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Acacia

Titel: Acacia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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abzuwenden, wusste Aliver, dass in den anderen Käfigen das Gleiche geschah.
    Das Tier war gewaltig. Der große Abstand vermochte nicht darüber hinwegzutäuschen. Seine Augen saßen dicht beieinander über der Schnauze, Jägeraugen mit scharfer Fernsicht. Die Vorderbeine ähnelten denen eines Schweins, mit Schultergelenken aus Muskeln und Knochen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Der obere Teil des Rückgrats ragte empor, als wollten die Wirbel das Fleisch durchbohren. Rückenkämme liefen zum Hinterteil, das viel niedriger war, mit kurzen, gedrungenen Beinen, deren Sehnen und Muskeln sich deutlich abzeichneten. Es waren Läuferbeine. Eine natürliche Panzerung aus dicken Platten, die ungeheuren, abgeschmirgelten Warzen glichen, schützte den größten Teil des Rumpfes.
    Aliver wusste, was er da vor sich sah. Die Tiere, über die gemunkelt worden war. Die Waffe, die einige wenige beim Namen genannt, die jedoch noch niemand vernünftig beschrieben hatte. Eine widernatürliche Lebensform, schlimmer, viel schlimmer als ein Laryx. Ein Geschöpf übelster Zauberei. Er gab den Truppen den Befehl zurückzuweichen. Vielleicht war es gar nicht nötig, gegen diese Bestien zu kämpfen. Der Abstand betrug mehrere hundert Schritte. Wenn es der Armee gelang, sich unauffällig über die nächste Anhöhe zurückzuziehen …
    Das Tier, das seinen Käfig als Erstes verlassen hatte, brüllte. Die drei anderen gaben ihm Antwort. Alle vier hoben witternd die Köpfe. Sie fassten die vor ihnen auf dem Hang aufgereihten Menschenmassen ins Auge. Der Anblick versetzte sie in Erregung. Die Wärter in den braunen Lederkleidern drückten sich mit abwehrend erhobenen Langspießen an die Käfigseiten, doch die Tiere beachteten sie nicht.
    Aliver wiederholte den Rückzugsbefehl. Doch ein solches Manöver war nicht leicht zu bewerkstelligen, nicht wenn so viele Menschen betroffen waren. Die Soldaten hatten sich kaum in Bewegung gesetzt, als die Tiere - die Antoks - lostrabten. Ihr Anblick reichte aus, um die Armee in Panik zu versetzen. Soldaten, die in den Tagen zuvor tapfer gekämpft hatten, machten kehrt und gaben Fersengeld. Einige warfen die Waffen weg und versuchten, über ihre Kameraden hinwegzuklettern, um sich in Sicherheit zu bringen. Alle drei Akaran schrien, sie sollten Ruhe bewahren. Aliver widerrief den Rückzugsbefehl und versuchte stattdessen, die flüchtenden Soldaten neu zu formieren. Sie sollten sich den Tieren mit gezückten Waffen stellen. Einige gehorchten, jedoch nicht alle.
    So kam es, dass die Antoks sie inmitten einer gewaltigen Verwirrung erreichten. Sie stürmten mitten in die dicht gedrängte Menschenmasse hinein. Der Erdboden dröhnte unter ihren gespaltenen Hufen wie eine Trommel und erbebte bei jedem ihrer Schritte. Sie zertrampelten Menschen, warfen sie um, fuhren mit den Hauern von einer Seite zur anderen. Sie rissen alle, die ihnen im Weg standen, vom Boden hoch und schleuderten sie blutüberströmt und schreiend in die Luft. Jedes der vier Tiere zog eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Bisweilen steigerten sie sich in einen solchen Blutrausch hinein, dass sie sich allein von ihrer Nase leiten ließen und wahllos die Richtung änderten, wobei sie in ihrer Raserei auf seltsame Weise wie Welpen wirkten. Dann wieder koordinierten sie ihren Vormarsch und trieben ihre Beute in die Enge wie Schwertfische einen Schwarm Sardinen. Sie waren so schnell, dass den Soldaten keine Fluchtmöglichkeit blieb.
    Die tapfersten traten ihnen mit blanken Waffen entgegen, vermochten jedoch nichts auszurichten. Pfeile und Speere zersplitterten an ihrer Panzerung. Schwertkämpfer konnten kaum nahe genug an sie herankommen, ohne zertrampelt zu werden.
    Eine der Bestien kam so dicht an Aliver vorbei, dass ihm ihr Geifer ins Gesicht spritzte. Als er sich die mit Blut vermischte Flüssigkeit aus den Augen gewischt hatte, wütete das Antok bereits anderswo. Der Blick des Prinzen fiel auf eine Frau, die nur wenige Schritte von ihm entfernt war. Sie saß in seltsamer, gebrochener Haltung aufrecht auf dem Boden. Ihr Unterkörper war in Höhe des Beckens zerquetscht und in den Boden gestampft worden. Tränen standen ihr in den Augen, und ihre Lippen bewegten sich, sagten etwas, das er nicht verstehen konnte. Einzig ihre Arme schienen einem lebenden Menschen zu gehören. Mit der flachen Hand fuhr sie über den Boden, als striche sie ein Laken glatt. Aliver hatte in den vergangenen Tagen schon viele Verwundungen gesehen, doch die

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