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Aber ich glaubte es selbst nicht.
    »Jetzt hätte ich gerne eine von deinen Zigaretten, Lennie.«
    Ich holte zwei heraus, strich sie gerade und gab ihr eine. Die andere behielt ich selbst. Dann zündete ich ein Streichholz an und hielt es in der hohlen Hand. Sie kam näher, damit ich ihr Feuer geben konnte. Ich blickte auf ihren Kopf hinab und dachte, wie schön sie doch war. Ich beneidete Keith, dann wurde mir klar, dass er sicher mich beneidete. So ist es immer.
    »Es hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten«, sagte sie. Sie sprach mit sich selbst, nicht mit mir. »Nur eine einmalige Sache. Es ist geschehen, weil wir beide bereit dafür

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