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Accelerando

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Titel: Accelerando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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verfügt hättest, als du herausgelassen hast. Und auch deine
Katze haben sie in ihre Überlegungen einbezogen –
schließlich waren Hardware-Tokens in den Fünfzigerjahren
große Mode. Sie sind davon ausgegangen, dass deine Katze den
Schlüssel zu mehreren Kapitaldepots darstellt. Als sich das
Wirtschaftssystem 2.0 durchsetzte, hat sich die Aufregung weitgehend
gelegt, doch einige recht niederträchtige Freaks vom Typ
Verschwörungstheoretiker wollen die Sache nicht auf sich beruhen
lassen.« Sie verzieht das Gesicht zu einem beängstigenden
Grinsen. »Deshalb habe ich deinem Sohn ja auch vorgeschlagen,
dir ein Angebot zu machen, das du unmöglich ausschlagen
kannst.«
    »Und worin besteht es?«, meldet sich eine Stimme
unterhalb der Knieebene.
    »Warum sollte ich das ausgerechnet dir mitteilen?«,
fragt Pamela und stützt sich auf ihren Stock. »Nachdem du
mir meine Gastfreundschaft auf so schändliche Weise gedankt
hast! Von mir kannst du allenfalls ein paar kräftige
Fußtritte erwarten. Wenn dabei doch nur mein Knie mitspielen
würde.«
    Die Katze macht einen Buckel. Vor Angst sträubt sich ihr Fell
so, dass der Schwanz plötzlich buschig wirkt. Amber braucht
einen Moment, bis sie merkt, dass die Katze nicht auf Pamela, sondern
auf etwas hinter ihr reagiert. »Ist durch die Domänenwand
gekommen. Von außerhalb. Sehr kalt. Was ist das?«
    Als Amber sich umdreht, um dem Blick der Katze zu folgen, klappt
ihr Kiefer herunter. »Hast du Besucher erwartet?«, fragt
sie Sirhan unsicher.
    »Besu…« Als er sich umdreht, um nachzusehen, was
die Blicke aller auf sich zieht, erstarrt er. Am Horizont zeichnet
sich eine künstliche Morgendämmerung ab: Es sind die
Fusionsfunken eines Raumfahrzeugs, das gerade die Umlaufbahn
verlässt.
    »Das sind Geldeintreiber.« Pamela legt den Kopf
schräg, als lausche sie auf einen uralten Kopfhörer mit
Schallverstärkung über die Ohrknöchelchen. »Die
sind hier, um in deinen Erinnerungen zu graben, Liebes«,
erklärt sie mit gerunzelter Stirn. »Sie sagen, wir
hätten fünf Kilosekunden, um mit allem herauszurücken.
Andernfalls wollen sie dies hier in Schutt und Asche
legen…«
     

     
    »Ihr alle steckt in einem Riesenschlamassel.« Der
Orang-Utan gleitet geschmeidig an einer gewaltigen Rippe herunter, um
gleich darauf recht unelegant vor Sirhan zu landen, der angewidert
zurückzuckt.
    »Du schon wieder! Was willst du diesmal von mir?«
    »Nichts.« Der Affe ignoriert ihn. »Amber, Zeit,
dich mit deinem Vater in Verbindung zu setzen.«
    »Tja, aber wird er auch kommen, wenn ich ihn rufe?«
Amber starrt den Affen an. Ihre Pupillen weiten sich. »He, du
bist doch nicht etwa…«
    »Du!« Sirhan funkelt den Affen böse an. »Hau
ab! Ich hab dich nicht hierher eingeladen!«
    »Weitere ungebetene Gäste?« Pamela zieht eine
Augenbraue hoch.
    »Doch, hast du.« Der Affe grinst Amber an, hockt sich
auf den Boden, keckert leise vor sich hin und winkt der Katze zu, die
sich hinter einem der eleganten silbernen Servierroboter versteckt
hat.
    »Manfred ist hier nicht willkommen. Und diese Frau auch
nicht«, flucht Sirhan und sucht Pamelas Blick. »Wusstest du
davon? Oder von den Geldeintreibern?« Er deutet auf die Fenster.
Inzwischen wirft der Antriebsstrahl des Raumfahrtzeugs zackige
Schatten: Es verlässt jetzt die Umlaufbahn und nähert sich
dem Horizont. Wenn es das nächste Mal im Blickfeld auftaucht,
wird das mit einer Hyperschallwelle in Wolkenhöhe einhergehen.
Und diese Welle wird die Menschen da unten so erfassen, dass diese
Gangster den Raubüberfall vermutlich erfolgreich zu Ende bringen
können.
    »Ich?« Pamela schnaubt wütend. »Sei doch nicht
kindisch.« Argwöhnisch beäugt sie den Affen. »Hab
ja gar nicht so viel Kontrolle über die Situation. Und was die
Geldeintreiber betrifft, so würde ich sie nicht auf meine
schlimmsten Feinde loslassen. Ich hab ja erlebt, was solche Dinge
anrichten können.« Ihre Augen blitzen vor Zorn auf.
»Werd endlich erwachsen!«
    »Ja, beeil disch doch bitte damit!«, sagt eine andere
Stimme in Sirhans Rücken. Die Frau, die sich gerade zum ersten
Mal gemeldet hat, spricht mit leicht heiserer Stimme und
französischem Akzent. Er dreht sich zu ihr um: Sie ist
groß, hat schwarzes Haar, trägt einen dunklen
Männeranzug von altmodischem Schnitt und eine verspiegelte
Brille. »Ah, Pamela, ma chérie! ’aben schon
lange keinen Zickenkrieg mehr miteinander ausgetragen.« Ihr
Grinsen wirkt beängstigend, aber sie streckt Pamela

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