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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Gegenwart. Wahrscheinlich stritten sie seinetwegen, wenn er nicht da war. Doch in anderen fand er gute Freunde. Er fuhr in dem Eselskarren, mit dem ein Mann namens Cevil Vorräte aus den tiefer gelegenen Lagerräumen in den Palast beförderte. Er stand zwischen den runden Hüften der Konditorinnen und stibitzte einen Zuckerkeks nach dem anderen, denn die mochte er besonders. Er saß neben den ehemaligen Palastbediensteten, die in weit verzweigten Höhlen ihren bescheidenen Ruhestand verlebten, alte Männer und Frauen, vor den Augen der königlichen Gesellschaft verborgen.
    Ganze Tage lang schaute er staunend den Heizern zu, die in den stickigen, verrußten Katakomben unter der Küche schufteten. Die Öfen der königlichen Köche wurden durch riesige Essen beheizt, von denen ein Gewirr von Röhren in einem solchen Durcheinander die Decke durchstieß, dass der Junge niemals schlau daraus wurde, so viele Fragen er auch stellte. In dem höhlenartigen Heizraum herrschte eine Gluthitze. Alles war mit Ruß verkrustet, die Luft war erfüllt von Kohlestaub, die geschwärzten Arbeiter waren häufig nackt bis zur Hüfte und schweißüberströmt, mit mächtigen Armmuskeln, ausladenden Schultern, blutunterlaufenen Augen und gelben Zähnen. Der Raum war nach einer Seite hin offen, nicht um der schönen Aussicht auf das sich nach Westen erstreckende Meer willen, sondern um die Hitze der Öfen erträglich zu machen und die Kohle, die mit Booten vom Festland angeliefert wurde, leichter heranschaffen zu können.
    Hier trieb er sich auch am Morgen des Tages herum, an dem das Bankett für die Aushenier stattfinden sollte. Schon von ferne hörte er den Lärm und roch den Ruß in der Luft. Mit jeder Biegung des Ganges wurde es wärmer. Als er den Heizraum betrat, schlug ihm die Hitze entgegen, als wäre er ins Maul eines feuerspeienden Ungeheuers geraten. Im ersten Moment boten die von der Kohlenglut rot beleuchteten Männer einen erschreckenden Anblick. Doch als Dariel einen ganz bestimmten unter ihnen erspäht hatte, ging er auf ihn zu.
    Val behauptete, aus Candovia zu stammen. Er behauptete auch, in seiner Jugend ein Räuber gewesen zu sein, eine Art Pirat der Grauen Hänge. Dariel lauschte seinen Geschichten mit Vorbehalt. Val schien so sehr ein Teil von Acacias Erde und Fels zu sein, dass Dariel sich nicht vorstellen konnte, er können woanders herstammen. Vals unglaubliche körperliche Präsenz jedoch stellte er niemals in Frage. Sein Oberkörper war von solchem Umfang, dass sich Dariel, als er ihn zum ersten Mal geschickt und vom Feuerschein von hinten rot angeleuchtet vor den Öfen hantieren sah, an die eigene Brust gefasst hatte. Er war sich sicher gewesen, dass er auf die Riesen gestoßen sei, welche die Vulkane der Welt schürten.
    Noch immer schauderte er bei seinem Anblick. Val fluchte, brüllte jemandem einen Befehl zu und schickte sich an, einen Kohlebrocken von der Größe eines kleinen Kindes hochzuheben. In diesem Augenblick bemerkte er Dariel. Er richtete sich zu voller Größe auf und fuhr sich mit seiner Riesenpranke über den Mund, als wollte er das Schimpfwort fortwischen, dass er gerade von sich gegeben hatte. »Junger Prinz, was macht Ihr hier?«, fragte er und ließ sich auf ein Knie nieder. »Heute Abend findet ein Bankett statt. Wisst Ihr das nicht? Zu Ehren des aushenischen Prinzen. Da dürfen wir uns nicht ablenken lassen. Oder seid Ihr etwa deswegen hergekommen – um dem alten Val Ärger zu machen?«
    Wie immer war Dariel diesem Hünen gegenüber schüchtern, während er sich gleichzeitig zu ihm hingezogen fühlte und es ihm irgendwie gefiel, dass er sich in seiner Gegenwart so klein vorkam. Wie so häufig antwortete er mit einem verschämten Lächeln und bekundete murmelnd seine Unschuld.
    Der Mann legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und schüttelte ihn spielerisch. »Dann kommt«, sagte er und richtete sich mühsam wieder auf. »Ich muss eh eine Pause machen. Lasst uns ein bisschen frische Luft schnappen.«
    Zusammen ließen sie die Öfen hinter sich. Dariel folgte Val, der eine Schneise durch das Gewühl der Arbeiter pflügte. Schaufeln schleuderten Kohle in die Glut, Karren knarrten hinter störrischen Eseln, Männer schwankten und fluchten unter der schweren Arbeit: Alles war in Bewegung, doch solange er nicht von Vals Seite wich, konnte ihm nichts geschehen, das wusste er. Hin und wieder stolperte er auf dem unebenen Boden, und einmal stieß er gegen Vals Beine, als der einen Karren

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