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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Granittreppe, die zum Palast hinaufführte, inmitten eines bunt gemischten Gefolges, das anscheinend aus Beratern und Würdenträgern bestand sowie einem Trupp Numrek-Offiziere, die sich wie Leibwächter auffällig dicht in ihrer Nähe hielten. Sie trugen zwar keine besonderen Uniformen, waren aber alle in Rot-, Braun- und Kastanientöne gekleidet. Mena wusste nicht viel darüber, wie Corinn den Palast in ihre Gewalt gebracht und Hanish besiegt hatte, doch es überraschte sie, dass ihre Schwester offenbar schon eine Art Regierung gebildet hatte.
    Corinn stand im Zentrum des Arrangements. Wie wunderbar sie aussah! Mena erinnerte sich, dass sie ihre Schwester schon immer schön gefunden hatte, doch ihr Anblick war erstaunlicher, als sie erwartet hatte. Corinn trug ein langärmliges Kleid aus einem leichten, schimmernden, cremefarbenen Gewebe mit einem leichten Orangeton. Sie war kunstvoll frisiert, das Haar mit bunten Bändern zu einem Knoten gebunden, in dem mehrere Nadeln und weiße Vogelfedern steckten. Ihre zarten Gesichtzüge waren vollkommen, ihr Busen und die Hüften wurden von dem Kleid betont. Ihre Arme waren sinnlich geformt – weder zu schlank noch zu muskulös, so wie Menas -, und ihre Handgelenke und Finger waren so ausdrucksstark wie die einer Tänzerin, als sie ihnen zur Begrüßung die Hände entgegenstreckte.
    Offenkundig wartete sie darauf, dass sie zu ihr hinaufstiegen. Während sie die Stufen emporstiegen, kam Mena ein unverzeihlicher Gedanke. Sie wusste nicht, wie sie darauf kam, und hielt ihn für eine Grobheit ihres kriegsmüden Verstandes. Sie stellte sich vor, wie Corinn eine der Haarnadeln herausriss und sie ihnen entgegenschleuderte, ein vergifteter Pfeil. Wie ungut und hässlich, dass ihr so etwas in diesem Moment in den Sinn kam, der doch so freudig hätte sein sollen. Was stimmte nicht mit ihr?
    Während sie mit dieser Frage im Kopf zu Corinns Pracht aufblickte, ging Mena auf, wie sie selbst aussah: halbnackt, nur mit einem kurzen Rock und einem ärmellosen Hemd bekleidet, Arme und Beine mit blauen Flecken und Schrammen übersät, das Haar wirr und ungekämmt. Auf einmal spürte sie das getrocknete Salz auf ihren Wangen, den Schmutz in den Armbeugen und den Film aus Staub und Schweiß auf ihren mit Sandalen bekleideten Füßen. Sie blickte Dariel an. So schneidig er mit seinem offenen Seeräuberhemd und der sonnengebräunten Haut auch aussah, hatte auch er mehr Ähnlichkeit mit einem Raufbold als mit einem acacischen Prinzen. Weshalb hatten sie nicht daran gedacht, sich vorher ein wenig herzurichten?
    Auf den letzten Stufen kam Corinn ihnen schließlich doch entgegen. Sie streckte die Arme aus, die Handflächen nach oben gewandt, neigte den Kopf und lächelte freundlich. »Willkommen daheim«, sagte sie, »meine Schwester, mein Bruder. Willkommen, acacische Krieger.«
    Sie sprach weiter, Worte, die eigentümlich förmlich wirkten, als wären sie Teil einer festen Begrüßungsformel, eher für die Zuschauer gedacht als für Mena und Dariel. Corinn umarmte sie kurz, dann wich sie zurück und betrachtete nacheinander ihre Gesichter. Ihre Augen füllten sich dabei mit Tränen, ihre Lippen zitterten leicht. Sie war in jeder Hinsicht freundlich und liebenswürdig, und doch erschien alles irgendwie falsch. Selbst als sie die Stimme hob und die Menge bat, »diese Tochter und diesen Sohn Acacias« willkommen zu heißen, was einen wahren Beifallssturm auslöste, konnte Mena sich des Gefühls nicht erwehren, Corinn sei hinter ihrer liebevollen Fassade eigentlich nicht erfreut über das, was sie in ihnen sah.
    Und so war es seitdem zwischen ihnen geblieben. Mena konnte Corinn keinen gezielten Vorwurf machen. Ihre Äußerungen waren niemals verletzend und stets angemessen. Sie verbrachten Abende bei köstlichen Speisen und erlesenem Wein miteinander, sprachen über die Vergangenheit und lernten einander von neuem kennen. Sie ritten zusammen aus wie in Kinderzeiten und stellten sich einträchtig der gewaltigen Herausforderung, das Reich wieder zu einen. Dariel schien Corinn völlig zu vertrauen, sodass Mena ihr Unbehagen für sich behielt. Doch sie fürchtete die ganze Zeit über, dass zwischen ihnen niemals die gelöste, natürliche Wärme herrschen würde, wie sie sie mit Aliver erlebt hatte und bei Dariel noch immer empfand. Corinn tat den Erwartungen an eine solche Beziehung Genüge, ließ sie aber nicht wirklich Substanz gewinnen. Wenn sie jetzt ein Dreieck bildeten – wie Corinn selbst gesagt

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