AC/DC - Maximum Rock N Roll
mussten, reichte diesmal ein Termin aus. Wenn mehr gebucht waren, spielten sie am zweiten Abend vor halb leerem Haus.
Phil Carson: »Ich kam zur Show ins Nassau Coliseum, die auf der letzten Tour ausverkauft war. Dieses Mal war es nur halb voll, etwa 8000 Leute. Aber sie haben gespielt, als ob die Hütte brennen würde.«
Die beiden Shows in der Detroiter Joe Louis Arena am 17. und 18. November wurden aufgezeichnet; ein 45-minütiger Mitschnitt davon ging zur Promotion an verschiedene Fernsehsender in Europa. Bei der Gelegenheit drehten sie dort ein zweites Video zu »Nervous Shakedown«. Am 19. Dezember war Tourabschluss im New Yorker Madison Square Garden. Trotz des Rückgangs der Zuschauerzahlen warteten immer noch so viele Fans auf AC/DC, dass der neue Drummer nahezu ehrfürchtig wurde.
Simon Wright: »Wir spielten drei ausverkaufte Abende im Madison Square Garden. Wenn man mal an diese ganzen Menschenmassen denkt …
Ich war komplett überfordert. Ich meine, die Jungs waren gut zu mir, sie haben auf mich aufgepasst. Wenn sie dabei sind, hebt man nicht so schnell ab.«
Machen es sich gemütlich: Cliff, Brian, Angus, Malcolm und Simon Wright in den USA, 1983.
Als ob das Jahr bis dahin noch nicht kompliziert genug gewesen wäre, bekam nun ein weiteres Mitglied aus dem engsten Kreis der Band die Kündigungspapiere. Ian Jeffery hatte immer dafür gesorgt, dass die Band mit beiden Beinen auf dem Boden blieb, und versucht, unter schwierigen Umständen das Beste herauszuholen. Als Manager hatte er die Verantwortung für den Misserfolg zu tragen – so sah es zumindest Malcolm.
Ian Jeffery: »Für mich war das eine traurige Angelegenheit. Mitten in der Tourplanung fuhr mich Malcolm an: ›Du solltest doch auf unserer Seite stehen, du Arschloch!‹ Ich sagte: ›Das bin ich doch! Wenn es keine zwei Shows in einer Stadt gibt, dann gibt es eben keine. Dann gibt es eine Show. Wir müssen doch realistisch bleiben.‹
Als wir in Hartford, Connecticut, spielen sollten, spitzte sich die Situation zu. Malcolm rief mich an und fragte, ob ich in meinem Zimmer sei. Dann kam er rein und sagte: ›Wir brauchen dich nicht mehr.‹ Mir fehlten die Worte. War das wirklich passiert? Hat er das wirklich zu mir gesagt? Was bin ich? Gefeuert? Ich? Keine Ahnung.«
Phil Carson: »Bestimmte Bandmitglieder hatten persönliche Probleme – und das sorgte für eine Menge Paranoia. Sie warfen Leute raus … Phil Rudd musste gehen … Von da an ging es eine Weile ziemlich bergab.«
Das war nur einer der vielen Gründe, warum Europa und Großbritannien die Band für acht Monate nach der US-Tour nicht zu Gesicht bekamen. Kurioserweise fing die Band zwischen Januar und Juni 1984 schon mit dem Songwriting, den Proben und der Vorproduktion für das nächste Album an, obwohl der Vorgänger bislang nur in Nordamerika live zu erleben gewesen war.
Unterdessen wurde Crispin Dye, der vorher für Albert Productions in Europa gearbeitet hatte, zum neuen Manager der Band ernannt.
Während der Tour-Auszeit fand Cliff Williams die Muße, auf Hawaii Demos aufzunehmen und mit seinem früheren Home-Bandkumpel Laurie Wisefield und mit John Andreoni ein Projekt auf die Beine zu stellen. Ihr Album mit elf Songs wurde bei Atlantic eingereicht, aber abgelehnt und blieb bis heute unveröffentlicht. Im gleichen Zeitraum spielte Cliff auch auf Fatal Attraction , der ersten Platte von Adam Bomb.
Im Juli flog die Band für drei Wochen nach Norfolk, England, wo sie im Turm einer Burg für die Europatour probte.
Die Tour umfasste acht Auftritte als Headliner bei den Monsters Of Rock Festivals ab 11. August in Spanien, Schweden – wo es aus irgendwelchen Gründen keine Lightshow gab und die Band im Tageslicht spielen musste -, Deutschland, Italien und Großbritannien, wo sie am 18. August zum zweiten Mal in Donington spielten. In Donington wurden sie begleitet von Van Halen, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe, Gary Moore, Y&T und Accept.
In der Mötley-Crüe-Biografie The Dirt berichtet Nikki Sixx von ihrem damaligen Lieblingszeitvertreib: Leute beißen. Anscheinend hatte Sixx auch Angus gebissen. Malcolm marschierte zur Garderobe von Mötley Crüe, um den hünenhaften Bassisten zur Rede zu stellen.
Nikki Sixx: »Er hat rumgequäkt. Ich weiß gar nicht mehr, was passiert ist. Dann bin ich ihm ein bisschen auf den Pelz gerückt. Ist nicht gerade fair von der Körpergröße her, oder?«
In Castle Donington bewiesen AC/DC mit einer kraftvollen Performance vor 75 000
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