Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
Naturtalent“, meinte der Kleine.
Kira stieß Jason mit der Schulter an. „Das kriegen wir schon hin.“
„Vielen Dank, Schwester Margret“, meinte Jason trocken. „Unterrichten Sie diese Kinder auch in Verhandlungstaktik?“ „Travis hat da ein ganz natürliches Talent“, entgegnete die Schwester lächelnd. „Vielleicht wird er eines Tages ein großer Verkäufer. Für Autos zum Beispiel ... oder für Sumpfland in Florida.“ Die Nonne zuckte die Schultern. „Ich denke, beides ist möglich.“
Kira und Jason lachten, denn sie wussten, dass die Schwester recht hatte.
„Ich nehme an, wir müssen Kostüme tragen“, sagte Kira.
„Selbstverständlich“, erwiderte die Nonne. „Folgen Sie mir bitte.“
Jason versuchte, Richtung Ausgang zu entkommen, aber Kira ergriff seinen Arm und zog ihn mit sich hinter die Bühne.
Ihr Kostüm war türkis, und als die Schwester ging, flüsterte Kira Jason ins Ohr, dass sie schon genau wisse, was sie darunter tragen werde.
Doch Jason war viel zu sehr damit beschäftigt, düster dreinzuschauen als anzubeißen. „Ja, klar, und ich trage eine burgunderfarbene Kutte, und es ist mir völlig egal, was ich darunter anhabe.“
„Nichts“, flüsterte Kira. „Das würde mich ziemlich anmachen.“
Jason hob den Kopf, und Kira war sich sicher, dass sein Radar wieder funktionierte.
Beim Abendessen ließ Jason eine Schimpfkanonade über seinen Schleier los, „oder wie immer man das Ding nennt, das ich auf dem Kopf tragen muss“. Dann meckerte er weiter über seine Kutte, den juckenden Bart und unterhielt so Kira und seine Großmutter während des ganzen Essens.
„Hör auf zu lachen“, sagte Jason zu Kira. „Das ist überhaupt nicht lustig. Du musst dich jedenfalls wie eine Jungfrau benehmen!“
Kira hob das Kinn. „Hast du einen Grund zu der Annahme, dass ich nur so tue?“
Grams Gesicht war plötzlich genauso rot wie das ihres Enkels.
Am Tag der Veranstaltung herrschte überall Lampenfieber und schlechte Laune - und die Jungen waren völlig aus dem Häuschen. Soweit es sie betraf, war das Beste an der Sache, dass die Schwester den „Engeln“ unter ihnen erlaubt hatte, sich auszusuchen, welche sie darstellen wollten.
Der Engel der gegenwärtigen Weihnacht war ein weinroter Dinosaurier namens Larry.
Brad Davies, der Raufbold, den Jason zum Kapitän der Hockeymannschaft gemacht hatte, spielte Scrooge, einen Investmentbanker.
„Du bist so geizig, Scrooge“, sagte Larry. „Nicht mal an Weihnachten spendest du St. Anthony's Geld!“, rief er - und fiel von der Bühne.
Scrooge half dem gefallenen Dinosaurier wieder auf die Beine.
Larry rückte seinen riesigen Pappkopf zurück und räusperte sich. „Du hast zwar Geld, aber niemanden, den du liebst, Scrooge. Wie wäre es, wenn du einen kleinen Jungen adoptierst und dann jeden Tag Weihnachten feiern kannst?“
Der Vorhang schloss sich, damit umgebaut werden konnte.
Der Engel der zukünftigen Weihnacht, ein Zauberer mit einem Umhang und geliehener Brille, durch die er nichts sehen konnte, rannte Scrooges Grabstein über den Haufen und sagte seinen Text auf, wobei er den Esel anstarrte: „Scrooge, wenn du dich nicht änderst und zu Großzügigkeit und Liebe findest, wirst du einsam und verbittert sterben. Und kleinen Jungen wie Tiny Tim steht eine traurige Zukunft bevor.“
Tiny Tim, der von Zane gespielt wurde, zog einen roten Leiterwagen voller leerer Getränkedosen über die Bühne.
Wieder schloss sich der Vorhang zu einem längeren Umbau.
Travis, der hockeyspielende Engel der vergangenen Weihnacht, brachte Scrooge in der Zeit weit zurück bis zu Christi Geburt.
„Das ist eine echte Familie“, sagte Travis. „Sieh nur, wie Maria versucht, ihr weinendes Baby zu beruhigen, und wie Josef ihr dabei hilft.“
Okay, dachte Kira, Travis hatte, was den Text anging, ein bisschen improvisiert.
Aber das Baby hatte plötzlich angefangen zu schreien, und nach ihren eigenen erfolglosen Versuchen, es zu beruhigen, hatte Jason es ihr abgenommen und an seine Schulter gelegt.
„Siehst du, Josef kümmert sich um einen Jungen, der gar nicht sein eigener ist , fuhr Travis fort. „Einen Jungen, der immer versuchen wird, gut zu sein und seine neuen Eltern stolz zu machen.“
„Ich muss mal aufs Klo“, sagte ein vier Jahre altes Schaf, also lief Kira mit ihm los, während alle darauf warteten, dass es weiterging.
Jason zeigte mit den Daumen nach oben, als Kira zurückkam, und sie erwiderte die Geste. Er hatte ihr
Weitere Kostenlose Bücher