Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
konnte.
„Ja“, erwiderte Kira und sah in ihrer Mappe nach, ob sie die Einladung für die Geistertour mitgebracht hatte. „Aber pass auf, seine Menschenfuhrung ...“
Jason betrat den Raum und warf ihr einen schrägen Blick zu. „... seine Führungsqualitäten sind nicht zu schlagen“, beendete Kira ihren Satz.
Was für ein Blick. Geradezu geladen vor Elektrizität. Er betrachtete sie mit einem kurzen Knurren und einer angehobenen Augenbraue. Okay, er nahm ihr den Spruch also nicht ab.
Sie musste ernsthaft darüber nachdenken umzuziehen, denn so würde sie nicht einmal abends Ruhe vor ihm haben, wenn sie zu Hause war. Allerdings war es für sie wichtiger, Ruhe vor der nächsten Miete zu haben als vor dem Wolf.
Natürlich hatte ihr bescheuerter Bräutigam sich geschickt aus der Affäre gezogen, als es um die nicht rückerstattbaren Ausgaben für die geplatzte Hochzeit ging - was für eine Überraschung! und sie konnte sich damit kaum an ihre Eltern wenden, die gerade ihr sechstes Kind durch die Privatschule bringen mussten.
Nachdem alle an dem Sitzungstisch aus grünem Marmor Platz genommen hatten - Goddard war der einzige Mann im Raum -, räusperte sich Bessie, stand auf und schien ihm die Show stehlen zu wollen.
Jedenfalls schien er das zu glauben, denn er musterte sie erstaunt.
„Sie alle kennen meinen Enkel“, begann sie, „allerdings wissen Sie nicht, dass er neben seinem Job als Direktor des Bereichs Veranstaltungen auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende ist.“
Goddard warf Bessie einen Blick zu, der Bände sprach. Aber die alte Dame lächelte nur und gab ihm ein Zeichen, dass er übernehmen solle.
Goddard ergriff das Wort, aber er verhielt sich nicht wie der große Wohltäter, der gekommen war, um die Stiftung zu retten. Er erwähnte weder seinen Ruhm noch seine Verbindungen oder was er damit alles würde erreichen können.
Eins zu null für den Sportler.
Als er dann erklärte, wie er die Stiftung einschätzte, begriff Kira plötzlich, warum Bessie der Meinung war, er könne genau der richtige Mann sein, um Pickering aus der Talsohle herauszuführen.
Jason Goddard wusste, wovon er sprach, und er wirkte äußerst entschlossen. Er strahlte Charisma aus, schwor, hart arbeiten zu wollen, bat alle um ihre Mithilfe. Mindestens acht der zehn Frauen am Tisch begannen sich allmählich von ihm umgarnen zu lassen, sodass eigentlich nur Jasons Großmutter und Kira noch gesunden Menschenverstand an den Tag legten.
Für sich selbst würde Kira allerdings nicht für immer die Hand ins Feuer legen wollen.
Vier
KIRA VERSUCHTE, SICH zusammenzureißen und sich nicht der Flut ihrer Hormone hinzugeben.
Sie ermahnte sich, nicht zu vergessen, dass Prince Charming in Wirklichkeit auch nur eine Pfeife war, egal, wie umwerfend erotisch er auch in diesem Moment wirken mochte. Er war ein Naturtalent, wenn es um Verführung ging. Immer unwiderstehlich, meistens unzuverlässig. Eigentlich war er einer von diesen warzenverursachenden, schleimigen, kleinen grünen Typen, die auf einem Seerosenblatt saßen.
„Jedes der Anwesen ist zurzeit eher eine Belastung als von irgendeinem Wert“, erklärte Goddard und lenkte damit Kiras Aufmerksamkeit wieder auf das Thema des Meetings. „Und das müssen wir ins Gegenteil verkehren. Der Gewinn, den wir normalerweise verschenkt haben, meistens an St. Anthonys, wird im Moment von den steigenden Renovierungskosten verschlungen.“
Es fiel Kira unglaublich schwer, ihn sich als Frosch vorzustellen. Dafür sah er viel zu toll aus und wirkte viel zu überzeugend.
„Außerdem müssen wir das Image der Stiftung verbessern“, fuhr er fort, „denn die Leute unterstützen lieber eine erfolgreiche Organisation. Ich habe da ein paar Ideen, wie und wo wir damit beginnen können.“
Ah, jetzt kommen sie, dachte Kira. All die Gründe, warum sie den Quakhals am liebsten auf eine Scheibe Wachs geheftet und mit der Sektion begonnen hätte.
An ihr würde es wieder hängen bleiben, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Und sollte es sich bei seinen Ideen erneut um so etwas Ähnliches handeln wie die Geistertour auf Rainbow's Edge, würde sie ihr Skalpell schon sehr bald zücken.
„Alles in allem wird die Arbeit bei der Pickering-Stiftung zu einer einzigen großen Party werden“, meinte Goddard. „Und was kann man sich Besseres wünschen?“
„Partymurmelte Kira.
„Was sagten Sie?“, hakte er sofort nach.
Überrascht sah sie auf. „Ich ... plane die Party.“
„Ja, genau
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