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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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ein guter Mann, aber manchmal macht mich traurig, was er tut. Er versucht, die Kinder zu reinigen, indem er ihnen ein anderes Leben zeigt. Aber dazu ist es zu spät, Inspector. Legt man ein frisches Laken auf ein schmutziges Bett, ist das Bett immer noch schmutzig.«
    »Waren Sie ein Straßenkind?«
    Obi starrte Dawson an. »Sir, der Herr segnete mich, als ich jung war, und nahm mich von der Straße. Und er segnete mich noch einmal, als er mich zu Dr. Botswe führte.«
    »Warum können Sie kein Mitleid mit den Straßenkindern empfinden, wenn Sie selbst eines waren?«
    Plötzlich blitzte Zorn in Obis Augen auf. Seine Stimme wurde schrill und brüchig. »Nennen Sie mich nicht so!«
    Er stand auf, und sogleich richtete sich auch Chikata auf.
    »Setzen Sie sich, Obi«, sagte Dawson.
    Obi gehorchte, atmete aber zu schnell. »Verzeihung, Sir.«
    »Schon okay. Sie sagen, dass Sie manchmal traurig stimmt, was Dr. Botswe macht. Meinen Sie damit, dass er die Kinder in sein Haus holt?«
    Obi umklammerte die Tischkante so fest, dass seine Nagelbetten blutrot anliefen. »Frevel, Lasterhaftigkeit und Schmutz besudeln solch ein Heim.« Sein Kinn und die Unterlippe bebten. »Haben Sie das Haus des Doctors gesehen? Haben Sie gesehen, wie ich es sauber mache, es noch viel schöner mache als selbst die beste Lighthouse-Kirche? Dieses Haus ist ein Tempel, Inspector!
    Und dann bringt er diesen Schmutz herein, diesen Unrat von der Straße, den er in den makellosen Laken schlafen lässt, die ich mit eigenen Händen gewaschen habe. Nein. Diese Kinder gehören hier nicht hin. Sie gehören in die Abwassergräben, die Latrinen. Mehr sind die nicht wert. Sollen sie da bleiben, sich in der Korle-Lagune suhlen und aus ihr fressen wie die Schweine.«
    Dawson schüttelte langsam den Kopf. »Falls es eine Höllegibt, werden Sie dort hinkommen, und Dr. Botswe im Himmel wird Sie nie wieder eines Blickes würdigen.«
    Obi senkte das Haupt. »Mein lieber Inspector, mein Herz weint um Sie. Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden. Haben Sie sich dem Herrn geöffnet? Gehen Sie in die Kirche?«
    Dawson verzog das Gesicht. »Glauben Sie, dieser Erlösungsquatsch täuscht mich? Sie sind ein psychopathischer Mörder, Obi, schlicht und einfach. Ihr ganzes religiöses Gerede ist nur eine Maske, Schwindel. ›Sich dem Herrn öffnen?‹ Davon glauben Sie doch selbst kein Wort. Sie sind ein Lügner , genau wie jeder andere Psychopath. Sie kleiden Ihre Morde in hehre Worte, doch es ist eigentlich ganz simpel. Ihnen macht das Töten Spaß. Und Teenager kitzeln den Mörder in Ihnen heraus.«
    Über den Tisch hinweg starrten sie einander an.
    »Sie sind so leicht zu bekommen, diese Kinder«, sagte Obi schließlich leise. »Man braucht bloß zum Novotel-Parkplatz zu gehen, zur Tudu Road oder zum alten UTC-Gebäude. Da treiben sie sich zu Hunderten herum. Man sucht sich eines von ihnen aus, geht hin und fragt: ›Willst du dir ein bisschen Geld verdienen? Komm und putz bei mir zu Hause.‹ Sie sind so arm, so verzweifelt, dass sie sofort mitgehen. Selbst wenn man ihnen nichts als eine Fahrt in einem hübschen Wagen anbietet.«
    »Haben Sie nie Angst gehabt, dass jemand sieht, wie Sie ein Kind mitnehmen?«
    »Na und?« Obi lachte hämisch. »Ich bitte Sie, Inspector Dawson, lassen Sie mich Ihnen etwas erzählen, was Sie inzwischen selbst wissen sollten. Accra ist ein idealer Ort zum Morden. Es ist so dunkel und still bei Nacht. Obdachlose schlafen überall. Wer weiß schon, dass sie da sind, und wen schert’s? Wer würde irgendwas melden? Alle fürchten sich vor Ihnen, der Polizei. Man sagt, wer zur Polizei läuft und etwas meldet, wird selbst verhaftet. Ich könnte eines dieser Müllkinder direktneben den Schlafplätzen der anderen umbringen und weggehen, ohne mir Sorgen zu machen. Es kümmert keinen.«
    Dawson wollte nicht glauben, dass Obi recht hatte.
    »Wenn ich so jemanden in die Lagune, auf die Latrine oder auf den Müll werfe«, fuhr Obi fort, »muss ich mir überhaupt keine Gedanken machen. Ich gehe wieder ins Bett und kann ruhig schlafen. Denken Sie etwa, zu mir würde ein Polizist kommen? Pah!«
    Dawson neigte sich über den Tisch so nahe zu Obi hinüber, dass der zurückwich.
    »Aber Obi, Sie Narr«, flüsterte er, »genau das habe ich getan. Ich bin gekommen und habe Sie mir geschnappt.«
    Obi schluckte.
    »Sie waren es, der in Dr. Botswes Sprichwörterbuch gelesen und sich daraus die Anregungen geholt hat«, sagte Dawson. »Sankofa, der Vogel mit dem nach

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