AC/DC - Maximum Rock N Roll
da die Explosionsgeräusche die Pferde in den nahe gelegenen Ställen verrückt gemacht hatten. Dennoch zeigten sich die Stones bei dieser pompös ausgestatteten Show auf dem düsteren Zenit ihres Schaffens.
Vor allem lebten sie mit jeder Faser ihres Körpers das, was ihr Image vermittelte. Bei einer Pressekonferenz geriet ein schlecht gelaunter Keith Richards mit einer Journalistin aneinander, die ihm gesagt hatte, er sähe aus wie Dresden nach der Bombardierung. Richards fauchte zurück, sie selbst sei auch nicht gerade ein toller Anblick. Seine Abwehrhaltung war perfekt. Die Stones waren wirklich eine großartige Band.
1973
Angus bei Kantuckee, Sydney.
3. Kapitel
Der siebte Sohn
Angus Young machte nicht gerade einen entgegenkommenden Eindruck, als Herm Kovac zum ersten Mal bei den Youngs in Burwood an die Tür klopfte.
Herm Kovac: »Da stand ein kleiner Skinhead, der fieseste, gemeinste Typ, den man sich vorstellen kann, mit rasiertem Kopf, und raunzte: ›Was wollt ihr?‹ Als er das sagte, trat ich tatsächlich einen Schritt hinter Les [Hall], weil ich dachte, gleich schlägt mir der Kerl die Rübe ein. Ich sagte: ›Wir wollen Malcolm besuchen.‹ – ›Na schön, kommt rein.‹ Der kleine Skinhead blieb aber weiter in unserer Nähe. Er hatte diese Springerstiefel an, das volle Programm. Er rief: ›Ey! Kommt mal hier rein!‹ Wir also in sein Zimmer, und er stöpselt seine SG [Gibson-SG-Gitarre] ein und legt los. Springt auf die Kommode, reißt die Beine hoch, springt aufs Bett, hüpft wie ein Gummiball durch den ganzen Raum und fragt dann: ›Na? Was sagt ihr?‹ Klugscheißer, der ich war, meinte ich nur: ›Kannst du auch ein paar Akkorde?‹«
Kovac hatte allen Grund, von Angus’ Äußerem eingeschüchtert zu sein. Anfang der Siebziger suchten die Sharpies oder Sharps, eine etwas flotter gekleidete Version der englischen Skinhead-Bewegung, nicht nur die Tanzveranstaltungen in Sydney und Melbourne heim, sondern auch die Züge und Bahnhöfe. In Hornsby, einem der nördlichen Vororte Sydneys, versammelten sich bis zu 400 dieser Jungs. Weitere Hochburgen der Bewegung waren Burwood, Strathfield, Campsie und Town Hall in der Innenstadt.
Auch wenn Angus vielleicht nur so aussah, mit seinem Jähzorn und der Zähigkeit eines Pitbulls war er trotz seiner geringen Größe ein guter Begleiter, wenn es an Samstagabenden Ärger gab.
Angus wurde am 31. März 1955 geboren und war der siebte Sohn der Familie – eine Position von großer mythologischer Bedeutung. Gerade die Blueslegenden schreiben diesen Menschen oft besondere Kräfte zu. Seine Geburt fiel zudem in dasselbe Jahr, in dem Little Richard sein wildes »Tutti Frutti« aufnahm.
Ursprünglich spielte Angus ein extra für ihn entworfenes Banjo, dann bekam er von seiner Mutter die erste richtige Gitarre und fing schon bald an, das nachzuspielen, was zu Hause lief.
Angus: »Als Kind hörte ich vor allem Sachen von Chuck Berry und Little Richard, weil meine Brüder diese Platten ständig auflegten. Ich würde sagen, von Chuck Berry habe ich mir als Erstes Sachen abgeguckt. Das Erste, was ich überhaupt je gespielt habe, war ein Blues-Zwölftakter. Einer meiner Brüder, Alex, zeigte mir ein paar Licks. Das war vermutlich der einzige Unterricht, den ich je hatte!«
Nach einigen hitzigen Auseinandersetzungen erbte Angus eine alte Höfner-Gitarre von Malcolm, der nun die Gretsch verwendete, die Harry Vanda ihm geschenkt hatte. Er stöpselte sie an einen 60-Watt-Verstärker und konnte es ab sofort auch krachen lassen.
Wie Malcolm war Angus ein Autodidakt, der jeden Tag nach der Schule auf seiner Gitarre übte. Sein Fleiß machte sich bezahlt. Obwohl auch er mit Surf-Instrumentals begann, hatte er sich schon mit elf Jahren bis zu Jimi Hendrix vorgearbeitet. Seine Freunde mühten sich derweil noch damit ab, Top-40-Songs für sich zu erschließen.
Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er mit 13 in einem Coffeeshop. Aber sein offizielles Debüt fand in einer Kirche in der Nähe statt, wo er kurzfristig für einen Freund einsprang und dann so laut spielte, dass er sämtliche Besucher verscheuchte.
Die erste Platte, die er sich kaufte, war die Single »Club A Go-Go« von den Animals, gefolgt von »I’m A Man« von den Yardbirds. Er mochte sie wegen ihrer Bodenständigkeit. Ihn faszinierte aber auch der futuristisch-schräge Gitarrensound in »I’m A Man«. Davon abgesehen stand er auf australische Bands wie die Missing Links und die Loved Ones, weil
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