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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Dynastie ins Leben rufen. Sie wollten die Mein an die Macht bringen.
    Deshalb konnte Hanish auf Krieger zurückgreifen, die bereit waren, die Eisfelder zu überqueren und für die Mein zu kämpfen. Deshalb verfügte er über neuartige Waffen, die Findlinge oder brennende Pechkugeln schleuderten, welche loderten wie die Sonne. Dazu kam noch die geheime Armee der Mein, die in den Bergen westlich von Tahalia ausgebildet worden war, ohne dass davon etwas nach außen gedrungen wäre. Mit diesen Mitteln und noch einigen anderen Überraschungen beabsichtigte Hanish über eine ahnungslose Welt herzufallen und sie in Stücke zu reißen.
    Die Brüder hatten verschiedene Stellungen angedeutet, die Rialus in dieser neu gestalteten Welt einnehmen würde, doch bislang war ihm noch keine Belohnung zuteil geworden. Er hatte gehofft, sich als nützlich erweisen zu können. Bedauerlicherweise hatte sich diese Angelegenheit mit Leeka anders entwickelt, als von ihm beabsichtigt. Er wusste, dass die Armee des Generals auf geheimnisvolle Weise massakriert worden war, war sich jedoch ganz und gar nicht sicher, ob Maeander darüber so erfreut sein würde, wie man eigentlich hätte meinen sollen. Schließlich war es Rialus’ Aufgabe gewesen, den General in der Festung festzuhalten und die Ankunft der Fremden nach Möglichkeit geheim zu halten. Beides war ihm nicht gelungen.
    Als Maeander die Gemächer des Gouverneurs betrat, war ihm sein Abscheu vor den Förmlichkeiten, auf die ein acacischer Würdenträger Anspruch hatte, deutlich anzusehen. Brüsk schritt er an dem Sekretär vorbei, der soeben Anstalten machte, ihn anzumelden, und betrat das Arbeitszimmer mit forschen Schritten, die einerseits zwanglos, andererseits scharf genug wirkten, um den Steinboden unter seinen Stiefeln zu spalten. Maeander war mehrere Zoll größer als sein Gastgeber. Er war breitschultrig, und seine Körperkraft zeigte sich in den muskulösen Schenkeln, in den sehnigen Unterarmen und den Konturen seines Halses. Das strohgelbe Haar fiel ihm bis über die Schultern; er wusch es täglich in Eiswasser und kämmte es aus, was ungewöhnlich war, denn die meisten Mein ließen ihr Haar verfilzen. Seiner übrigen Erscheinung nach war er der Inbegriff des ungehobelten, männlichen Mein, gekleidet in Jacke, Wams und enger Hose aus gegerbtem Leder.
    Maeander streifte die pelzgefütterten Handschuhe ab und warf sie mit einem lauten Klatschen auf den Tisch. Dann schaute er sich rasch um und richtete den Blick schließlich auf die große Glasscheibe. »Das ist also Euer Fenster«, bemerkte er. Sein gutturaler Akzent hatte Rialus seit jeher schmerzhaft in den Ohren geklungen. »Die Wächter haben mit mir darüber gescherzt. Als ich ihnen befohlen habe, mich anzumelden, sagten sie, Ihr wärt bereits im Bilde, weil Ihr stets ein Auge ans Glas drücken würdet. Einer hat gemeint, Euch sei wohl nicht klar, dass man Euch von draußen sehen kann. Eine solche Unverschämtheit solltet Ihr nicht dulden.«
    Rialus errötete. Darauf, dass man ihn sehen könnte, war er noch nicht gekommen. Er stellte sich den grotesken Anblick vor, den er durch die verzerrende Glasscheibe bot, die Blicke aus den Augenwinkeln, das verstohlene Grinsen, die anzüglichen Scherze … Und so hatte Maeander mit einer beiläufigen Bemerkung einen Narren aus ihm gemacht. Er erinnerte sich noch gut an die Zeit, als die Mein-Brüder ihn mit dem Respekt behandelt hatten, der ihm von Amts wegen gebührte, doch das hatte sich geändert. Er hatte keine Ahnung, auf welche Weise er ihren Respekt zurückgewinnen könnte. Vielmehr zweifelte er immer mehr daran, dass sie ihm überhaupt jemals Achtung entgegengebracht hatten.
    Maeander wandte sich vom Fenster ab. Seine Augen waren von erstaunlichem Grau. Er sah sein Gegenüber weniger an, als dass er auf es zielte. Noch nie, ging es dem Gouverneur durch den Sinn, hatte ihn jemand so durchdringend und mit solcher Missgunst angestarrt. Sein Blick war der eines Kindes, das einen Käfer betrachtet, den es mit dem Absatz zu zerquetschen gedenkt. »Wisst Ihr, wie es Alains Armee ergangen ist?«
    Rialus war selbst unter günstigen Umständen kein guter Redner. In Maeanders Gegenwart verwandelte er sich jedoch in einen hilflosen Stotterer, was einen vollkommen falschen Eindruck von ihm vermittelte. Zum Glück hörte Maeander lieber sich selber reden, als dass er ihn einer ernsthaften Befragung unterzogen hätte. Er berichtete, die von den Numrek ausgesandten Kundschafter hätten die

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