Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
seinem Büro und wünschte sich, er könnte diesen verdammten Stock aus irgendeinem Fenster werfen. Zum Glück konnte man keins von seinen Fenstern öffnen, weder das kleine Oval in der Ecke noch das kostbare Buntglasfenster, eine Tiffanyarbeit, hinter seinem Schreibtisch. Verdammter Stock!
Konnte Kira ihn nicht einfach mit irgendeinem Zauber heilen? Was Schmerzen anging, hatte sie das ja schon geschafft.
Besaß sie tatsächlich irgendwelche magischen Kräfte? Und war sie wirklich so unschuldig, wie sie schien?
Wenn er nicht ihr Boss wäre, würde er es vielleicht kurzerhand mit einer Art Schocktherapie versuchen herauszubekommen, indem er zum Beispiel das Oberteil ihres trägerlosen Kleids einfach herunterzog.
„Lass das bloß bleiben, Junge“, murmelte Jason, rieb sich den Nacken und wandte sich seinem Schreibtisch zu. „Hilf lieber, die Stiftung zu retten.“
Er setzte sich und sah die Papiere durch. Dabei fand er Kiras Bewerbung.
Beeindruckend!
Vielleicht war unschuldig nicht das richtige Wort gewesen. Und viktorianisch auch nicht. Kira Fitzgerald schien mehr dem sogenannten Gilded Age, dem Vergoldeten Zeitalter, der Blütezeit der amerikanischen Wirtschaft, entsprungen zu sein: sanft -daran erinnerte er sich gut -, weiblich, sexy und in einer Weise ausgestattet, die einen Mann in die Knie gehen ließ. Doch mit festem Rückgrat, entschlossen und bereit, mit erhobenem Kopf und Auge in Auge dafür zu kämpfen, woran sie glaubte.
Er sah hinüber zu dem Porträt über dem Kaminsims aus rotem Marmor. Wie die Frau in ihrem Ballkleid aus den fröhlichen Neunzigern des 19. Jahrhunderts, die sein Büro von dort oben betrachtete, so mochte auch Kira Fitzgerald einen Mann zu ihrem Leibeigenen machen können und ihn erst wieder aus ihren Fingern lassen, wenn es ihr gefiel. Und die meisten Männer würden sich mit Wonne darauf einlassen, darin schwelgen und hoffen, dass es nie ein Ende fände.
Soll sie es doch versuchen, dachte Jason und verbat sich, instinktiv ein Bitte hinzuzufügen.
Er fluchte. Das ganze Haus ging ihm auf die Nerven. Es gab keine andere Erklärung. Er wünschte, sie wären nicht gezwungen gewesen, die Büros der Stiftung dort unterzubringen. Es war ihm einfach zu persönlich, und gerade unter diesen Umständen war es ganz sicher auch nicht gut.
Früher waren die Büros ganz offensichtlich einmal private Räume gewesen - seins das Wohnzimmer, während sich im angrenzenden Büro seiner Koordinatorin das Schlafzimmer befunden haben musste, was das Bad erklärte, in dem noch eine alte Badewanne auf Löwenfüßen stand.
Jason stellte sich vor, wie Kira sie benutzte. Die roten Locken feucht und auf ihrem Kopf zusammengedreht, Schaum auf ihren vollen runden Brüsten.
Wie die madonnengesichtige Schöne aus dem Vergoldeten Zeitalter über dem Kaminsims machte auch Kira Fitzgerald, die erotischste Hexe im ganzen Osten, den Eindruck, dass sie nur darauf wartete, freigelassen zu werden ... oder geweckt.
„Nicht zu fassen! Das wäre ja nun wirklich das Allerletzte.“ Die Uhren im ganzen Haus schlugen gleichzeitig - über, unter und neben ihm, und Jason raffte schnell seine Notizen zusammen. „Toller Anfang, Iceboy. Gleich zum ersten Meeting an deinem ersten Arbeitstag kommst du zu spät. So wirst du die Hexe ganz bestimmt beeindrucken.“
Er hörte, wie ihre Tür, die zum Flur führte, geschlossen wurde, und dann das Klacken ihrer hohen Absätze. Er nahm seine Sachen, öffnete die Tür zwischen ihren Büros und ging hinüber zu ihrem Papierkorb. Der Inhalt stank so sehr, dass er den Atem anhalten musste. Dann fischte er einen kaum verbrannten Fetzen heraus ... Es war eine Einladung zu ihrer Hochzeit... Für gestern! Oh verfl ... Zerrissene Briefumschläge mit Adressen. Hochzeitseinladungen, die nie zur Post gegangen waren, also war die Hochzeit abgesagt worden.
Jason fragte sich, warum, aber er wusste instinktiv, dass Charlies Unterleib irgendetwas damit zu tun hatte.
Kein Wunder, dass sie manchmal so unausgeglichen war, in der einen Minute kämpfte sie, und in der nächsten schien sie so verletzlich.
Arme kleine Hexe ... bleib mir bloß mit deinem rachelüsternen Zauberstab vom Leib.
„Er ist einunddreißig, Single und reines Dynamit“, erklärte Michaela Dennison gerade, als Kira den Sitzungsraum betrat.
Die Entwicklungsdirektorin sprach offenbar von Amerikas bestem Küsser und grübelte ohne Zweifel darüber nach, wie sie ihn als ihren - sehr persönlichen - Assistenten einsetzen
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