AC/DC - Maximum Rock N Roll
den Bahamas zurück, wo bereits die Aufnahmen für Back In Black stattgefunden hatten.
Dieses Album wollten sie selbst produzieren. Malcolm sollte den Hauptanteil der Arbeit übernehmen, mit etwas Unterstützung des »Dutch Damager« und des »Gorgeous Glaswegian« (alias der holländische Zerstörer Harry Vanda und George Young, der schöne Mann aus Glasgow). Tony »Have Ears Will Travel« Platt würde als Toningenieur fungieren und die Aufnahmen abmischen. Insgesamt wurden 13 Tracks aufgenommen, von denen drei bis heute unveröffentlicht sind, darunter »Out Of Bounds« und »Tightrope«.
Nach den ersten Mixen hörten sich die Aufnahmen sehr stark nach Back In Black an, also machte Malcolm noch einmal allen klar, wie er sich den Sound vorstellte: roh und abgespeckt. Als Beispiele zog er »Frankenstein« von Edgar Winter und »Mannish Boy« von der 1977er Muddy-Waters-Platte Hard Again heran.
Tony Platt: »Ich glaube, die Band war der Meinung, dass mit Back In Black das Höchstmaß an Produktionsaufwand für eine Platte von AC/DC erreicht worden sei. For Those About To Rock war ein wenig überproduziert, wenn man bedenkt, wofür die Band steht. Bei Flick Of The Switch wollte man sich wieder auf das Wesentliche beschränken.
Es herrschte die einhellige Überzeugung, dass wir uns ein wenig weiterentwickeln mussten. Kennst du Johnny Winters Version von Muddy Waters’ ›Mannish Boy‹? Wo sie alle im Hintergrund rumschreien? Malcolm hatte gesagt, er wollte versuchen, soundtechnisch den Eindruck zu erzeugen, dass alle im selben Raum spielten. Ich glaube nicht, dass ihm das perfekt gelungen ist.«
Seit die Band das letzte Mal auf den Bahamas war, hatte sich einiges getan – nicht unbedingt zu ihrem Vorteil.
Tony Platt: »Es war kein großer Spaß, diese Platte zu machen. Ironischerweise waren die Umstände noch trauriger als bei Back In Black . Bei Back In Black hatte sich die Band verbissen auf die Umsetzung der Aufnahmen konzentriert. Flick Of The Switch litt irgendwie darunter, dass bei einigen Ernüchterung eingekehrt war.«
Positiv war, dass Brian sich gut etabliert und als Sänger Respekt verschafft hatte, und dass die Band, die noch vor dreieinhalb Jahren von der Hand in den Mund gelebt hatte, nun zu den größten Acts der Welt gehörte. Aber bei Phil Rudd hatte alles seine Spuren hinterlassen.
Der Druck und das Arbeitspensum waren seit Highway To Hell immer größer geworden. Dann kam Bons Tod, der Rudd vielleicht noch ein bisschen mehr mitnahm als Angus. Rudd schleppte diese Belastungen bereits die komplette Back In Black -Tour mit sich herum und auch noch die noch längere Tour zu For Those About To Rock .
»Das Ganze hat mich völlig ausgelaugt«, gestand Phil in Hard Rock France dem Schreiber Phil Lageat im Juni 2001.
In Nassau spielte er, wie üblich, unbeirrbar wie ein Uhrwerk und geradeheraus seine Schlagzeugspuren ein – schließlich war er einer der präzisesten Rhythmusgeber seit Charlie Watts von den Rolling Stones.
Aber sein musikalisches Können war nicht das Problem. Es war eine undurchsichtige Affäre mit jemandem aus dem engeren Familienkreis der Youngs, die für Malcolm das Fass zum Überlaufen brachte. Er und Phil gerieten im Mai in Nassau heftig aneinander. Für den Gitarristen stand danach fest: Rudd sollte das nächste Flugzeug nehmen und sich verpissen. Keine Widerrede.
Angus war am Boden zerstört.
Ian Jeffery: »Es war eine dämliche Sache, die alles ausgelöst hat, aber das Ganze gärte schon eine lange, lange Zeit. Malcolm hat sich da einiges eingeredet. Man darf nicht vergessen, dass Malcolm zu der Zeit schwer an der Flasche hing.«
Phil auf der USA-Tournee, 1980.
Ein weiterer Grund für den Rausschmiss kam erst sehr viel später ans Licht.
»Rudd war auf Drogen und völlig ausgebrannt«, erklärte Malcolm gegenüber KNAC.com am 30. August 2000.
»Wir sollten direkt danach wieder in den Staaten auf Tour gehen«, erzählte Angus Howard Johnson vom Kerrang! am 29. September 1990. »Er wäre durchgedreht und hätte sich selbst oder jemand anderem etwas angetan.«
Wie eine so disziplinierte Band wie AC/DC, die von Malcolm mit eiserner Hand regiert wurde, so sehr die Kontrolle verlieren konnte, ist immer noch ein Rätsel.
Als auf den Bahamas wieder Ruhe eingekehrt war, wurde ihnen der Ernst der Situation bewusst: AC/DC hatten keinen Drummer mehr. Die US-Tour stand bevor, also nutzte die Band ihre Abgeschiedenheit, um die Angelegenheit geheim zu halten.
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