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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Steinfußboden. Devoth und die anderen Auldek starrten sie fassungslos an; jegliche Farbe war aus ihren Gesichtern gewichen. Die Massen hinter ihnen schoben sich vorwärts, die vorderen Reihen traten ins helle Licht, um besser zu sehen.
    Sire Neens zufriedene Stimme mischte sich in die Stille, erhob sich über sie und schien ein paar Augenblicke lang den Saal zu beherrschen. Doch ehe er weit gekommen war, sprang Calrach auf, und die anderen folgten seinem Beispiel. Calrach sah den Gildenmann an und brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Sire Neen kam stotternd zum Halt; er war eindeutig verblüfft. Calrach drehte sich um und wandte sich direkt an Devoth. Rialus murmelte die Übersetzung jetzt wie in Trance vor sich hin, flüssig und fast im Gleichklang mit den Sprechenden.
    »›Wir, die wir verbannt wurden, sind zurückgekehrt‹«, übersetzte er Calrachs Worte; die Stimme des Numrek war so laut geworden, dass sie auch die Menge hinter Devoth erreichte. »›Du kannst mich jetzt töten, wenn du willst. Wir geben euch unsere Seelen. Doch wenn du uns anhörst, werden wir dir Wahrheiten sagen, um dich froh zu stimmen‹.«
    Devoth sann einen Augenblick lang über den Vorschlag nach und nickte dann. Sire Neen wollte etwas sagen, doch Calrach wirbelte zu ihm herum. »Halt den Mund!«, sagte er auf Acacisch. »Jetzt sprechen Männer. Du wartest.«
    Sire Neen verstummte.
    Mit seiner dröhnenden Stimme setzte Calrach seine Ansprache an die Auldek fort, die Rialus mit seinem dünnen Stimmchen übersetzte. Als sie aufgrund ihrer Verbrechen verbannt wurden, sagte er, fügten sie sich in die Verbannung, die die Clans angeordnet hatten. Sie wankten nicht. Sie zögerten nicht. Sie alle – Männer, Frauen, Kinder – marschierten in den Norden, hinaus aus den Gebieten der Acht Clans. Sie überwinterten in den bitterkalten Regionen, wo keine Pflanzen wachsen, wo weiße Bären sie jagten und von ihnen gejagt wurden. Sie lernten, Robbenfleisch zu essen. Bisweilen wanderten sie über Eis und hörten es unter sich knirschen.
    Bei dieser Aussage ging ein gemeinschaftliches Keuchen durch die Menge der Auldek.
    »Ja«, sagte Calrach, »all dies ist wahr. Wir haben Jahre in Landen gelebt, für die kein Numrek geschaffen war, und doch haben wir gelernt, dort zu leben. Wir waren tapfer. Das kann niemand leugnen. Wir sind nach Norden marschiert, wie ihr es uns befohlen habt. Aber wir sind so weit nach Norden gezogen, dass es nicht mehr Norden war. Es ist stattdessen wieder Süden geworden, und wir sind in ein anderes Land hinuntermarschiert, das Land, aus dem die göttlichen Kinder kommen. Wir haben jenen Ort gefunden, und wir haben dort Krieg geführt und viele getötet und uns am Gemetzel erfreut.«
    »Warum seid ihr zurückgekehrt?«, unterbrach ihn Devoth.
    »Um euch Freude zu bringen. Diese Narren«, sagte Calrach und winkte mit der Hand zu dem Kontingent der Gilde hinüber, »haben uns über das schwarze Wasser gebracht. Sie haben uns nach Hause gebracht, und wir sind gekommen, weil wir euch eine neue Welt bringen können. Wir können euch dorthin führen.«
    »Warum sollten wir dorthin gehen?«, fragte ein anderer Auldek.
    »Seht, dieser Junge ist mein Sohn.« Dariel konnte den Numrek, auf den Calrach deutete, nicht sehen, aber die Wirkung, die seine Worte auf die Auldek hatten, war bemerkenswert. Sie traten vor, allem Anschein nach voller Ehrfurcht; viele sprachen durcheinander, so dass Rialus einen Moment lang nicht weiter übersetzen konnte. Calrachs Stimme erhob sich über das Gemurmel, als er erklärte: »In den Acacischen Landen sind unsere Frauen wieder fruchtbar. In ihren Landen hat der Fluch keine Macht.«
    Sire Neen nutzte diesen Augenblick, um sich erneut zu Wort zu melden. Calrach brüllte ihn wütend nieder und sagte dann: »Die Gildenmänner haben die Lothan Aklun getötet. Sie haben sie alle wie Feiglinge vergiftet. Es kann keine Seelensammlung mehr geben. Die Aklun sind nicht mehr.«
    Das Gemurmel wurde lauter. Die Menge hoch aufgeschossener, langhaariger Gestalten drängte vorwärts; viele von ihnen riefen wütende Fragen oder stampften mit den Füßen auf.
    Devoth drehte sich um und brüllte sie nieder. Seine Stimme barst aus seinem Bauch und dröhnte mit ganzer Macht hervor. Sobald wieder Stille herrschte, deutete er auf Sire Neen. »Der da hat die Lothan Aklun getötet? Ich glaube es nicht, aber ich mag ihn nicht.«
    »Er ist eine Ameise.« Calrach drehte sich um, musterte Neen und spuckte ihm

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