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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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der das begann, was Sire Dagon als seinen persönlichen Bereich betrachtete. Sie drängte dagegen und spürte den Widerstand, den Gegendruck. Obwohl sich im Gesicht des Gildenmanns nicht die geringste Verblüffung widerspiegelte, fühlte sie seinen Wunsch zurückzuweichen. »Ihr als Vertreter der Gilde wisst, dass man vom äußeren Schein nicht auf den Inhalt schließen sollte. Habe ich recht?«
    »Ihr habt Eure eigene Frage bereits beantwortet.«
    »Dann wäre es also möglich, dass Ihr nicht wisst, was sich hinter dieser Fassade verbirgt. Ihr glaubt, es liegt gar nichts dahinter, aber Ihr solltet es eigentlich besser wissen. Schließlich behauptet die Gilde von sich, keine geheimen Absichten zu verfolgen. Aber das ist absurd. Euch geht es nicht nur um Reichtum, nicht wahr?«
    »Wir wollen lediglich so weiterleben wie bisher«, erwiderte Sire Dagon. »Wir dienen den Mächtigen dieser Welt. Wir führen die Völker zusammen, zum Nutzen des Handels und des allgemeinen Wohlstands...«
    »Bitte, Dagon«, sagte Corinn. »Beleidigt mich nicht. Ihr verfolgt andere Ziele. Das kann ich hinter Eurer Maske spüren.«
    »Ich trage keine Maske, Prinzessin.«
    »Doch, das tut Ihr.« Sie trat noch einen Schritt näher und neigte den Kopf zur Seite, als suche sie an seinem Haaransatz nach etwas Winzigkleinem. »Als Kind hat man sie Euch mit einem hauchdünnen Faden ins Gesicht genäht. Vielleicht seid Ihr inzwischen so daran gewöhnt, dass nicht einmal Ihr Eure eigene Täuschung noch bemerkt. Die Naht aber ist immer noch sichtbar, Sire Dagon. Da ist sie...« Sie hob die Hand und streckte die Finger aus, als wollte sie den Faden berühren.
    Der Gildenvertreter stieß ihre Hand weg. Mit einer raschen Drehung wandte er sich ab, wobei sein Gewand ihre Hüfte streifte, steifer, schwerer Stoff, der sich fast wie ein nachgiebiger Panzer anfühlte. »Eure Anmaßung kennt keine Grenzen.«
    »Ich hoffe nicht, aber das kann ich noch nicht sagen. Ich habe die Anmaßung erst kürzlich entdeckt und sie mir zu Herzen genommen. Ihr hingegen mästet euch damit. Ihr wollt den Lauf der Welt kontrollieren. Ihr wollt wie Götter sein und die Fäden ziehen, an denen die Völker tanzen. Habe ich recht?«
    »Wie gesagt, wir wollen lediglich bewahren, was wir haben.«
    »Und was habt ihr?«
    Nachdem Sire Dagon auf Abstand gegangen war, fand er auch die Fassung wieder. Er grinste. Die Frage machte ihm Spaß. »Das war eine gute Frage. Ja, was haben wir? Was wollen wir bewahren? Bedenkt Folgendes: Wenn wir kein Wasser zu den Bergwerken von Kidnaban schaffen, verdursten die Arbeiter. Auf der Insel gibt es kaum Wasser, und die Arbeiter können nicht fort, weil wir die Meere beherrschen. Wenn wir also sagen, dass sie an der Dürre sterben, dann sterben sie an der Dürre. Bedenkt, dass jetzt allein die Gilde das Pech herstellt. Nicht einmal die Numrek geben sich damit ab. Weshalb sollten sie auch, wenn wir ihnen die Arbeit abnehmen und sie mit dem Pech beliefern? Somit kennen wir – die Gilde – das Geheimnis, wie man Flammenmeteore vom Himmel herabfallen lässt. Wir allein treiben Handel mit den Lothan Aklun. Wir allein wissen, welcher Macht sie dienen. Wir sind es, die das Anderland im Zaum halten, sodass die Bekannte Welt sich weiterhin für eine eigenständige Region halten kann. Versteht Ihr, was ich sagen will? Zählt dies alles zusammen und noch vieles mehr, das aufzulisten mir die Zeit fehlt, was kommt dann dabei heraus? Ich will es Euch sagen. Wir streben nicht danach, wie Götter zu sein. Wir sind bereits Götter. Wir streben nicht danach, die Fäden zu ziehen, die mit jeder einzelnen Menschenseele der Bekannten Welt verbunden sind. Das tun wir bereits. Hättet Ihr die Gabe, sie zu sehen, dann wäre Euch klar, dass zahllose hauchdünne Fäden von meinen Fingern ausgehen. Das ist die Wahrheit. Der Schöpfer hat uns die Welt überlassen, und seitdem lenkt keine andere Gottheit als die Gilde das Geschick der Bekannten Welt. Nicht die Akaran, und auch nicht die Mein.«
    »Und die Lothan Aklun?«
    »Die stehen auf einem anderen Blatt.«
    »Das weiß ich«, sagte Corinn und schob sich abermals näher an ihn heran. »Aber sie sind nicht so mächtig, wie ihr die Menschen immer glauben gemacht habt, nicht wahr? Hanish hat mir von Eurer Unterhaltung mit ihm erzählt. Ihr treibt mit ihnen Handel, weil es das kleinere Übel ist. Sie sind reich. Reicher als ihr, und ihr verlangt nach Reichtum, nicht wahr? Ihr betrachtet sie ihrer Reichtümer wegen als mächtig,

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