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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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schließlich vor die Füße. »Er ist nichts. Zerquetsche ihn, wenn du willst. Sein Geist wird dir keine Kraft geben, aber wenn er dich erzürnt …« Rialus hörte einen Moment lang mit dem Übersetzen auf, aber dann sprach er rasch weiter, als hätte er mehr Angst davor, die Worte in seinem Innern zu behalten, als sie auszusprechen. »Töte ihn. Wir brauchen seinesgleichen nicht mehr. Töte ihn, und wir werden dich zu einem Land führen, das bereit ist, geerntet zu werden. Wir werden eine gewaltige Jagd abhalten.«
    Devoth sagte nicht, ob er einverstanden war, doch er zog sein Schwert aus dem Steinboden. Falls ziehen das richtige Wort dafür war. Es war, als wäre seine Hand eben noch leer gewesen, und dann lag die schwere, gekrümmte Klinge darin. Erst in der Totenstille danach, während Devoth sich von den Zuschauern betrachten ließ, wurde Dariel bewusst, dass er tatsächlich die ganze Bewegung gesehen hatte. Es war kein magischer Trick gewesen. Es war einfach nur die geschmeidigste, schnellste Bewegungsfolge, die er je gesehen hatte. Kein Marah war so schnell. Nicht einmal Mena war so schnell. Und auch kein Numrek.
    Sire Neen fand seine Stimme wieder. Er legte seinen überheblichen Tonfall ab und versuchte, Devoth mit einer neuen Taktik zu besänftigen. Eigentlich hätte Dariel die Übersetzung nicht gebraucht, aber Rialus machte weiter. »Neen bittet um einen Augenblick Geduld, damit sie sich vollständig austauschen können. Sie missverstehen einander. Die Numrek bringen etwas durcheinander. Nichts von alledem ist, wie es sein sollte. Es sind Fehler gemacht worden. Sie sollten sich zusammensetzen und zum gegenseitigen Nutzen miteinander reden.«
    Als Devoth einen Schritt auf Neen zumachte, bellte der Gildenmann einen kurzen Befehl. Die Reihe der Bogenschützen riss die Waffen hoch. Devoth blieb stehen. Obwohl er den Numrek in vielerlei Hinsicht ähnelte, war sein Gesicht ausdrucksvoller; das war auch der Grund, warum das Grinsen, das es spaltete, so befremdlich war. Entweder er verstand die Drohung nicht, oder sie gefiel ihm. Er hob seine Klinge, streckte sie zur Seite und trat vor.
    Ein Bogenschütze schoss. Dariel hatte die Pfeile von nahem gesehen und wusste, dass diese Waffen zum Töten geschaffen worden waren. Die Spitze des Geschosses war gezackt wie ein Korkenzieher, so dass der rasiermesserscharfe Stahl in seinem Ziel einen verdrehten, sich verbreiternden Weg nehmen würde. Der Schuss war perfekt gezielt. Der Pfeil bohrte sich in Devoths Brust und verschwand bis zur Befiederung darin. Gewiss hatte er das Herz zerfetzt und war am Rücken wieder ausgetreten. Devoth nahm den Treffer im Stehen hin, doch sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Er sank auf ein Knie und stürzte dann – während seine lärmenden Begleiter ihn umringten – zur Seite.
    Die Massen im Schatten brüllten auf. Die Männer um Devoth beugten sich über ihn und richteten sich wieder auf und schrien den Gildenmännern etwas zu, bei dem es sich um wüste Beschimpfungen handeln musste. Sire Neen sprach in die Verwirrung hinein. Ishtat-Soldaten mit Schwertern umringten ihn, doch er ließ nicht zu, dass sie ihn fortzogen. Er schien überzeugt, dass er das Geschehen unter Kontrolle bringen konnte. Die Bogenschützen legten Pfeile auf die Sehnen, die ganze Kompanie machte sich kampfbereit. Mehrere der Wachen in Dariels und Rialus’ Nähe befolgten Befehle, ohne auf die beiden Gefangenen zu achten. Die Numrek beobachteten dies alles wortlos. Calrach verschränkte die Arme und schien zufrieden damit, einfach nur abzuwarten.
    Was als Nächstes geschah, raubte Dariel das bisschen Atem, das er noch hatte. Auf Sire Neen schien es die gleiche Wirkung zu haben; er klammerte sich an den Wachen um ihn herum fest, als sei er kurz davor, ohnmächtig zu werden.
    Devoth erhob sich. Er sog in großen Zügen die Luft ein. Seine Begleiter halfen ihm auf die Beine. Sobald er es geschafft hatte, stieß er sie brüllend weg und stand schwankend da. Die Ishtat-Bogenschützen, die freie Sicht auf ihn hatten, ließen ihre Bogen sinken. Vor ihrer aller Augen griff Devoth hinter sich, brach die Pfeilspitze ab, die aus seinem Rücken ragte, und zog dann mit der anderen Hand den Schaft aus seiner Brust. Er warf beides weg.
    Es war eine lässige Bewegung, voller Abscheu, doch gleich wurde er von Krämpfen geschüttelt. Zwar blieb er auf den Beinen, aber er bebte und zuckte und schleuderte seine Gliedmaßen in alle Richtungen. Er brabbelte, schrie, ächzte. Ein

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