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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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forschend. »Soll ich etwa glauben, dass Hanish ausgerechnet das von mir wissen will?«
    »Wenn es Euch beliebt. Aber Ihr seid keine von Hanishs Spielfiguren. Das weiß ich, auch wenn er vielleicht etwas anderes glaubt. Bitte betrachtet diese Unterredung als vertraulich. Ihr hättet nicht hier Halt gemacht und um einen Botenvogel gebeten, wenn es nicht wichtige Neuigkeiten gäbe. Ich bin nicht ohne Grund neugierig.«
    »Das glaube ich gern. Allerdings wird Euch vielleicht nicht gefallen, was ich zu erzählen habe. Warum sich nach Dingen erkundigen, die man nicht ändern kann?«
    Corinn hob die Schultern. Sie wolle es eben wissen, sagte sie, um des Wissens willen.
    Sire Dagon imitierte ihr Achselzucken. Spöttisch presste er die schmalen Lippen aufeinander, dann entspannte er sie wieder. »Wenn Ihr meint... Ich bin hergekommen, um dem Inspektorat eine Nachricht zu schicken. Es scheint, als habe eine unserer Patrouillen auf dem Innenmeer eine... nun ja, eine Flotte aus Fischerbooten, Handels- und Frachtschiffen ausgemacht. Bemannt von Leuten von den Vumu-Inseln. Einiges deutet darauf hin, dass sie die Absicht haben, Eure Schwester zu retten.«
    »Meine Schwester?«
    »Sie wollen an der Schlacht teilnehmen, woraus folgt, dass sie nicht auf der Seite der Mein stehen. Ich habe die Absicht, einen Vogel zum Inspektorat zu schicken, damit es die Flotte vernichtet, bevor sie Talay erreicht. Im Vergleich zu unseren Kriegsschiffen sind das Spielzeugboote, wie ein Kind sie auf einem Tümpel schwimmen lässt.«
    Corinn hörte, was er sagte, doch sie hatte noch nicht völlig verarbeitet, was er über... »Habt Ihr gesagt, dass Mena noch am Leben ist?«
    Sire Dagon lachte leise in sich hinein. »Ich dachte mir doch, dass Euch das interessieren würde. Eure Schwester ist eine Göttin.« Das Wort »Göttin« sprach er mit geheuchelter Ehrerbietung aus. »Eine Göttin... Stammesvölker versetzen mich immer wieder in Erstaunen. Es könnte allerdings sein, dass sie gar keine Göttin ist, sondern eher eine Göttinnenmörderin. Genau weiß ich es auch nicht. In dieser Hinsicht sind die mir vorliegenden Informationen eher vage. Doch ich kann Euch berichten, dass sie von Maeander und Larken gefangen genommen wurde. Allerdings war die Gefangenschaft nur von kurzer Dauer. Sie hat Larken mit seinem eigenen Schwert erschlagen. Dann hat sie zwei Punisari getötet und mehrere verletzt, das Schiff in ihre Gewalt gebracht und der Besatzung befohlen, sie nach Talay zu bringen. Am Ende der Reise waren anscheinend die meisten Seeleute bereit, sich dem Feldzug Eures Bruders anzuschließen. Das klingt unglaublich, nicht wahr? Die kleine Mena eine Schwert schwingende Göttinenmörderin, die es mit einem der besten Marah-Kämpfer aufnehmen kann, denen ich je begegnet bin.«
    Der Gildenvertreter hatte während des Gesprächs weiter in den Papieren geblättert. Jetzt blickte er auf und musterte Corinn. »Meine Liebe, das stellt Eure Loyalität auf eine harte Probe, nicht wahr? Vielleicht hätte ich es besser für mich behalten sollen. Man hat mir gesagt, Ihr hättet ein unstetes Temperament. Es muss sehr seltsam sein, Prinzessin Corinn Akaran zu sein. Es mag Euch vielleicht überraschen, aber ich finde diese Entwicklungen mit Euren Geschwistern ausgesprochen interessant. Schaut Euch nur an, was aus ihnen geworden ist: Der eine befehligt eine ihm treu ergebene Armee, eine wird von Menschen, die ihr bedingungslos verfallen sind, als Gottheit verehrt, und der Dritte ist ein Seeräuber und Kapitän, dessen Gefolgsleute für ihn – oder zumindest mit ihm – sterben würden. Euer Vater hatte vermutlich andere Vorstellungen, aber wenigstens haben sie etwas Interessantes aus ihrem Leben gemacht. Schade, dass aus Euch nicht mehr geworden ist als die Geliebte des Eroberers.«
    Corinn hatte gerade ihrer Bestürzung und Verwirrung über die seltsamen Neuigkeiten Ausdruck verleihen wollen. Sie hatte bereits den Mund geöffnet, um Sire Dagon zu bitten, Platz nehmen zu dürfen. Vielleicht hätte sie ihn sogar um Rat oder Unterstützung gebeten. Doch in dem Moment, da er Mitleid mit ihr bekundete, waren all diese Möglichkeiten verschwunden. Sie wollte kein Mitleid. Sie duldete es nicht, dass man sie bemitleidete. Und sie wollte sich auch nicht sagen lassen, ihr Leben sei nichtig oder wertlos.
    »Ihr irrt Euch«, sagte sie. Dann kam sie um den Schreibtisch herum und trat dicht an ihn heran. Sie spürte die unsichtbare Barriere, den Punkt, der die Grenze markierte, hinter

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